«Okay, ich muss dir jetzt mal was beichten», sagt Sebastian Tigges, der mit Marie Nasemann (33) einen zweieinhalbjährigen Sohn und eine einjährige Tochter hat, beim Spazieren durch Berlin mit Blick in den Kinderwagen, den er vor sich her schiebt. «Wenn wir da jeden Tag Duplo spielen, wenn wir da stundenlang sitzen und ein Haus bauen oder einen Kran oder so – ich find das richtig, richtig langweilig.» Er langweile sich zu Tode, und deswegen hole er auch die ganze Zeit das Handy raus, auch wenn er wisse, dass er das nicht machen sollte, sagt er weiter in dem Video, das er auf Instagram gepostet hat. «Es tut mir leid. Ich hoffe, dass das bald besser wird und dass du dann irgendwie mit geilem Zeug spielen kannst, was mich auch interessiert. Und wir nicht zum zehnten Mal die Burg bauen aus zehn Duplosteinen. Sorry, das musste ich mal loswerden.»
Mit seiner Beichte bringt er uns nicht nur zum Lachen, sondern scheint auch einen Nerv zu treffen, wie ein Blick in die Kommentarspalte zeigt.
In den Kommentaren lassen andere Eltern Dampf ab über Rollenspiele, bei denen sie von ihren kleinen Chefs herumkommandiert werden und nur sagen dürfen, was sie ihnen vorgeben, über stundenlanges Anschubsen beim Schaukeln, über Vorführungen ohne Drehbuch, die sie «geniessen» müssen, übers Verstecken spielen mit Kleinen, die den Sinn dahinter noch nicht kennen, oder darüber, was es heisst, mit Kindern Lego zu «spielen»: «2000 Teile und ich darf nichts bauen, nur Teile suchen und Emotionen regulieren, wenn ich es nicht finde.»
Beim Lesen haben wir uns gekugelt vor Lachen! Geniessen konnten wir die Anekdoten vor allem auch darum, weil wir selbst solche zermürbende Situationen nicht kennen. Aus einem einfachen Grund.
Warum wir uns beim Spielen mit Kindern nicht langweilen
Wir tun uns das alles – mit Ausnahme des Anschubsens beim Schaukeln – gar nicht erst an. Denn wie sagte der berühmte Schweizer Kinderarzt Remo Largo zeit seines Lebens immer wieder? Kinder sollten möglichst oft frei spielen können. Und zwar am besten jeden Tag mehrere Stunden zusammen mit Gleichaltrigen. «So lernen sie zu sprechen, sich in andere Kinder einzufühlen, sich anzupassen, mit Konflikten umzugehen, Beziehungen zu pflegen und Freundschaften zu schliessen.»
Wie wir selbständiges Spielen fördern können
Heisst also, wir tun unseren Kindern sogar einen Gefallen, wenn wir sie nicht dauernd zu bespassen versuchen, sondern sie öfter einfach machen lassen und derweil unseren eigenen Dingen nachgehen. Wie ihr das selbständige Spielen schon ganz kleinen Kindern angewöhnen könnt, lest ihr hier. Und falls eure grösseren Kinder zwischendurch einen Anstoss brauchen, um wieder ins Spiel zu finden, gibts hier Ideen, wie sie sich prima beschäftigen können. Zudem hier noch ein schlauer Trick, wie ihr euch etwas Zusatzzeit erschleicht, indem ihr sie motiviert, euch möglichst lange in Ruhe zu lassen – funktioniert garantiert!
Falls euch übrigens in Sebastian Tigges Video der kleine Passagier im Kinderwagen leid tut, hier noch seine Anmerkung zum Schluss seines Beitrags auf Instagram: «Für diese Folge (nur für diese natürlich) blieb der Kinderwagen eventuell leer – meinen Kindern sag ich das erst, wenn sie soweit sind:)»