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Andrew Bond mit neuem Song

«Meine Grosseltern haben mein Leben extrem bereichert»

Kinderliedermacher Andrew Bond widmet seinen neuen Song den Grosseltern. Er weiss aus eigener Erfahrung, wie wichtig diese sind. Im Interview erzählt er, dass seine Grosseltern aus England und jene aus der Schweiz sehr unterschiedlich waren und inwiefern sie ihn geprägt haben.

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Kinderliedermacher Andrew Bond hat zum Grosselterntag einen neuen Song produziert.

Andrew Bond weiss, wie wichtig Grosseltern sind und hat eigens für sie einen neuen Song produziert.

ZVG

Andrew Bond, Sie haben für den Grosselterntag am 10. März einen neuen Song geschrieben. Wie kam es dazu?

Ich gab einst dem Grosseltern-Magazin ein Interview, in dem ich von meinen Grosseltern erzählte. Später kamen sie auf mich zu und fragten, ob ich einen Song für den Grosselterntag schreiben möchte, der 2016 in der Schweiz lanciert wurde und seither immer am zweiten Sonntag im März stattfindet.

Ihr Lied heisst «Grosseltere mached s Läbe schöner». Durften Sie das selbst erfahren?

Total, meine Grosseltern haben mein Leben extrem bereichert. Die einen lebten in England, die anderen in der Schweiz. Sie waren sehr unterschiedlich, doch beide Paare haben mich geprägt.

Inwiefern waren sie unterschiedlich?

Meine englischen Grosseltern – die Eltern meines Vaters – studierten beide an der Cambridge University. Meine Grossmutter war also in den 20er-Jahren eine der ersten Frauen, die in Cambridge studieren durften. Sie widmete sich alten Sprachen, mein Grossvater der Theologie. Beide waren interessiert an der Natur und an Sprachen. Haben wir zusammen gespielt, dann oft Spiele wie Scrabble. 

Und Ihre Grosseltern mütterlicherseits?

Mein Grossvater wuchs in Norddeutschland als Sohn eines Schweizer Milchviehbauers auf. Während der 20er-Jahre zog die Familie zurück in den Kanton Zürich und mein Grossvater musste auf fremden Höfen als Knecht arbeiten. Meine Grossmutter wiederum wuchs im Emmental als Tochter des Posthalters auf. Sie ging gerne zur Schule und wollte Lehrerin werden, musste aber im Welschland ein Haushaltsjahr machen. Beide Schweizer Grosseltern waren richtige Chrampfer. Mein Grossvater arbeitete schliesslich als Schlauchweber in einer Fabrik. Doch er konnte sich einen Traum erfüllen und sich einen zerrütteten Bauernhof kaufen. Diesen zu renovieren, war sein Lebenswerk.

Sie sind im Kongo, in England und der Schweiz aufgewachsen. War der Bezug zu den Grosseltern trotz räumlicher Distanz stets eng?

Wir blieben bis zu meinem fünften Lebensjahr im Kongo, wo meine Eltern an einer Schule unterrichteten, die ich heute unterstützte. Dann zogen wir nach England. Mein Grossvater war damals schwer an Parkinson erkrankt. Drei Jahre später starb er. An ihn erinnere ich mich deshalb am wenigsten. Meine englische Grossmutter wurde aber 103 Jahre alt. Zu ihr hatte ich einen engen Bezug. Auch mein Grossvater aus der Schweiz starb relativ früh. Ihn kannte ich von unseren Ferien in der Schweiz – allerdings mussten wir mit Händen und Füssen reden, weil er kein Englisch und ich kein Deutsch verstand. Mit der Schweizer Grossmutter haben wir schliesslich viele Jahre zusammengewohnt. Am Ende waren wir ein Vier-Generationen-Haus.

Sie, Ihre Eltern und Ihre Schwester mit Ihrer Familie leben noch immer in diesem Bauernhaus. Was bedeutet es Ihnen?

Das Haus und der grosse Garten sind für die ganze Sippe ein «Happy Place». Hier ist allen wohl. Zeitweise lebten sogar Freunde unserer Kinder bei uns. Mittlerweile wurde es etwas ruhiger, aber die Jungen wissen, dass wir immer ein Bett frei haben.

Kinderliedermacher Andrew Bond mit seinen Grosseltern aus der Schweiz

Kinderliedermacher Andrew Bond mit seinen Grosseltern aus der Schweiz.

ZVG

Hat Ihre Grossmutter Ihre Eltern früher im Alltag entlastet?

Auf jeden Fall. Als wir in die Schweiz kamen, sprach mein Vater noch kaum Deutsch. Meine Mutter arbeitete darum Vollzeit. War etwas, konnten meine Geschwister und ich immer zu unserer Grossmutter gehen. Zudem war es Tradition, dass sie uns jeden Freitag eine Wähe brachte. Aber auch für meine Grossmutter war das Zusammenleben ein Gewinn. 

Inwiefern?

Sie konnte etwa über die Jahre immer mehr von der Gartenarbeit abgeben, bis sie sich nur noch um ein Blumenbeet kümmerte. Als ihr Leben langsam zu Ende ging, meinte sie, die zehn letzten Jahre seien die schönsten gewesen. Sie hatte stets genug Menschen, die sie unterstützten, musste im Grunde nichts mehr machen, aber durfte überall dabei sein.

Wo sehen Sie Parallelen zwischen sich und Ihren Grosseltern?

Davon gibt es einige. Ich ähnle äusserlich zum Beispiel sehr meinem Grossvater aus England. Ausserdem habe ich wie er Theologie studiert und er war ebenfalls ein Vogel-Freak, wie ich es bin. Meine englische Grossmutter hat spät angefangen, Aquarell zu malen. Kürzlich begann auch ich mit dem Zeichnen und habe gemerkt, dass ich das kann und es mir Spass macht. Ausserdem brachte sie mir als Kind das griechische Alphabet, die lateinischen Namen von Frühlingsblumen und das Brotbacken bei. Heute liebe ich den Umgang mit der Sprache, bin gerne in der Natur und in der Küche am Backen. Von den Schweizer Grosseltern habe ich die Passion fürs Gärtnern und Renovieren sowie die soziale Ader geerbt.

Andrew Bond mit seinen Grosseltern aus Englang

Andrew Bond (3. v. r.) mit seinen Grosseltern aus England, seinen Eltern und Geschwistern.

ZVG

Wünschen Sie sich, dereinst selbst Grossvater zu werden?

Mein Leben ist auch ohne Grosskinder erfüllt – zumal meine Frau und ich bei Freunden oft als Ersatzgrosseltern einspringen, die Kleinen hüten, mit ihnen basteln oder mal einen Zmittag vorbeibringen. Sollten meine Kinder aber eine eigene Familie gründen, fände ich das sehr schön und würde sie auch gerne unterstützen.

Gibt es etwas, das Sie bei Ihren Enkeln anders machen würden als bei Ihren Kindern?

Ich glaube nicht. Meine Frau und ich teilten uns die Haus- und Lohnarbeit auf, deshalb hatte ich viel Zeit für meine Kinder. Wobei: Etwas kommt mir doch in den Sinn.

Und zwar?

Wie bereits erwähnt, bin ich ein grosser Vogel-Fan. Ich kenne den Ton von jedem Piepmatz. Meine Kinder teilen diese Leidenschaft leider nicht. Deshalb habe ich sie auch bald damit in Ruhe gelassen. Bei meinen Grosskindern würde ich mir mehr Mühe geben, sie von Anfang an für die Vogelwelt zu begeistern.

So wichtig sind Grosseltern im Alltag

Viele Familien würden ohne die Hilfe der Grosseltern an den Anschlag kommen. Gemäss dem Bundesamt für Statistik werden 40 Prozent der unter 4-jährigen Kinder in einer gewöhnlichen Woche von den Grosseltern betreut. Bei den 4- bis 12-Jährigen sind es noch 29 Prozent. Gemäss einer Berechnung aus dem Jahr 2016 belaufen sich die Betreuungsstunden aller Grosseltern in der Schweiz auf jährlich 160 Millionen Stunden. Dies entspricht Arbeit im Wert von rund acht Milliarden Franken.

Von fei am 9. März 2024 - 12:00 Uhr