Etwa jede dritte Anfrage wegen Pilzvergiftungen bei Tox Info Suisse betrifft Kinder. Nicht etwa, weil Eltern ihren Kleine besonders häufig selbst gesammelte Pilze auftischen, sondern weil es sich oft um Unfälle mit Pilzen handelt.
So reagieren Eltern richtig auf einen Pilz-Unfall
Wenn ein Kind aus Versehen einen Pilz in den Mund genommen hat, packen Eltern im Idealfall die Reste davon oder weitere Exemplare des gleichen Pilzes ein und rufen bei Tox Info Suisse an, erklärt Oberärztin Colette Degrandi im Interview mit SI Family. «Oft empfehlen wir dann, einen Notfall-Pilzexperten der VAPKO zu kontaktieren. Diese sind rund um die Uhr erreichbar.»
Eine der ersten Fragen bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung lautet: «War ein Lamellenpilz dabei?» Nur diese können zum Beispiel Leberschäden verursachen. Röhrlinge führen in erster Linie zu Magen-Darm-Problemen, die aus medizinischer Sicht weniger tragisch sind. «Man braucht meist nur Geduld und genügend Flüssigkeit, wie bei einem Magen-Darm-Infekt.» Auch Speisepilze können übrigens zu Beschwerden führen, wenn sie nicht frisch oder nicht ausreichend durchgekocht konsumiert wurden.
«Mengen von weniger als einem Quadratzentimeter machen sicher nichts, nicht einmal bei kleinen Kindern»
Colette Degrandi, Oberärztin Tox Info Suisse
In vielen Fällen können die Leute von Tox Info Suisse Entwarnung geben, gerade wenn ein Kind nur einen ganz kleinen Bissen von einem Pilz zu sich genommen hat. «Mengen von weniger als einem Quadratzentimeter machen sicher nichts, nicht einmal bei kleinen Kindern», erklärt Degrandi den Richtwert. Bei grösseren Mengen wird es schwierig, Grenzwerte festzulegen. «Es gab schon schwere Vergiftungsfälle bei Erwachsenen, die nur einen einzigen Knollenblätterpilz gegessen haben.»
Pilzgenuss ohne Risiko
Beschwerden nach Pilzverzehr müssen nicht zwingend eine Vergiftung bedeuten. Auch Allergien, Unverträglichkeiten oder eine bakterielle Lebensmittelvergiftung können auftreten. Für den sicheren Konsum von Pilzen empfiehlt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit BLV:
- Privat gesammelte Pilze immer kontrollieren lassen. Kontrollstellen findet man unter vapko.ch
- Keine rohen Pilze konsumieren, auch nicht im Salat oder zum Dippen.
- Pilze sofort zubereiten und essen. Frische Pilze sind nicht lange haltbar.
- Reste von Pilzgerichten im Kühlschrank aufbewahren. Sie können problemlos ein zweites Mal aufgewärmt werden, falls sie nur kurz gelagert wurden.
Mit diesen Symptomen zeigt sich eine Pilzvergiftung
Manchmal treten erste Vergiftungssymptome erst Stunden nach dem Verzehr von Pilzen auf. Häufig handelt es sich um Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. «Es gibt auch seltene Symptome. Manche Pilze verursachen einen Ausschlag, andere schädigen die Muskeln oder die Nieren. Das ist nicht immer leicht feststellbar», so Degrandi. «In der Schweiz gibt es jedoch keine Pilze, die durch Berührung eine Vergiftung hervorrufen.»
In jede Notfallapotheke gehört Flüssigkohle. Gerade bei Verdacht auf Pilzvergiftung kann damit Schlimmeres verhindert werden. «Was man sofort tun kann, ist, Flüssigkohle einzunehmen. Kohle bindet die Giftstoffe. Aber in jedem Fall sollte man zuerst mit Tox Info Suisse Kontakt aufnehmen. Wir können dabei helfen, die Situation aus der Ferne einzuschätzen.»
So erreicht ihr Tox Info Suisse
Tox Info Suisse bietet Beratung bei akuten und chronischen Vergiftungen. Neben der Identifikation von Giftstoffen und der Abgabe von Behandlungsempfehlungen betreibt die Organisation auch Forschungs- und Präventionsarbeit.
Die telefonische ärztliche Beratung unter der Notrufnummer 145 steht rund um die Uhr kostenlos zur Verfügung.