Fabien Rohrer, 45, und sein Sohn Jeremy, 9, sind ein Dreamteam. Der Snowboard-Weltmeister erzieht seinen Sohn als Single-Vater, die Mutter sei «kaum da», erzählt er im «Blick». Damit ist er eine Ausnahme, denn der allergrösste Teil der Alleinerziehenden in der Schweiz sind immer noch Mütter.
Und diverse Studien zeigen: gerade diese Single-Mütter haben das grösste Risiko, in ein Burnout zu schlittern. Bei Vätern scheint das weitaus weniger der Fall zu sein. Dabei ist der Druck der alleinigen Verantwortung für ein Kind genauso gross. «Am Anfang habe ich mich in dieser Aufgabe fast verloren», erzählt auch Fabien Rohrer. «Kochen, putzen, einkaufen, fürs Baby dasein, Geld verdienen: Ich habe alles allein gemacht. Irgendwann war ich frustriert. Ich wusste, dass ich etwas ändern muss. Auch im Interesse meines Sohnes.»
«Die Konsequenz: Mütter schämen sich, um Hilfe zu bitten, und wursteln so lange allein, bis sie ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.»
Rohrer tut etwas, was vielen Müttern immer noch Mühe bereitet: Er holt sich Hilfe. «Die gesundheitliche Spezifikation eines alleinerziehenden Vaters ist nicht durch soziale Benachteiligung bedingt und unterscheidet sich dadurch deutlich von derjenigen der weiblichen Vergleichsgruppe», schreibt das «Wissenschaftliche Journal für Männergesundheit» in einem Essay. Was so kompliziert klingt, heisst einfach gesagt: Kindererziehung wird in unserer Gesellschaft als Lebensaufgabe einer Mutter angesehen, weshalb Mütter das unbedingt allein hinkriegen müssen – auch wenn sie alleinerziehend sind. Väter hingegen, deren Kernkompetenz in unseren Köpfen nicht die Kindererziehung ist, werden nicht so stigmatiesiert, was ihre Vaterrolle angeht. Die Konsequenz: Mütter schämen sich, um Hilfe zu bitten, und wursteln so lange allein, bis sie ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Väter hingegen sind sich bereits gewohnt, zum Beispiel die eigenen Eltern zur Unterstützung beizuziehen. Und das ist auch gut so.
Zwar gesteht auch Fabien Rohrer, dass er anfangs ein schlechtes Gewissen hatte, neben seiner Vaterrolle auch sein eigenes Sozialleben zu pflegen. «Aber es ist wichtig.» Ein Au Pair entlastet den alleinerziehenden Vater, fährt Jeremy zur Schule und macht mit ihm Hausaufgaben. «So kann ich abends wieder mal etwas abmachen, Freunde treffen oder eine Frau ausführen», sagt Fabien Rohrer. Und so kann er auch die Zeit, die er mit Jeremy verbringt, ganz seinem Sohn widmen: «Das Handy weglegen, wenn man mit seinem Kind etwas unternimmt, und gemeinsame Rituale schaffen.»
Davon hat ein Kind wesentlich mehr als von einem ständig gestressten Elternteil, auch wenn es nicht ausschliesslich von Mami oder Papi betreut wird. Natürlich kann sich nicht jede oder jeder ein Au Pair leisten, oder auf die Unterstützung von Familienmitgliedern oder Freunden zählen. Aber Beratungsstellen wie Pro Juventute oder der Schweizerische Verband für Alleinerziehende helfen weiter. Also, liebe Mütter, nehmt euch Fabien Rohrer zum Vorbild, fasst euch ein Herz und holt Hilfe. Das macht euch nicht zur Rabenmutter, sondern ist gut für euch und eure Kinder.