Bis jetzt war stets euer Vierbeiner der König des Hauses? Mit der Ankunft vom ersten Baby wird sich dieser Umstand – gewollt oder nicht – schlagartig ändern. Darum ist es besonders wichtig, eure geliebte Fellnase gut auf die Ankunft vom neuen Familienmitglied vorzubereiten. Und zwar schon bevor das Baby da ist.
Den Familienhund bereits während der Schwangerschaft zu trainieren ist sinnvoll, weil er die veränderten Umstände – etwa die Tatsache, dass er nun nicht mehr konstant im Mittelpunkt eurer Aufmerksamkeit steht – nicht direkt mit der Ankunft vom Baby verbindet. Ausserdem habt ihr als werdende Eltern vor der Geburt bestimmt noch mehr Zeit für Hundetraining, als wenn der Nachwuchs erst da ist. Grundsätzlich sind Hunde Rudeltiere und werden sich schnell mit dem neuen kleinen Menschenfreund anfreunden. Damit der geliebte Vierbeiner sich schnell und reibungslos ans Baby gewöhnt, helfen die folgenden Tipps.
Neue Regeln im Voraus trainieren
Darf der Hund gewisse Dinge nach Ankunft des Babys nicht mehr tun (aufs Sofa springen, im Bett schlafen, das Kinderzimmer betreten etc.), macht es Sinn dies schon im Voraus zu trainieren, damit er die neuen Verbote nicht mit dem Neugeborenen in Verbindung bringt. Übt mit ihm auch, dass der Hund sich Spielzeug und andere Gegenstände leicht wegnehmen lässt. Babys und kleine Kinder denken sich nichts dabei, wenn sie nach einem Gegenstand vom Hund greifen, der sollte sich das also ohne Knurren gefallen lassen können. Abgesehen davon sollten gängige Kommandos sitzen und in jeder Situation abrufbar sein.
Neue Bezugsperson integrieren
Wenn bisher die werdende Mutter die Hauptbezugsperson vom Hund war macht es Sinn, auch den Partner schon im Voraus der Geburt mehr als Bezugsperson zu integrieren. Das gelingt mit Füttern, Kommandos und Belohnungen, Spiel und Gassi gehen. Wenn dann das Baby da ist und Mama mit dem Neugeborenen beschäftigt ist, hat der Hund die weitere Bezugsperson längst akzeptieret und ist durch fehlende Aufmerksamkeit von seinem Frauchen weniger gestresst.
Routine flexibler gestalten
Hattet ihr bisher fixe Zeiten fürs Füttern oder Gassi gehen? Übt im Voraus, diese Zeiten nicht mehr so strikt einzuhalten und mal früher oder später zu füttern oder raus zu gehen. Ist das Baby erst da, wird es garantiert schwierig, die zeitliche Routine vom Hund strikt einzuhalten.
Mit leerem Kinderwagen spazieren gehen
Auch wenn euch das komisch vorkommt: geht schon mal mit dem neuen Kinderwagen und dem Hund spazieren! So gewöhnt sich euer Vierbeiner bereits ans neue Accessoire und kann lernen, dass er etwa bei Randsteinen oder Treppen geduldiger sein muss und nicht ziehen darf.
Ans Babygeschrei gewöhnen
Hunde reagieren sensibel auf Geräusche. Mit dem Neugeborenen verändert sich die Geräuschkulisse in der Wohnung grundlegend. Manche Hundemamas und werdende Mütter spielen ihren Vierbeinern darum während der Schwangerschaft Babygeräusche und -geschrei ab, damit sich der Hund bereits daran gewöhnen kann und nicht irritiert darauf reagiert.
Rückzugsort schaffen
Falls dieser nicht bereits existiert, schafft im Wohnzimmer einen Rückzugsort für euren Vierbeiner. Ideal ist eine Ecke des Raumes mit gutem Überblick über das ganze Wohnzimmer. Schafft mit Körbchen, Kissen oder weicher Decke ein kuschelig bequemer Ort für Ruhe und Rückzug. Wenn das Baby da ist, stellt von Anfang an klar, dass dies das Reich des Hundes ist und er dort nicht gestört werden will.
Hat der Hund bisher im Schlafzimmer genächtigt und plant ihr, das Baby bei euch im Zimmer zu haben? Dann lohnt es sich, im Voraus einen neuen Schlafplatz für den Hund zu etablieren. Wenn ihr alle im gleichen Zimmer nächtigt, habt ihr im Schlaf nicht die volle Kontrolle – Baby und Hund sollten auch bei noch so viel Vertrauen nie unbeaufsichtigt zusammen sein.
Wenn Hund und Baby auch bereits beste Freunde sind und ihr eurem Vierbeiner vollkommen vertraut – die beiden unbeaufsichtigt alleine lassen solltet ihr nie, auch nicht nur für einen kurzen Moment.
IMAGO / Pond5 ImagesVerhalten mit anderen Kindern beobachten
Um herauszufinden, wie der Hund auf Kinder und Babys reagiert, trefft Freunde mit Kindern und beobachtet, wie sich der Hund verhält. So seid ihr vorbereitet und könnt wenn nötig gezielt trainieren.
Weniger Aufmerksamkeit schenken
Weil bald das Baby da ist möchtet ihr vorher noch so viel Aufmerksamkeit wie möglich dem Hund schenken? Lieber gewöhnt ihr ihn bereits jetzt daran, dass er manchmal warten muss und nicht konstant im Mittelpunkt stehen kann. Manche werdende Mütter stehen bewusst am Wickeltisch und wickeln etwa eine Puppe oder ein Plüschtier, um dem Hund beizubringen, dass er während dieser Beschäftigung keine Aufmerksamkeit kriegt.
An neue Gegenstände und Babygeruch gewöhnen
Sowieso werden während der Schwangerschaft neue Gegenstände wie etwa Kinderwagen, Babybett, Windeln, Fläschchen etc. natürlich in der Wohnung auftauchen. Macht eurem Vierbeiner klar, dass diese Dinge nicht für ihn sind. Er kann sich aber an sie – und auch an Gerüche wie etwa Babypuder oder -öl gewöhnen. Manche Eltern bringen dem Hund nach Geburt aus dem Spital ein getragenes Babybody mit, um daran zu schnüffeln und sich an den Geruch des Babys zu gewöhnen, bevor es nachhause kommt.
Die erste Begegnung
Wenn ihr das Baby nach Hause bringt, begrüsst den Hund so wie immer, statt ein grosses Ding aus dem ersten Treffen zu machen. Wenn alles so normal wie möglich abläuft, hilft dies dem Hund am meisten. Streichelt ihn und redet ihm gut zu, während der Hund das Baby beschnuppern darf. Mehr ist gar nicht nötig, er wird sich schnell an den neuen kleinen Mitbewohner gewöhnen und ihn akzeptieren. Achtet darauf, die neu integrierten Regeln von Anfang an strikt einzuhalten. Ausserdem soll der Hund das Baby nicht ablecken und keine Babysachen ins Maul nehmen. Und ihr wascht euch jeweils die Hände, wenn ihr mit dem Hund gespielt habt und dann das Baby hochnehmt. Gewöhnt euch sofort an, Baby und Hund nie unbeaufsichtigt allein zu lassen.
Nicht nur zum Wohl vom Hund sondern auch zum Schutz des Babys lohnt es sich, ausserdem die Gesundheitsvorsorge vom Hund (regelmässige Wurmkuren, Behandlung gegen äussere Parasiten, Impfungen etc.) ernst zu nehmen und einzuhalten.
Was, wenn der Hund nicht begeistert ist?
Gebt eurem Vierbeiner etwas Zeit, sich an die neue Familienkonstellation zu gewöhnen und seinen Platz zu finden. Stellt ihr aber fest, dass der Hund dauernd gestresst ist und sich in seinem Wesen verändert – etwa Zeichen von Aggression gegenüber dem Baby aufweist – ist es Zeit, sich professionelle Hilfe von einem Hundetrainer zu holen. Fachpersonen können die Situation analysieren und mit gezielten Trainingseinheiten das Verhalten verbessern. Je früher ihr mit einem Training startet, desto einfacher ist es, allfälliges Fehlverhalten abzutrainieren. Dann steht einer tierisch guten Freundschaft von Vierbeiner und Baby nichts im Weg.