Schweizer Familien geraten in finanziellen Belangen immer stärker unter Druck. Für 52 Prozent reicht das Einkommen nur knapp oder gar nicht. Mehr als ein Drittel kann pro Monat maximal 500 Franken sparen, 30 Prozent können gar kein Geld zur Seite legen. Dies geht aus dem Familienbarometer 2024 hervor. Für die repräsentative Studie wurden im vergangenen November 2’123 Familien aus allen Landesteilen der Schweiz befragt.
In diesen Lebensbereichen schlagen sich Geldsorgen nieder
Die finanziellen Sorgen haben Auswirkungen auf verschiedene Bereiche des Lebens. So gaben etwa 49 Prozent der teilnehmenden Familien an, sie überlegen sich, aus finanziellen Gründen das Arbeitspensum von einem oder beiden Elternteilen zu erhöhen. Am stärksten verzichtet wird aus Budgetgründen bei Ferien, Restaurantbesuchen und Freizeitaktivitäten.
Besonders beschäftigen die Familien die Krankenkassenprämien und die steigenden Preise im Allgemeinen.
Diese Themen bereiten Familien in der Schweiz Sorgen
Die Krankenversicherungsprämien führen die Rangliste der grössten Sorgen an. Mehr als die Hälfte der Befragten sind der Meinung, hier stehe die Politik in der Pflicht, sich auf die Kostenreduktion der Krankenkassenprämien zu fokussieren.
Dies ist im Hinblick auf die Abstimmung zur Prämien-Entlastungs-Initiative im Juni brisant. Mit ihrer Initiative will die SP die Krankenkassenprämien deckeln: Sie sollen künftig nicht mehr als 10 Prozent des verfügbaren Einkommens ausmachen. Dies, um der Schere zwischen Prämienanstieg und geringer Lohnentwicklung in den vergangenen zwei Jahrzehnten entgegenzuwirken. Die vorliegenden Erkenntnisse dürften dem Anliegen Rückenwind verschaffen.
Aus finanziellen Gründen keine weiteren Kinder
Auch auf die Familienplanung haben die Geldsorgen einen Einfluss: Vier von zehn Familien überlegen sich, aus finanziellen Gründen auf weiteren Nachwuchs zu verzichten. Für 15 Prozent der Familien sind die hohen Kosten der Hauptgrund und für 26 Prozent einer von mehreren Gründen, die Familienplanung abzuschliessen.
Die Sorgen ums Budget haben ausserdem zur Folge, dass Themen wie Gesundheit, Klimawandel und Umweltschutz als weniger relevant betrachtet werden als in den Vorjahren. Kaum überraschend ist, dass die Corona-Pandemie Familien nur noch wenig beschäftigt.
Familienbarometer
Das Schweizer Familienbarometer ist eine repräsentative Studie, die die Situation von Familien in der Schweiz untersucht. Die Befragung wird jährlich von Pax und Pro Familia Schweiz durchgeführt. Das Ziel ist es, systematisch die Lebensqualität von Familien in der Schweiz zu erfassen. Dabei werden Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Care-Arbeit und Finanzen berücksichtigt, um eine Grundlage für den öffentlichen und politischen Diskurs zu schaffen. Das Familienbarometer 2024 stellt die zweite Ausgabe dieser Studie dar.
Pessimistischer Blick in die Zukunft
Trotz finanzieller Herausforderungen: 80 Prozent der Familien gaben an, mit ihrem Familienleben zufrieden zu sein. Dieser Wert hat sich gegenüber dem Vorjahr sogar erhöht: 2022 sagten 76 Prozent, sie seien zufrieden. Allerdings trauten auch diesmal nur wenige ihrem Glück: 79 Prozent der Familien gehen davon aus, dass sich die Situation für Familien über die nächsten drei Jahre verschlechtert. Besonders ausgeprägt ist dieser Pessimismus im Tessin, bei Einelternhaushalten und Familien mit einem Jahreseinkommen von weniger als 100'000 Franken. Nebst einem grösseren Budget wünschen sich die Familien für die Zukunft ein tieferes Stresslevel und mehr gemeinsame Freizeit.
Mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben sind zwei Drittel zufrieden. Dies entspricht ungefähr dem Wert aus dem letzten Jahr. Steigern liesse sich die Vereinbarkeit aus Sicht der Befragten besonders durch flexiblere Arbeitszeiten und mehr Zeit im Homeoffice