In den 60er-Jahren galt sie als Befreiungsschlag: die Anti-Baby-Pille. Heute kehren ihr aber immer mehr Frauen den Rücken. Die Verhütung und Familienplanung ohne Hormone ist aktuell sehr gefragt. Findet heraus, welche der Methoden für euch die richtige ist, wie es um die Sicherheit steht und was Dr. med. Reto Stoffel, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe im Ruhestand, zu den hormonfreien Alternativen sagt.
Diaphragma
Die Frau führt sich das Diaphragma zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr ein. Zusätzlich trägt sie ein Verhütungsgel auf, das Spermien bewegungsunfähig macht. Die Kappe des Diaphragmas liegt vor dem Muttermund und verhindert, dass männliche Samenzellen eindringen, indem es den Zugang zur Gebärmutter blockiert. Wichtig ist aber, dass alles richtig sitzt. Nach dem Geschlechtsverkehr muss das Diaphragma mindestens acht Stunden in der Vagina bleiben.
Das sagt der Arzt: «Beim Diaphragma ist die richtige Anwendung und der richtige Sitz wichtig. Ansonsten ist diese Barriere-Methode nicht so zuverlässig. Geeignet also vor allem für Paare, bei denen auch eine Schwangerschaft in Frage kommen könnte.»
1. Pearl-Index: 1–20
Kondom & Frauenkondom
Kondome verhindern, dass Spermien in die Scheide gelangen. Die Frau setzt sich das Frauenkondom in die Vagina ein. Es besteht aus einem, im Vergleich zum Männerkondom, deutlich weiteren Schlauch aus Nitril. Es kann bereits Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden und nach der Ejakulation länger in der Vagina bleiben. Es darf aber wie das Männerkondom nur einmal verwendet werden.
Das sagt der Arzt: «Das Präservativ für den Mann wurde schon vor 2000 Jahren von den Römern eingesetzt und ist eine verlässliche Verhütungsmethode, vorausgesetzt, die Anwendung erfolgt korrekt. Das gilt auch für das Präservativ für die Frau. Es ist jedoch aufwändiger einzusetzen und deshalb nicht so weit verbreitet.»
2. Pearl-Index Kondom: 0,6–12
3. Pearl-Index Frauenkondom: 5–25
Kupferspirale
Kupferspirale, Kupferkette und Kupferperlenball. So unterschiedlich die Formen sind, so einheitlich ist die Wirkweise: Die Spirale wirkt als Fremdkörper, der die Einnistung einer Schwangerschaft verhindert, das Kupfer hemmt die Beweglichkeit der Samenzellen. Der Frauenarzt setzt die Spirale ein, und sie kann bis fünf, teilweise sogar zehn Jahre in der Gebärmutter bleiben. Nutzerinnen müssen so über Jahre nicht an die Verhütung denken.
Das sagt der Arzt: «Die Spirale ist sehr verlässlich. Sie kann jedoch bei Frauen, die noch nie geboren haben, Schmerzen verursachen. Für Frauen mit Unterleibsentzündungen ist sie ungeeignet, da die Eileiter funktionell zerstört werden könnten. Das verunmöglicht im schlimmsten Fall eine spätere Schwangerschaft.»
4. Pearl-Index Kupferspirale: 0,3–0,8
Sterilisation
Bei der Sterilisation der Frau werden beide Eileiter verschlossen, damit die Spermien nicht mehr zur Eizelle gelangen können. Im Vergleich dazu ist eine Unterbrechung der Samenleiter beim Mann, die Vasektomie, unkomplizierter und günstiger, und sie kann zudem einfacher rückgängig gemacht werden.
Das sagt der Arzt: «Diese Methode ist ideal für Paare die definitiv keine Kinder mehr wollen. Beim Mann ist die Unterbindung günstiger und einfacher, da der Eingriff unter lokaler Betäubung erfolgt. Bei der Frau ist der Eingriff komplizierter, da er, in Narkose, mittels Bauchspiegelung vorgenommen wird. Wichtig ist, dass die Person – ob Mann oder Frau – mental zu dem Eingriff bereit ist und sich nicht von negativen Gefühlen leiten lässt.»
5. Pearl-Index Sterilisation: 0,2–0,3
6. Pearl-Index Vasektomie: 0,1
Temperaturmessen
Die Zeit im Zyklus, in der eine Frau schwanger werden kann, beträgt eine knappe Woche. Die Methode dient dazu, diesen Zeitraum zu ermitteln. Dafür ist es notwendig, jeden Morgen die Temperatur zu messen. Sie wird in einem Kalender oder in einer App eingetragen. Die Auswertung zeigt, wann der Eisprung stattfindet und wann die fruchtbare Zeit beendet ist, denn dann steigt die Temperaturkurve an und bleibt konstant erhöht.
Das sagt der Arzt: «Diese Methode zeigt an, wann der Eisprung stattgefunden hat und wann verhütet werden muss. Zu wenig Schlaf und andere Ursachen können aber falsche Sicherheit vortäuschen, weshalb die Methode für Paare geeignet ist, bei denen auch eine Schwangerschaft in Frage kommen könnte.»
7. Pearl-Index: 3–9
Chemische Verhütung
Chemische Verhütungsmittel gibt es in Form von Zäpfchen, Tabletten oder Cremes. Alle Präparate enthalten Stoffe, die Spermien bewegungsunfähig machen oder sie abtöten. Chemische Verhütungsmittel werden vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt. Bei Zäpfchen und Tabletten dauert es mindestens zehn Minuten, bis sie wirksam sind. Diese chemischen Mittel kann man ohne Rezept in Apotheken und Drogerien kaufen. Die Stoffe müssen nur bei Bedarf eingesetzt werden. Ein Nachteil: Chemische Verhütungsmittel können im Intimbereich brennen: bei ihr und bei ihm.
Das sagt der Arzt: «Die chemischen Verhütungsmittel allein sind nicht sehr sicher. Zudem können sie in manchen Fällen zu unangenehmen Scheidenreizungen führen.»
8. Pearl-Index: 3–21
Der Pearl-Index beurteilt, wie sicher verschiedene Verhütungsmitteln sind: Je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer ist die Methode. Benannt wurde er nach dem amerikanischen Wissenschaftler Raymond Pearl und funktioniert folgendermassen: Wenn 100 Frauen ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel anwenden und drei von ihnen schwanger werden, so beträgt der Pearl-Index 3. Hersteller geben oft den Pearl-Index an, der sich auf die Verhütungssicherheit ohne Anwendungsfehler bezieht. Andere Angaben beziehen die Anwendungsfehler teilweise mit ein. Die Angaben zum Pearl-Index können daher nur einen Anhaltspunkt geben, ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.