In unserem Alltag fällen wir unzählige Entscheide. Bei einigen geschieht dies völlig unbewusst, andere bereiten uns längere Zeit Kopfzerbrechen. Mal entscheiden wir innert Sekunden, mal ziehen wir Pro- und Contra-Listen zu Hilfe. Die einen Entscheide stellen sich am Ende als goldrichtig heraus, andere bereuen wir im Nachhinein. Und egal wie gravierend die Konsequenzen sein können: Wichtig ist, dass wir den Mut haben, uns zu entscheiden.
Dies müssen wir bereits im Kindesalter lernen. Natürlich werden die wichtigsten Entscheide zunächst von den Eltern übernommen. Etwa, wenn es darum geht, dass die Zähne geputzt werden müssen, dass man im Sommer einen Sonnenhut und im Winter eine dicke Jacke trägt. Doch Kinder sind oft motiviert, möglichst bald selbst zu sagen, was sie möchten und was nicht.
Eine erste Lektion ist es dann oft, zu lernen, dass man nicht alles haben kann – entweder Schokokuchen oder Glacé zum Beispiel. Die Eltern geben den Rahmen vor, damit das Chaos nicht Überhand nimmt. Doch schrittweise kann den Kindern ein Teil der Verantwortung übertragen werden. Dabei helfen einige Tricks.
Nicht zu viele Optionen
Am besten bringt man Kindern das Entscheiden bei, in dem man sie nicht mit zu vielen Optionen überfordert. Eine Dreijährige kann weder ein Freizeit-Programm noch ein Menu zusammenstellen. Sinnvoll ist es deshalb, zu fragen: «Sollen wir ins Schwimmbad oder auf den Spielplatz?» Oder: «Möchtest du lieber einen Apfel oder eine Banane essen?»
Auf morgen verschieben
Einige Kinder haben zudem Mühe damit, sich zu entscheiden, weil sie das Gefühl haben, durch ihre Wahl das andere zu verlieren. Dem können Eltern entgegenwirken, indem sie mit «heute» und «morgen» arbeiten. Dann wird zum Beispiel entschieden, dass heute das eine Buch vorgelesen wird und das andere – auf welches die Wahl an diesem Tag nicht fällt – morgen als Gute-Nacht-Geschichte dienen soll.
Kleiderfrage frühzeitig klären
Kleinkinder entwickeln relativ früh eine Idee davon, wie sie sich anziehen möchten und können dabei ganz schön vehement sein. Doch nicht immer passt ihre Vorstellung zu den herrschenden Wetterbedingungen, weshalb die Eltern zum Schutz der Gesundheit bei der Kleiderfrage oft eingreifen müssen. Damit sich das Kind trotzdem gehört fühlt und lernt, angemessene Entscheide zu fällen, tun Eltern gut daran, ihnen jeweils zwei, drei Outfit-Varianten vorzuschlagen. Um morgendlichen Stress und Diskussionen zu vermeiden, klärt man die Frage nach der Kleidung übrigens am besten bereits am Vorabend.
An eigenen Entscheiden teilhaben lassen
Die Entscheidungsfähigkeit von Kindern kann man ausserdem fördern, indem man sie in eigene Entscheide einbezieht. Natürlich sollte man sie nicht in für sie abstrakte «Erwachsenen-Angelegenheiten» reinziehen. Aber man kann ihnen aufzeigen, wie man zu einem Entscheid kommt. Dazu eignet sich etwa die Wahl eines Geburtstagsgeschenks für die Grossmutter. So kann man etwa erklären: «Diese Blumenvase ist sehr schön, aber sie hat schon viele ähnliche. Ich kaufe ihr besser Blumen für auf den Balkon.» Oder bei der eigenen Kleiderwahl: «Dieser Pullover ist hübsch, aber ich denke, heute werde ich darin zu warm haben. Ich ziehe besser einen leichteren an.»