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Zum Wohl des Kindes

So stärken getrennte Eltern den Kontakt zum anderen Elternteil

Trennt sich ein Elternpaar, ist das ein riesiger Einschnitt im Leben eines Kindes. Je nach Betreuungsregelung, wird es einen Elternteil deutlich weniger sehen. Damit die Bindung zwischen Kind und Mutter oder Vater trotz der räumlichen Distanz eng bleibt, sollten beide Elternteile an einem Strang ziehen.

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Gute Beziehung trotz Trennung: So stärken getrennte Eltern die Beziehung zwischen dem Kind und dem anderen Elternteil

Eltern sollten ihre Diskussionen nicht vor den Kindern führen.

Getty Images

Ein gemeinsames Kind verbindet zwei Menschen bis ans Ende ihres Lebens. Auch dann, wenn die Liebesbeziehung in die Brüche geht. Muss man den Traum vom Familienglück begraben, ist das meist für alle Beteiligten frustrierend und traurig. Dennoch ist es wichtig, einen guten Umgang mit der neuen Situation zu finden – vor allem zum Wohl des Kindes.

Trennen sich die Eltern, stellt das die heile Welt eines Kindes oft völlig auf den Kopf. Es tauchen Ängste und Unsicherheiten auf. Im Idealfall haben dann beide Elternteile das Ziel, die neue Situation für das Kind so angenehm wie irgendwie möglich zu gestalten. Damit das gelingt, ist es nötig, dass sie trotz ihrer Differenzen an einem Strang ziehen.

Melitta Steiner, Leiterin Fachbereiche Beratung der Kinder-, Jugend- und Elternberatung punkto, sagt dazu: «Man mag sich als Paar getrennt haben, aber auf der Ebene der Elternschaft ist für das Wohlergehen der Kinder eine wohlwollende und konstruktive Zusammenarbeit unabdingbar.»

Probleme nicht vor dem Kind ausbreiten

Dazu zählen etwa, dass man vor dem Kind nicht schlecht über den anderen Elternteil spricht und die Konflikte oder Gründe, die zur Trennung geführt haben, nicht vor dem Kind ausbreitet. «Die Paarprobleme sind nicht die Probleme der Kinder», stellt Melitta Steiner klar. Ausserdem würden die Kinder in der Regel beide Elternteile lieben – und diese Beziehungen möchten sie auch weiterhin unbelastet leben können.

Melitta Steiner, punkto

Melitta Steiner ist Leiterin Fachbereiche Beratung der Kinder-, Jugend- und Elternberatung punkto mit Standort in Baar ZG.

ZVG

Zu einem grossen Einschnitt in der Beziehung zu einem Elternteil kommt es jedoch unweigerlich, wenn die Betreuung beispielsweise so geregelt ist, dass das Kind nur jedes zweite Wochenende beim einen Elternteil verbringt. Damit das nicht zu einer Entfremdung führt, können beide Elternteile beitragen.

Anderen Elternteil regelmässig erwähnen

Jene Bezugsperson, die das Kind zum grössten Teil bei sich hat, kann die Beziehung zum anderen Elternteil aktiv stärken, indem es den anwesenden Vater oder die abwesende Mutter immer wieder erwähnt. Beispielsweise, indem man das Kind darauf hinweist: «Vielleicht möchtest du das ja auch der Mami oder dem Papi erzählen.» Allerdings soll dies nicht zu einem Zwang werden, sagt Melitta Steiner. Zudem könnten die Eltern auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie sagen, das müssen sie unbedingt dem anderen Elternteil erzählen oder mit ihm besprechen. 

Weiter könnte ein Briefkasten hilfreich sein, in dem das Kind Briefchen oder Zeichnungen für den anderen Elternteil deponieren darf. «Solche Dinge bauen eine Brücke zum abwesenden Elternteil», sagt Melitta Steiner. Ausserdem würden Massnahmen wie diese dem Kind zeigen, dass es beide Elternteile gernhaben darf und beide wichtig sein dürfen. 

Genauso sollte man das Kind auch trösten, wenn es das Mami oder den Papi vermisst. Werden ihnen diese Gefühle erlaubt und verstanden, sei das ein weiteres Zeichen fürs Kind, dass es sich nicht zwischen den Elternteilen entscheiden muss. Auch sollte weiterhin von «Mami» und «Papi» gesprochen werden und nicht plötzlich nur noch der Vorname verwendet werden – natürlich nur, sofern das früher so gehandhabt wurde. Dabei geht es gemäss Melitta Steiner darum, dem Kind zu signalisieren: «Als Paar haben wir uns getrennt, aber wir bleiben immer deine Eltern.»

Echtes Interesse zeigen

Auch der Elternteil, der das Kind weniger oft sieht, kann viel dazu beitragen, dass die Beziehung weiterhin innig bleibt. Damit dies gelingt, ist gemäss der Erziehungswissenschaftlerin Melitta Steiner vor allem ein ehrliches Interesse nötig. Man sollte sich weiterhin damit befassen, wie das Kind denkt, fühlt und was es gerne macht. Vor allem Väter würden ihre grosse Bedeutung fürs Kind jedoch oft unterschätzen. «Es ist wichtig, dass sie sich weiterhin um die Kinder bemühen», sagt Melitta Steiner. Beispielsweise könnten gemeinsame Hobbys Kind und Elternteil zusammenschweissen. Die Expertin ist überzeugt: «Es ist auch möglich, eine starke Beziehung zu pflegen, wenn man das Kind nicht so oft sieht.»

Die Beratungsstelle «Punkto Zug»

punkto ist ein Fachzentrum für Eltern, Kinder & Jugendliche mit Standort in Baar ZG. Die Dienstleistungen reichen von Gesundheits- und Erziehungsberatung in der frühen Kindheit über psychosoziale Beratung und Unterstützung im Jugendalter bis hin zur Initiierung und Koordination von Präventions- und Bildungsveranstaltungen, Projekten und Netzwerken. Im Januar 2025 startet «Kinder im Blick» – ein Kurs für Eltern in Trennung, in dem unter anderem erörtert wird, wie der Kontakt zum anderen Elternteil im Sinne des Kindes gestaltet werden kann.

Von fei vor 17 Stunden