Christa Rigozzi (40) und ihre Familie stehen unter Schock: Wie Tio.ch berichtet, wurde die Moderatorin Opfer eines Einbruchs in ihre Villa im Tessin. Davor hatte Rigozzi mit einer Videobotschaft an ihre Fans für Besorgnis gesorgt.
Sie sagte, ihrer Familie sei «etwas Schlimmes» widerfahren und sie werde sich bis auf Weiteres aus dem Rampenlicht zurückziehen. Sie brauche eine Pause, um «alles zu verarbeiten und zu verdauen». Sie stellte jedoch klar, dass es ihr, ihrem Mann Giovanni Marchese (45) und den Zwillingstöchtern Alissa und Zoe (7) gut gehe. Zumindest körperlich. Denn die Psyche braucht eine Weile, um ein solches Ereignis zu verdauen.
Darum kann Angst ganz nützlich sein
Ein Einbruch ins Zuhause einer Familie kann bei betroffenen Kindern viele verschiedene Gefühle auslösen. Das Ereignis raubt dem sicheren Hafen die Geborgenheit. Kinder reagieren unterschiedlich auf solche Geschehnisse. Die erste und häufigste Reaktion ist Angst.
So weit, so normal. Nur keine Angst vor der Angst! Die ist nämlich in manchen Situationen absolut berechtigt. «Angst ist ein ganz normales Gefühl, das eine wichtige Funktion für das Überleben hat», sagt Entwicklungspsychologin Ina Blanc von der Universität Basel. Allerdings sollte die Furcht nicht Überhand nehmen.
In fünf Schritten gegen die Angst vorgehen
Die Angst vor Einbrechern heisst Skelerophobie. Sie ergibt nach einem Einbruchereignis sich durch die entstandene Unsicherheit. Denn plötzlich ist es nicht mehr selbstverständlich, dass man sich in den eigenen vier Wänden sicher fühlen darf. Dazu gehören die fünf Schritte der Angstbewältigung der Elternbildnerin Barbara Dolak, die wir mit eigenen Inputs angereichert haben
- Das Angstmonster nicht füttern: «Das Angstmonster wächst, indem man der Angst aus dem Weg geht, das Kind bedrängt, Ängste zu ignorieren, beängstigende Situation permanent vermeidet, Angst lächerlich macht.» Also sollten Eltern das Gegenteil tun: Die Ängste ihrer Kinder ernst nehmen. Sie visualisieren, besprechen und ihnen Platz geben. Wie das geht, erfahrt ihr unter Punkt 2.
- Das Angstmonster kennenlernen: Um Geborgenheit und Sicherheit wiederherzustellen, ist es wichtig, dass Eltern altersgerecht mit ihren Kindern über ihre eigenen Gefühle sprechen, also auch Ängste oder Sorgen. So lernen Kinder, diese Emotionen zu erkennen und zu benennen. Wer das kann, dem fällt es leichter, sich mit Bezugspersonen über eigene Gefühle auszutauschen. Und wer Sorgen teilen kann, fühlt sich damit weniger alleine. Jedoch muss man nicht zwingend in Worten ausdrücken, was man fühlt, sagt Barbara Dolak auf Eltern-Bildung.at: «Mit Ängsten ist es leichter umzugehen, wenn man sie zum Ausdruck bringt. Kinder können ihre Angst erzählen, einen Namen finden, sie aufmalen, basteln, den Ort der Gefahr herzeigen.» Die gegenteiligen Gefühle von Angst – (Selbst-)Sicherheit, Glück und Zufriedenheit – lassen sich trainieren. Am Zentrum für Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie der Universität Basel beobachtet Ina Blanc, die schnelle Wirkung einfacher Interventionen. «Diese Tricks sollten allen Kindern zugänglich sein.» Deswegen hat sie das Mitmachbuch «Ich bin ein Glückskind» entwickelt. Es enthält Übungen, die Selbstwert, Selbstvertrauen und Gefühlsregulation stärken. Inklusive Hintergrundinfos für Eltern. Alle Infos zum Buch findet ihr hier.
- Das Angstmonster bezwingen: «Wenn Angst angenommen wird und die Gefühle klar benannt und dargestellt werden können, findet Bewusstmachung im Gehirn statt. Erst dann wird die Tätigkeit des Gehirnbereiches, der für die Symptome der Angst verantwortlich ist, gehemmt.»
- Das Angstmonster trainieren: Kindern hilft es, Strategien zu entwickeln, um sich der Angst aktiv entgegenzustellen. «Wer sich für den Notfall wappnet und sich vorbereitet auf alle Eventualitäten, ist weniger machtlos und ausgeliefert, wenn die Angst anrollt.» Sicher kann man Kindern anbieten, dass sie jederzeit – auch nachts – zu einem kommen und über ihre Ängste reden dürfen. Auch hilft es, dass sie selbst lernen, ihre Gedanken auf positive Bahnen zu lenken. Ältere Kinder können zum Beispiel, immer wenn die Angst anrollt, eine Liste von Dingen aufschreiben, die ihnen Sicherheit vermitteln. Menschen, Orte oder Gegenstände.
- Das Angstmonster streicheln: Mut verdient Lob! Eltern sollten die Bemühungen ihrer Kinder, eine Angst zu bezwingen, wertschätzen. «Wer sich seinen Ängsten stellt, kann an der Aufgabe wachsen und Mut verdient Lob. So kann sich ein Kind darüber klar werden, was es schon erreicht hat.»
Mehr zu den Strategien, die Eltern und Kindern dabei helfen, ihre Unsicherheiten und Sorgen in den Griff zu kriegen, erfahrt ihr folgenden Artikeln:
Diese weiteren Reaktionen kann ein Einbruch auslösen.
Angst ist nicht die einzige Reaktion, die ein Einbruch bei Kindern auslösen kann. Auch diese weiteren Gefühle und Folgen kann ein solches Ereignis haben:
Nervosität: Ausgelöst durch die Angst kann ein Einbruch zur Folge haben, dass Kinder ihre innere Ruhe verlieren. Sie zeigen sich zappelig und nervös. Hier hilft viel Verständnis und Geduld. Auch Frischluft und körperliche Bewegung können als Ausgleich dienen.
Entwicklungs-Rückschritt: Gerade bei jüngeren Kindern kann es vorkommen, dass ein traumatisches Ereignis sie in der Entwicklung zurückwirft und es zum Beispiel zu Bettnässen kommt, selbst wenn das Kind bereits trocken war. Oder dass das Kind wieder nach einem Nuggi verlangt, denn solche Trostspender ersetzen die verloren gegangene Geborgenheit. Ein Gespräch mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt kann Eltern helfen, einen Umgang mit solchen Symptomen zu finden.
Schlafprobleme: In der Nacht verarbeitet das Gehirn, was wir tagsüber erleben. Ein Einbruch kann schwere Albträume hervorrufen. Dagegen ist Körperkontakt die beste Medizin. Kuscheln, kuscheln, kuscheln. Das geteilte Familienbett gibt Kindern in dieser Situation genau die Geborgenheit, die sie brauchen, um sich nachts erholen zu können.
Trennungsängste: Wenn ein Ort seine Geborgenheit verloren hat, suchen Kinder das Sicherheitsgefühl noch stärker in Bezugspersonen. Nach einem Einbruch kann es ihnen deswegen sehr schwer fallen, sich von ihren Eltern zu trennen. Auch hier hilft Geduld und Zeit. Und Eltern sollten sich selbst hinterfragen. Denn oft gehen Trennungsängste nicht allein vom Kind aus, sondern es sind die Erwachsenen, die vielleicht unbewusst ihre Sorgen auf das Kind übertragen. Das eigene Verhalten im Auge zu behalten, ist auch für das Kind hilfreich! Mehr dazu in unserem Artikel: «Wie Kinder Trennungsangst überwinden können.»
Wut: Kinder können als direkte Reaktion auf einen Einbruch aggressives Verhalten entwickeln. Diese Reizbarkeit entsteht aus einer Überforderung beim Verarbeiten von Gefühlen.
Rückzug: Manche Kinder reagieren auf schlimme Ereignisse mit Schweigen. Sie wollen weder darüber sprechen noch davon hören. Vielleicht verbringen sie mehr Zeit in ihrem Zimmer als vorher. Eltern sollten dennoch stets signalisieren, dass sie mit Liebe, Interesse und Zeit zur Verfügung stehen, falls gewünscht. Vielleicht versucht das Kind durch dieses Verhalten auch, seine Eltern zu schützen – weil sich unter die eigene Angst auch die Sorge um die Eltern mischt. Da kann man eine weitere Bezugsperson beiziehen. Vielleicht mag das Kind sich mit dem Gotti, dem Grosi oder dem Onkel austauschen?
Schulische Schwierigkeiten: Die genannten Ängste und Unsicherheiten hören nicht einfach auf, wenn ein Kind das Zuhause verlässt. Wenn es einem Kind schwer fällt, das Ereignis zu verarbeiten, kann es zu schulischen Schwierigkeiten und Konzentrationsproblemen führen. Es ist deswegen wichtig, auch die Lehr- oder andere Betreuungspersonen über den Vorfall aufzuklären. Und spätestens wenn andere Lebensbereiche unter der Angst des Kindes stark in Mitleidenschaft gezogen werden, ist es an der Zeit, sich professionelle Hilfe zu suchen. Die kostenlose und professionelle Elternberatung von Pro Juventute ist rund um die Uhr erreichbar unter 058 261 61 61.