Dass Schlagen, auch wenns «nur mal ein Klaps» ist, dem Kind schadet, wissen mittlerweile wohl die meisten. Und natürlich ist uns Eltern auch klar, dass es nicht förderlich ist, sein Kind anzubrüllen.
Trotzdem passiert es uns allen wohl mal, dass wir die Nerven verlieren und laut werden. Aber sind wir uns den Folgen davon bewusst? Gemäss eines Artikels der Huffpost kann es die Stresshormone des Kindes erhöhen und die Gehirnstruktur verändern, wenn Mama oder Papa es anschreit. Und nützen tut es sowieso nichts, das Gebrülle. Im Gegenteil: Es führe gar eher dazu, dass es beim Kind jenes Verhalten verstärke, das die Eltern unterdrücken wollten. Und am Schluss schadet es nicht nur dem Kind, sondern auch der Stimmung – auf beiden Seiten.
Ausgenommen davon sind natürlich Situationen, in denen ihr euer Kind vor einer Gefahr schützen wollt: einer heissen Herdplatte, einer ungeschützten Baustelle, einem heran rasenden Auto. Dann ist Schreien Pflicht!
Nachfolgend verraten wir euch die fünf Strategien, welche verschiedene Experten empfehlen, wenn ihr das nächste Mal in einer Situation seid, die nicht gefährlich ist, die ihr aber zum Schreien findet.
Fasst euch an die Stirn
Im Ernst. Denn Wut entsteht im limbischen System, dem emotionalen Teil unseres Gehirns. Der rationalere Teil des Gehirns ist der präfontale Cortex, direkt hinter der Stirn. Er hilft uns, Entscheidungen zu treffen und sozial zu agieren. Hier muss unser Fokus bleiben, um das Schreien zu vermeiden. Wenn wir uns die Hand auf die Stirn halten – und wenn auch nur für eine oder zwei Sekunden – machen wir uns dies bewusst. Atmet tief durch und fragt euch, was ihr vom Kind erwartet, und was ihr dafür als nächstes machen müsst. Das hilft, angemessen auf das Verhalten eures Kindes zu reagieren.
Gackert wie ein Huhn
Versucht, innezuhalten und etwas ganz anderes zu machen. Zum Beispiel tief durchzuatmen, zu hüpfen, die Hände flach auf den Tisch zu legen und euch geerdet zu fühlen. Oder eben wie ein Huhn zu gackern. Das hilft euch, die Energie loszuwerden – und weil es so lächerlich ist, entspannt es die ganze Situation im Nu. Und endet im besten Fall in Gelächter statt «Getäubele».
Schreit neutral
Wenns nicht geht, ohne laut zu werden, schreit wenigstens nichts Persönliches und Verletzendes. Sondern zum Beispiel: «AAAAAAAAAH, ich bin soooo hässig!!!»
Bleibt ernst, aber ruhig
Die Kinder nicht anzuschreien, heisst natürlich nicht, dass wir ihr Fehlverhalten einfach so tolerieren müssen. Wir sollten trotzdem Klartext mit ihnen sprechen, empfehlen die Experten – bloss auf eine überlegtere Art. Wenn ihr euer Kind anschreit, fokussiert es nämlich auf eure Wut statt auf die Botschaft, die ihr ihm vermitteln wollt. Und damit ist gar niemandem geholfen. Eine Expertin im erwähnten Artikel empfiehlt deshalb, den passenden Ton zu finden – etwa nach dem Beispiel einer autoritären Lehrperson.
Entschuldigt euch
Ist es doch mal passiert, ihr seid laut geworden? Das tut es bei den meisten von uns. Wenn ihr schlecht reagiert habt, macht euch nicht fertig deswegen – entschuldigt euch bei eurem Kind. Wenn ihr eine starke Beziehung und Verbindung zu eurem Kind habt, ist es, als ob ihr ihnen so «emotionale Schockdämpfer» gebt. Und sie brüllen zurück, wenn sie mal angebrüllt werden, in der Schule, auf dem Pausenplatz, im Sporttraining. Ganz darum herum kommen schliesslich wir alle nicht.
Zudem heisst es im erwähnten Artikel: sich zu wiederholen gehöre zum Elternsein. In vielerlei Hinsicht sind wir Eltern quasi die «Frontallappen» unserer Kinder, die sich erst in ihren Zwanzigern voll entwickelt haben werden. Die Kleinen müssen gewisse Dinge immer und immer wieder hören, bis sie sie wirklich verstehen. Dass ihr euch wiederholen müsst, heisst also nicht, dass ihr als Eltern versagt habt oder dass die Kinder undiszipliniert sind. Sondern bloss, dass ihr euren Job als Eltern macht und jene Lektionen wiederholt, welche die Kinder brauchen, um sich zu entwickeln.