In Zeiten von Corona stellt jeder Haushalt, jeder Personenkreis einen potentiellen Infektionsherd dar. Und jeder Kontakt zwischen diesen Kreisen trägt potentiell zur weiteren Verbreitung des Virus bei. Viele Patchworkfamilien stehen deswegen aktuell vor der Frage: Dürfen unsere Kinder überhaupt noch zwischen Mama und Papa hin und her pendeln?
Für das Kindeswohl ist es gerade in dieser beängstigenden Zeit essentiell, im Kontakt zu Mutter und Vater Halt zu finden. «Kinder sind in dieser aussergewöhnlichen Lage besonders verunsichert. Vertraute Tagesstrukturen sind plötzlich aufgehoben und weichen neuen, ungewohnten Abläufen. Umso wichtiger ist es, gerade auch Kindern in Patchworkfamilien weiterhin Sicherheit zu vermitteln. Darum sollten Kinder auch in dieser schwierigen Zeit den Kontakt zu beiden Elternteilen pflegen können», so das Amt für Jugend und Berufsberatung des Kantons Zürich (AJB) auf Anfrage von schweizer-illustrierte.ch.
Doch ist dies auch aus medizinischer Sicht vertretbar? Es ist noch keine Woche her, seit das Bundesamt für Gesundheit beschlossen hat, die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu verschärfen: Mittlerweile dürfen sich im öffentlichen Raum nur noch maximal fünf Personen in Gruppen treffen und nur, wenn sie den nötigen Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten. Durch Social Distancing erhofft sich das BAG eine Abflachung der Infektions-Kurve.
Gilt das auch für Familien? Sabotiert es die Massnahmen des Bundes, wenn Tausende von Kindern zwischen ihren getrennt lebenden Elternteilen hin und her pendeln? Nein, sagt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage: «Kinder können nach wie vor zwischen zwei Haushalten hin und her wechseln. Sie sollten aber mit möglichst wenigen und möglichst immer den gleichen Personen in Kontakt kommen.»
Auch das AJB stellt klar, dass der Wechsel mit klaren Sicherheits-Vorkehrungen verbunden sein sollte: «Da die Schulen und Betreuungseinrichtungen weitestgehend geschlossen sind, wechseln Kinder auf direktem Weg von einem Elternhaus ins andere. Wichtig ist, dabei die Hygiene- und Verhaltensregeln des Bundes zu befolgen.
Gerade was die Hygiene angeht, sind Patchworkfamilien besonders gefordert, weil sich die Familienmitglieder nicht nur an der freien Luft treffen, sondern zwischen zwei verschiedenen Haushalten bewegen. Häufiges und gründliches Händewaschen gehört mittlerweile sowieso zum Pflichtstoff.
Aber auch Kommunikation sei wichtig, um die Verbindung zweier Haushalte so sicher wie möglich zu gestalten, so das AJP: «Absprachen innerhalb der gesamten Familie sollten intensiviert werden; von allen Beteiligten ist jetzt Toleranz und Flexibilität gefragt.»