«Mein Jüngster hatte früher immer eine Puppe unterm T-Shirt», sagt Sonya Kraus (49) in einem ausführlichen Interview über die Erziehung ihrer beiden Söhne im deutschen Magazin «Eltern Family». Ihre Jungs dürften Nagellack benutzen, alle ihre Schuhe und Glitzerfummel ausleihen, die Lieblingsfarbe ihres älteren Sohnes sei immer noch Neonpink, und ausserdem würden beide passioniert stricken, erzählt die Moderatorin weiter. «Ich jubele, wenn sie sich solche Erfahrungen nicht aufgrund ihres Geschlechts nehmen lassen.»
Über solche genderneutralen Ansätze von Stars freuen sich auch Expertinnen wie die Leiterin des Fachbereichs Gender und Diversity an der Universität St. Gallen, Prof. Dr. Christa Binswanger, wie sie in einem Interview mit www.schweizer-illustrierte.ch sagt, denn: «Als Kind verschiedene Fähigkeiten auszuprobieren und einzuüben könnte dazu beitragen, dass die Berufswelt nicht so geschlechtstypisch geprägt bleibt, wie sie dies heute ist.»
Sonya Kraus selbst erachtet es als «Riesenmehrwert, Kinder wie in einer Schiffsschaukel über das gesamte Spektrum von vermeintlich männlichen oder weiblichen Attributen schwingen zu lassen»: «Eben genderfluid: Wie eine Flüssigkeit, die ohne Widerstand hin- und herfliessen kann.»
Und die Entertainerin verrät auch Strategien, wie man dies – nebst den erwähnten Erlebnissen mit ihren Jungs – weiter fördern kann: Zum Beispiel übers Lesen. «Man kann ‹Power Rangers› lesen oder starke Mädels wie Pippi Langstrumpf den Weg weisen lassen.»
Und natürlich ist sich Sonya Kraus auch ihrer Vorbildrolle bewusst und lebt diese als passionierte Heimwerkerin – sie teilt auf Youtube regelmässig Upcycling-Ideen – auch so richtig aus: «Mein Mann kann zwar toll mit Zahlen jonglieren, aber wenn es darum geht, etwas zu reparieren oder in Gang zu setzen, hat er zwei linke Hände. Ich dagegen kann alles reparieren.» Ihr Dauerpatient sei ihre Pellet-Heizung, die nur funktioniere, wenn sie gute Laune habe – sonst müsse «Muddi» dafür sorgen, dass sie warm duschen könnten. «Danach sehe ich aus wie ein Schornsteinfeger, aber mein Öko-Heimwerkerherz hüpft.»
Das Handwerk hat die Frankfurterin schon früh erlernen müssen, denn ihr Vater beging Suizid, als sie elf Jahre alt war, und so musste sie daheim mitanpacken und ihre Mutter unterstützen. «Alles, was mit Technik oder Handwerklichem zu tun hatte, war meine Sache. Daran konnte ich wachsen», sagt sie. Als Mutter geht sie nun genauso vor und bezieht ihre Jungs im Haushalt mit ein. Dabei lernen sie eben nicht nur verschiedene Fertigkeiten, sondern auch, dass dies weder Frauen- noch Männeraufgaben sind.
Weitere Ideen, wie ihr eure Kinder in ihren Eigenschaften stärken könnt – egal ob Mädchen oder Jungs –, lest ihr in den Interviews mit Christa Binswanger und mit der Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm.