Wer viel im Homeoffice arbeitet, der kriegt Beruf und Familie besser unter einen Hut. So die zentrale Aussage einer neuen Untersuchung, welche ein internationales Forscherteam rund um die deutsche Soziologin Dr. Inga Lass vom Bundesamt für Bevölkerungsforschung im Fachmagazin «Work, Employment and Society» veröffentlicht hat. Das Forscherteam kam zum Schluss, dass Eltern, die viel im Homeoffice arbeiten (also nicht nur einen Tag, sondern den grössten Teil ihres Pensums) deutlich weniger Konflikte zwischen Familie und Beruf erleben.
«Mütter nutzen den Gewinn an Flexibilität und Zeit, der aus dem Homeoffice resultiert, häufiger als Väter dazu, familiären Anforderungen gerecht zu werden.»
Dr. Inga Lass, Soziologin
Dass das Homeoffice ein wichtiger Schritt Richtung Vereinbarkeit ist, überrascht vor allem Mütter nicht. Sie, die immer noch einen Grossteil der Care-Arbeit zuhause erledigen, werden durch den Wegfall von Pendelzeiten und durch selbstbestimmteres Arbeiten entlastet. Die Studie belegt: Mütter profitieren insgesamt stärker von Homeoffice-Angeboten seitens der Arbeitgeber als Väter.
Das Autorenteam sieht eine mögliche Ursache in «geschlechtsspezifischen Nutzungsmustern von Homeoffice.» Dr. Inga Lass erklärt, dass «Mütter den Gewinn an Flexibilität und Zeit, der aus dem Homeoffice resultiert, häufiger als Väter dazu nutzen, familiären Anforderungen gerecht zu werden.» Davon profitiert die ganze Familie. Der daraus entstehende konfliktreduzierende Effekt kommt Müttern genauso wie Vätern (und natürlich auch Kindern) zugute.
Bei SI-Family arbeiten ausschliesslich berufstätige Mütter und allesamt vorwiegend aus dem Homeoffice. Die Studie belegt, was wir längst wussten! Von zuhause aus arbeiten zu können, bedeutet, Ressourcen viel effizienter einzusetzen und von Synergien zu profitieren.
Ein Beispiel: Dem Arbeitgeber geht nichts verloren, wenn man in der Kaffeepause noch rasch die Wäsche in die Maschine stopft. Aber der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin gewinnt dadurch an Haushaltseffizienz, weil zum Beispiel eine Waschmaschine in einem Mietshaus mit mehreren Parteien nach Feierabend nicht immer frei ist.
Mütter auf der SI-Redaktion freuen sich auch, wenn sie nicht schon vor den Kindern aus dem Haus müssen, sondern sie um 8 Uhr (ungefähr) liebevoll in den Schulalltag entlassen dürfen und auch in die Arme nehmen können, wenn sie mit guten oder schwierigen Emotionen geladen zurückkommen. Plötzlich liegt es drin, mit den Kindern Zmittag zu essen – und mit etwas Planung beeinträchtigt die Kocherei die Arbeitszeiten überhaupt nicht. Forscher des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung haben herausgefunden, dass Mütter, die mehrheitlich im Homeoffice arbeiten, im Durchschnitt pro Woche drei Stunden mehr Zeit mit ihren Kindern zur Verfügung haben – ohne dass dem Arbeitgeber eine einzige Minute an Output verloren geht.
Inga Lass und ihr Forscherteam bestätigen dies. «Beschäftigte mit grosszügiger Homeoffice-Nutzung verfügen der Studie zufolge über eine bessere Kontrolle ihrer Arbeitszeit und gewinnen durch reduzierte Pendelwege mehr Familienzeit», heisst es in der Pressemeldung.
Den einzigen Nachteil eines hohen Homeoffice-Anteils für Eltern sieht Dr. Inga Lass darin, dass Homeoffice auch die Arbeit zu Randzeiten und am Wochenende begünstigt. Ob das wirklich ein Nachteil ist? Hier muss sich eben Jeder / Jede selber lieb sein und lernen, seine / ihre Grenzen klar abzustecken.