Die Teenie-Zeit ist eine schwierige Phase. Wir sind auf der Suche nach uns selbst, die Hormone – wie es immer so schön heisst – spielen verrückt und womöglich sind wir das erste Mal verliebt. Die Kolleginnen und Kollegen sind im Normalfall VOR den Eltern unser erster Referenzpunkt. Sie bestimmen, was geht und was nicht. Es ist oder war nicht immer leicht, oder?
Stellen wir uns nun kurz vor, dass die Peer-Group (früher hiess das noch Clique) aber nicht einfach nur aus den Schulkolleginnen und –kollegen besteht, sondern aus einem ganzen Land mit rund 45 Millionen Einwohnern. Das trifft etwa auf Prinzessin Leonor zu. Die 14-Jährige ist die Kronprinzessin Spaniens – und wahnsinnig viele Menschen haben eine Meinung zu ihr.
Aktuell sorgt die künftige Königin gerade mal wieder für Gesprächsstoff unter ihren Untertanen: Zur Verleihung des «Asturias Awards 2020» stöckelte sie in Schuhen mit kleinem Absatz. Boom – es gibt was zu reden. Sind die Schuhe zu hoch, unpassend, zu früh so hoch, zu wenig elegant, zu langweilig, zu teuer? Das Diskussions-Menü ist prall gefüllt. Wer auf welcher Seite man steht, ist im Prinzip egal. Doch ein Land – ja, die ganze Welt – scheint eine Meinung zu Schuhen zu haben.
Darf Leonor Stöckelschuhe tragen? Wir finden ja. Warum auch nicht. Sie ist 14, findet gerade – soweit das in ihrer Situation möglich ist – ihren eigenen Stil. In bestimmten Kreisen werden sie, wie andere Kleidungsstücke auch, als antifeministisches Symbol verteufelt. Sie verändern in der Theorie die Körperhaltung einer Frau, können optisch die Beine verlängern, betonen eher Gesäss und Po. Das empfinden manche als unnötige Erotisierung eines Frauenkörpers. Viele Eltern weigern sich standhaft, ihren Töchtern Absatzschuhe zu kaufen.
Ob kategorische Verbote zielführend sind, müssen Eltern unter sich ausknobeln. Im aktuellen Fall von Leonor wagen wir die mutige Diagnose: Atmen wir kurz tief durch. Leonors Schuhe sind nicht so verkehrt. Sie wird sich mit einem kurzen Einsatz in Absatzschuhen auch ihre Füsse nicht kaputt machen. Die Dosis macht das Gift. Wusste schon Paracelsus. Doch Leonor erlebt mal wieder, was es heisst, öffentlich aufzuwachsen.
Denn es geht nicht nur um ihre Schuhe. Ihre Mäntel seien generell zu teuer, auch ihre Designer-Kleider, natürlich (dass die Prinzessin oft in Zara-Mode, Turnschuhen oder anderen günstigeren Textilien unterwegs ist, wird gerne ignoriert). Auch schön für eine Teenagerin: Ihr Stil sei wie der ihrer Mutter. Boom. Das hört man als Heranwachsende vermutlich nicht gerne. Selbst dann, wenn die Mutter eine stilsichere Königin ist.
Und deshalb hoffen wir, dass Leonor sich in den letzten 14 Jahren schon ein dickes Fell zugelegt hat. Bei ihr ist mit 14 doch – wie wir alle wissen – schon genug los. Shaming wird nicht cooler, wenn es um eine Prinzessin geht.