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Fünf Tipps für Eltern

Was schüchterne Kinder mutiger macht

Hat euer Kind Horror vor dem nächsten Vortrag in der Schule? Getraut es sich kaum aufzustrecken oder hat es Mühe, neue Freunde zu finden? Eine Sozialarbeiterin verrät fünf Tipps, wie ihr sein Selbstvertrauen stärken könnt.

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Schüchternes Kind in der Schule

Würde lieber im Boden versinken als sich am Unterricht zu beteiligen: Mit einfachen Ideen für den Alltag können Eltern das Selbstvertrauen ihres schüchternen Kindes stärken. 

Getty Images

Wir alle kennen sie aus unserer eigenen Schulzeit, aus den Klassen unserer Kinder – oder aus eigener Erfahrung: die schüchternen Kinder, die sich kaum am Unterricht beteiligen, die so leise sprechen, dass man sie fast nicht versteht, oder dem Gegenüber bei der Begrüssung kaum in die Augen schauen können. «Das kann so weit gehen, dass sie sozial isoliert werden, denn solche Kinder finden die anderen nicht so cool», sagt Schulsozialarbeiterin Claudia Widmer aus Rorschach SG. «Sie melden sich selten, weil sie Angst haben, die anderen fänden sie blöd, und sie überlassen Entscheidungen lieber anderen.» 

Um solche Kinder zu unterstützen, bietet Widmer an ihrer Schule das soziale Fitnessprogramm «SoFit» (siehe Infobox) an. Und zwar schon zum zweiten Mal. Denn nach der ersten Durchführung habe sich gezeigt, dass sich die Teilnehmenden seither tatsächlich mehr einbringen im Unterricht, sagt Widmer. Uns verrät sie ihre fünf besten Tipps, wie auch Eltern von schüchternen Schulkindern diesen helfen können, ihre Hemmungen etwas zu überwinden.

Praktische Tipps für mehr Selbstbewusstsein bei Kindern

  • Fokus auf Stärken setzen: «Wichtig ist, dass Eltern die Persönlichkeit ihres Kindes akzeptieren und dabei die Schüchternheit auch als einen normalen Teil davon ansehen. Das eine Kind ist vielleicht kreativ, ein anderes kann gut beobachten, ist aufmerksam, vorsichtig, sorgfältig, hat Ausdauer, kann geschickt basteln oder gut singen. Es hilft den Kindern und stärkt ihr Selbstvertrauen, wenn ihnen diese guten Eigenschaften aufgezeigt und sie darin bestärkt werden.»
     
  • Nicht unter Druck setzen: «Dem Kind gegenüber Verständnis zeigen und nichts erzwingen wollen. Das Kind nicht pushen in Situationen, in denen es gehemmt ist, und es nie blossstellen.»
     
  • Fortschritte anerkennen: «Oasen und Zeit schaffen für Gespräche und zusammen Lösungen entwickeln. Das Kind immer wieder ermuntern und sich mit ihm über Fortschritte freuen.»
Drei Mädchen im Schulzimmer

Wer sich am Unterricht beteiligt, findet auch leichter Freundinnen und Freunde.

Getty Images/Westend61
  • Vorbild sein: «Oft hat ein Elternteil eines schüchternen Kindes selbst mit Hemmungen zu kämpfen. Da gilt es, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen und Lösungen zu entwickeln. So können die Eltern ihrem Kind mit gutem Vorbild vorangehen und mit ihm einüben, wie man auf andere Menschen zugeht, Kontakte aufbaut und pflegt. Es ist wichtig, dass sich das Kind dabei wohl fühlt. Manchmal sind wenige, aber dafür gute Kontakte, auch umso wertvoller.»
     
  • Und immer wieder Mut machen: «Vielleicht freut sich das Kind über eine Tasse mit der Aufschrift ‹ich bin mutig›, einem anderen tut es gut, morgens zusammen Atem- oder Gymnastikübungen zu machen und Mutmächersätze zu rufen: ‹Ich bin toll, ich bin stark, ich kann das.› Manche mögen Vorbilder wie Spiderman oder Pippi Langstrumpf, andere hören oder lesen gerne Mutmachergeschichten.» 
     

Buchtipps zum Thema

  • «Mutig, mutig» von Lorenz Pauli: Die Geschichte zeigt, dass es manchmal auch mutig ist, nicht alles mitzumachen. 
  • «Angst?» von Tina Rau: Soll Kindern helfen, sich mit ihren Ängsten auseinanderzusetzen und sie zu lösen.
  • «Herzgeschichten. Kinder stärken und ihr Selbstwertgefühl fördern» von Angelika Grubert.
  • «Huch, die Angst ist da» von Fabian Grolimund und Ulrike Légé: mit Tipps und Tricks für Kinder und Eltern, sich mit ihrer Angst vertraut zu machen und damit umzugehen.
  • «Der kleine Elefant, der an sich glaubt.» von Alexandra Molina: Tiergeschichten über Mut und Selbstvertrauen.
SoFit – ein Trainingsprogramm für schüchterne Kinder

Im Trainingsprogramm «Sozial Fit – SoFiT» für Schulen lernen Kinder durch verschiedene Übungen und Rollenspiele, den Hemmzwerg als Verursacher ihrer Verunsicherung zu erkennen und sich dem Mutmacher zuzuwenden. Entwickelt hat das Programm ein Team um Georg Stöckli, emeritierter Professor für Pädagogik/Pädagogische Psychologie am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich, der in seiner Forschung auf Schüchternheit und soziale Ängstlichkeit fokussierte. Die Unterlagen sind erhältlich beim Lehrmittelverlag Zürich, weitere Informationen: www.kind-und-schule.ch

Von am 12. Dezember 2022 - 07:00 Uhr