Wie Mädchen ihre erste Periode erleben, hängt zu grossen Teilen davon ab, was sie darüber wissen und wie ihre Eltern oder Bezugspersonen sie auf diesem Weg begleiten. Der Trend ist klar: weg vom Tabu, hin zu einem selbstbestimmten und wertschätzenden Umgang mit der Monatsblutung.
Wie begleitet man Töchter auf dem Weg zur ersten Periode?
Doch wie schafft man es, Mädchen auf dem Weg zur Menarche, also ihrer ersten Periode, zu begleiten? Darüber hat SI Family mit der Zyklusberaterin Josianne Hosner gesprochen. Die Expertin betont, wie wichtig es ist, den weiblichen Zyklus in der Familie offen, aber unaufgeregt zu thematisieren. Bereits mit Vorschulkindern könne man altersgerecht über die Menstruation sprechen. «Schliesslich handelt es sich dabei um einen natürlichen biologischen Vorgang.» Dabei helfe altersgerechte Lektüre, zum Beispiel das Kinderbuch Mondtage, das es Kindern ermöglicht, den weiblichen Zyklus kennenzulernen. Das Interview zum Thema lest ihr hier: «So begleiten wir unsere Töchter auf dem Weg zur ersten Periode».
Josianne Hosner ist Zykluscoach und Autorin. Mit der Gründung ihres Unternehmens Quittenduft.ch hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Wissen rund um den weiblichen Zyklus zugänglich zu machen und Frauen zu helfen, ihre «inneren vier Jahreszeiten» für sich zu nutzen. «Ohne Hokuspokus, aber mit viel Humor und einer Tasse Tee in der Hand», wie sie selbst sagt. Die Winterthurerin lebt mit Mann und drei Kindern im Kanton Bern.
ZVGWann der Zeitpunkt der ersten Periode eintritt, ist individuell und nicht vorhersehbar. Zwar gibt es bestimmte körperliche Anzeichen, die auf hormonelle Veränderungen und eine Entwicklung der Geschlechtsorgane hinweisen, etwa Brustwachstum oder weisser Ausfluss, jedoch bleibt der Zeitpunkt der ersten Blutung immer ungewiss.
Mit 12 bis 13 Jahren haben die meisten Mädchen ihre erste Periode
Bei den meisten Mädchen findet die Menarche im Alter von 12 bis 13 Jahren statt. Aber auch schon Neunjährige können ihre Periode bekommen, während andere Mädchen bis 16 oder 17 darauf warten. Die Expertin empfiehlt Eltern, frühzeitig dafür zu sorgen, dass alle nötigen Produkte zuhause vorhanden sind, und die Liste der Produkte im Laufe der Zeit altersgerecht anzupassen.
Das enthält ein First-Period-Kit normalerweise
Immer beliebter wird die Anschaffung eines First-Period-Kits, also eines Täschchens oder Köfferchens, das – wie ein Erste-Hilfe-Set – alles Notwendige für die Menarche enthält. In erster Linie sind das Binden und andere Hygieneprodukte, um die Blutung aufzufangen, sowie Informationen rund um den Menstruationszyklus, dessen Bedeutung und die damit einhergehenden körperlichen Veränderungen.
Was Zyklusberaterin Hosner nicht empfiehlt, sind Tampons, Schwämmchen oder Menstruationstassen im First-Period-Kit. «Das wäre wohl das Erste, woran man denkt, aber ich bin dafür, dass man nur Informationen dazu ins Set packt, weil diese Dinge am Anfang oft sehr schwierig zu handhaben sind. Und auch, weil ihre Grösse individuell gewählt werden muss.»
So könnt ihr das Perioden-Kit eures Kindes liebevoll aufpeppen
Anders als ein Erste-Hilfe-Set enthält ein First-Period-Kit aber oft auch liebevoll ausgewähltes Zusatzmaterial, das einem Mädchen diesen wichtigen und auch emotional herausfordernden Entwicklungsschritt ein wenig versüsst. Zum Beispiel diese fünf Ideen:
Brief: «Eine besonders schöne Geste finde ich, wenn ein Menstruations-Kit einen handgeschriebenen Brief an die Tochter enthält», sagt Zyklusberaterin Josianne Hosner. Darin kann man dem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, vielleicht das eigene Erleben der ersten Periode reflektieren und natürlich festhalten, wie stolz man auf das Kind ist und wie sehr es geliebt wird, so wie es ist. Auch eine Karte vom Vater mit der Botschaft «Schön, dass es dich gibt» (natürlich individuell formuliert) vermittelt der Tochter, dass sie willkommen ist in der Familie, ihren Platz hat und durch die Veränderung hindurch Unterstützung erfährt.
Zykluskalender: Es gibt Period-Tracker, die wie Tagebücher speziell für Teenager-Mädchen konzipiert wurden. Damit lassen sich der Zyklus und das eigene Wohlbefinden festhalten. Am besten in der Buchhandlung nachfragen und die Tochter einen Zyklustracker auswählen lassen, der ihr gefällt.
Spiegel: Ein kleiner Spiegel hilft dabei, die Vulva zu erkunden und zu verstehen, wo das Blut austritt.
Kleines Necessaire: Ein diskretes Täschchen, in dem das Kind alles Notwendige für die Schule mitnehmen kann, wenn es seine Menstruation hat.
Wärmekissen: Zum Beispiel aus Kirschkernen oder Traubenkernen. Es lindert eventuelle Krämpfe und vermittelt symbolisch: «Du darfst dir Sorge tragen!»
Schmuck: Eine neue Halskette kann ein liebevolles und bestärkendes Geschenk sein, mit dem ein Mädchen den Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt feiern kann. Es gibt auch Zyklustracker-Armbänder mit Kalenderfunktion.
Tee: Viele Apotheken bieten spezielle Teemischungen an, die Frauen während der Menstruation unterstützen. Zu den sogenannten Frauenkräutern gehören Schafgarbe, Kamille, Frauenmantel, Thymian, Ingwer oder Johanniskraut.
Statt Tee: «Auch den Rouge-Drink kann ich wärmstens empfehlen», so Hosner. Es handelt sich um ein Pulver, das Mädchen und Frauen während der Menstruation mit Nährstoffen versorgt. «Dieser Drink stammt von einem Schweizer Start-up, das Organisationen für Frauen und Mädchen weltweit unterstützt und kommt oft besser an als Tee aus Frauenkräutern.»
Einladung: «Ihr kennt eure Töchter am besten. Nicht alle Mädchen möchten ihre erste Periode feiern, und auch nicht alle auf dieselbe Weise. Vielleicht freut sich eure Tochter über eine Einladung zu einem besonderen Erlebnis – ein Konzert? Ein Ausflug?»
Schöne Steine: Manche Menschen glauben, dass bestimmte Steine, wie Mondstein, Rosenquarz oder Amethyst, eine beruhigende oder heilende Wirkung haben, die während der Menstruation Entspannung bringen kann. Wer nicht daran glaubt, freut sich vielleicht dennoch über einen schönen Glücksbringer.
