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So geht's

Ein verwöhntes Kind entwöhnen in 7 Schritten

Was tun, wenn wir merken, dass wir verwöhnte Gören herangezogen haben? Ein kleiner Leitfaden für Eltern.

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enfant heureux avec bonbons en forme de coeur devant les yeux

Zucker und Liebe – nicht zu verwechseln. Nur eines davon kann man Überdosieren.

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Eine Überraschung hier, eine Belohnung dort, ein Nein zu wenig gestern und ein Ja zu viel heute. Manchmal meinen wir es besonders gut mit unseren Kindern und das kommt dann halt nicht so gut raus. Weil wir zu oft nachgegeben haben, tanzt uns der Nachwuchs plötzlich auf der Nase rum. Weil bislang alle Wünsche erfüllt wurden, denkt der Spross, darauf habe er einen Anspruch. Weil wir ihm mit Sirup eine Freude machen wollten, denkt der Knirps, Wasser sei ungeniessbar.

Das passiert in den besten Familien (lest dazu: Das sind die verwöhntesten Promi-Kids) und lässt sich schnell wieder beheben. Nur, wie können wir verwöhnte Kinder wieder zu bodenständigen, genügsamen Menschen machen, die wertschätzen, was sie haben, statt ständig zu fordern und zu nörgeln? Eine Anleitung in 7 Schritten.

1. Das Problem erkennen

Es ist hart, aber eine Tatsache: Verwöhnte Kinder können nichts dafür, dass sie verwöhnt sind. Schuld daran sind die Erwachsenen, die zu faul sind, ihre Kinder nicht zu verwöhnen. Denn Nicht-Verwöhnen ist eine ganz schön anstrengende Sache. Man muss oft Nein sagen, konsequent bei einer Entscheidung bleiben und aushalten, wenn das Kind einen zwischendurch total doof findet. Stellt man fest, dass das eigene Kind sich wie ein verwöhntes Gör benimmt, muss man sich also eingestehen, dass man selbst die Schuld daran trägt.

2. Den Auslöser orten

Unsere Kinder zu verwöhnen, gibt uns im ersten Moment Bestätigung. Das Kind ist happy, wir fühlen uns wie Supermom oder Superdad. Gegen aussen stehen wir als erfolgreich da, denn wir können es uns leisten. Manchmal fehlt uns auch einfach die Energie, um konsequente Regeln durchzusetzen und wir erkaufen uns mit dem Verwöhnprogramm ein kleines Stücklein Ruhe im Alltag. Oder wir haben ein schlechtes Gewissen, weil neben Beruf und Haushalt so wenig Zeit für die Kinder bleibt und wir versuchen, unsere Liebe durch Materialismus auszudrücken. (Vorsicht, das geht gar nicht! Aber einbilden kann man es sich ja trotzdem.)

Es gibt zahlreiche Gründe, warum wir zu verwöhnenden Eltern werden. Erst wenn wir den individuellen Auslöser für das Problem orten, können wir dagegen vorgehen.

3. Neue Wünsche definieren

Nun haben wir also festgestellt, dass uns die aktuelle Situation nicht passt und eingesehen, dass es Kraft, Nerven und Zeit in Anspruch nehmen wird, unsere eigenen Verhaltensmuster als Eltern zu durchbrechen. Der nächste Schritt besteht darin, das Kind darüber zu informieren.

Erklärt euren Kindern, womit ihr euch unwohl fühlt und welche Beweggründe und Überlegungen dazu führen, dass ihr im Zusammenleben gerne neue Regeln aufsetzen würdet. Diese Regeln zu definieren, ist wichtig. So wird die Situation für das Kind fassbar. Sich an einem festen Rahmen orientieren zu können, hilft Kindern, mit allfälligem Frust umzugehen. Französische Eltern fahren mit dieser Taktik sehr gut. Sie nennt sich «le quadre» und beschreibt einen Raum, innerhalb dessen klar definierten Grenzen sich die Kinder frei bewegen und entscheiden dürfen.

Zurück zum Sirup-Beispiel: Man könnte mit dem Kind besprechen, dass es weder für die Zähne noch für den Körper gesund ist, immer Süssgetränke zu konsumieren, dass man den Sirup-Konsum also auf spezielle Begebenheiten beschränken möchte. Welche das sind, lässt sich gemeinsam aushandeln und beispielsweise auf einem selbst gestalteten Poster festhalten. Wasser gibt's zu den Mahlzeiten, Sirup immer am Geburtstag oder am Wochenende oder so ähnlich.

4. Konsequent bleiben

Jetzt kommt der anstrengende Teil: die neu definierten Regeln umsetzen. Bleiben wir beim Sirup und stellen wir uns vor, das Kind fragt am dritten Tag, ob es nicht doch wieder Sirup zum Essen haben dürfe. «Nein», unsere Antwort. «Wieso nicht?», fragt das Kind. «Weil das die Regeln sind in diesem Haus», unsere Antwort. «Aber wieso?», fragt wieder das Kind ... so kann es sich ewig hinziehen. Das zehrt an den elterlichen Nerven, keine Frage. Eine Untersuchung des Centers for a New American Dream zeigt, dass Eltern im Schnitt nach dem neunten «Wieso» der Kinder nachgeben. Doch es lohnt sich, standhaft zu bleiben. Vielleicht gibt das Kind ja nach dem zehnten Mal auf?

5. Kindern Wege aufzeigen, wie sie sich ihre Wünsche erfüllen können

Es geht natürlich nicht nur um Süssgetränke. Kinder betteln auch um das neueste Spielzeug, die angesagtesten Games, die tollen Turnschuhe, ein Handy. Und meist bringen sie irgendwann das Argument: «Aber alle anderen dürfen / haben das auch!».

Gerade, wenn es ums erste Handy geht, kann es sein, dass das Kind in seiner Peer Group ausgeschlossen ist, wenn es nicht über einen Messenger-Dienst mit den Freunden kommunizieren kann. Hier gilt es, Lösungen zu finden, die dem Kind ermöglichen, elementare soziale Bedürfnisse abzudecken, ohne gleich wieder alles gratis zu kriegen, was es sich wünscht. Wie wärs, wenn ihr einen Plan aufstellt, wie das Kind sich die Erfüllung seines Wunsches verdienen kann? Vielleicht findet ihr es sinnvoll, dass es einen Teil der Kosten für die neueste Spiel-Konsole selber trägt. Oder aber ihr erwartet, dass es Geduld zeigt bis Weihnachten – und erfüllt den Wunsch dann?

6. Bereitet euch auf Meltdowns vor

Ein Meltdown ist der absolute Zusammenbruch des Kindes in ein weinerliches, schreiendes, frustriertes Bündel. Damit ist zu rechnen, wenn wir unsere Kinder entwöhnen wollen. Am besten legen wir uns eine Strategie zurecht, um in solchen Situationen ruhig, gelassen, respektvoll und achtsam auf das Kind und seine Gefühle einzugehen. Wie man den Wutanfall eines Kindes als Eltern am besten übersteht, erfahrt ihr hier.

7. Etabliert nicht-materielle Werte

Zeit, Geduld und Nähe sind nicht käuflich und dennoch haben sie mehr Wert als alles Andere. Es genügt nicht, das zu wissen. Wir sollten es unseren Kindern vorleben. Die nächste Umarmung, die wir kriegen, einfach mal richtig auskosten und geniessen. Die selbstgemachte Zeichnung bis ins Detail anschauen und die Schönheit darin erkennen. Bücher vorlesen, Kuscheln. Mit elterlicher Liebe und einer präsenten Haltung kann man Kinder niemals verwöhnen. Denn ein Zuviel davon gibt's nicht.

Von KMY am 12. Oktober 2022 - 07:09 Uhr