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Familie erkrankt an Corona

«Wann hört das endlich auf?»

Drei Wochen lang litten SI-Redaktorin Edita Dizdar und ihre Familie an Covid-19. Die Eltern waren ausser Gefecht, die Kinder vor dem TV, Anarchie lag in der Luft.

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Corona-Patient: Edita Dizdar, 2020

Zu viert erkrankt: SI-Redaktorin Edita Dizdar, 34, und ihre Familie in ihrer Wohnung in Zürich.

Joseph Khakshouri

Als hätte eine Bombe eingeschlagen, so sah es bei mir aus. Drei lange Wochen. Dass die Zweijährige in der Wohnung wütete, lag nicht etwa an einem laschen Erziehungsstil. Wir hatten schlicht keine Energie, gegen die herrschende Anarchie anzukämpfen. Aber von vorn.

Er leide an Fieber, Schüttelfrost und Atemnot, sagt mein Partner am Telefon. Damit ich ein paar entspannende Ferientage in Marokko verbringen kann, blieb er mit den beiden Kindern zu Hause. «Keine Sorge, wird schon nicht Corona sein», erwidere ich und verdrehe die Augen – typisch mein Mann.

Aus Marrakesch wegzukommen, gleicht einer Tortur. Weil der König Reisesperren verhängt, kann ich nicht ausreisen, mit mir stranden Tausende Touristen. Ich bin überglücklich, als der Flieger in Zürich landet und ich meine Familie in die Arme schliessen kann.

«Freunde retten uns mit Einkäufen, die Kinder richten sich dauerhaft vor dem Fernseher ein.»

Aufstehen nur für Notfälle

Kaum zur Tür rein – die Symptome meines Partners sind weg –, erwischt es mich. Ein Druck auf der Brust und das Gefühl, nicht richtig atmen zu können. Dazu kommen Fieber, Gliederschmerzen, starker Husten, Halsschmerzen, Geschmacksverlust und ein Kopfweh, als hätte ich am Vorabend zu tief ins Glas geschaut. Quarantäne!

Während ich vor Schmerzen kaum aufstehen kann, ist der Rest der Bande noch fit. Doch dann erleidet mein Partner einen Rückfall. Nun liegen wir beide flach. Freunde retten uns mit Einkäufen, die Kinder richten sich dauerhaft vor dem Fernseher ein. Snacks holen sie sich selbst. Noch heute stecken davon halb vergammelte Stückchen in Sofaspalten oder liegen unter dem Teppich. Just zu dieser Zeit beschliesst die Tochter, ab sofort auf Windeln zu verzichten. Für Notfälle quälen wir uns abwechselnd aus dem Bett.

«Besoners fies: Auf einen symptomfreien Tag folgten neue Beschwerden.»

Vom Hausarzt abgewimmelt

Weil wir keine Risikopatienten sind, wimmelt uns der Hausarzt ab. Eine Woche später dürfen wir endlich in eine Notfallpraxis. Die Ärztin in Corona-Vollmontur hört unsere Lungen ab. Weil mein Partner in der Nacht davor einen panischen Atemnot-Anfall hatte, muss er zum Röntgen und zum Corona-Test. Das Resultat am nächsten Tag: positiv! Diese Diagnose gelte für die ganze Familie. Der Fünfjährige bekommt in der Folge sehr hohes Fieber, die Kleine entwickelt zum Glück nur milde Symptome.

Drei Wochen lang ging es uns elend. Wir fühlten uns wie auf einer Achterbahnfahrt. Kaum war das Fieber weg, wurde das Halsweh stärker. Kam der Geschmackssinn zurück, schmerzte dafür die Lunge. Oder noch fieser: Auf einen symptomfreien Tag folgten neue Beschwerden. Und während ich das schreibe, spüre ich wieder ein Kratzen im Hals … Wann hört das endlich auf?

Von Edita Dizdar am 17. April 2020 - 19:09 Uhr