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Notfallärztin im Interview

Wann muss man mit einem Mückenstich zum Arzt?

Ein Mückenstich ist in den meisten Fällen keine grosse Sache. Selten jedoch kann ein kleiner Piks zu Problemen führen, die einer medizinischen Kontrolle bedürfen. Wie man die Warnsignale richtig deutet und was man tun kann, damit es nicht soweit kommt, haben wir bei einer Expertin nachgefragt.

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Close-up of children's bare feet, a child walking on the sand. Acne, mosquito bites, allergies.

Wenn Kinder sich ihre Mückenstiche aufkratzen, kann dies zu Infektionen führen. Der beste Schütz für Kinderhaut ist, Stichen vorzubeugen. Mehr dazu im Artikel: «So schützt man Babys vor Mückenstichen»

Getty Images

Täuscht der Eindruck oder leiden dieses Jahr besonders viele Kinder unter Mückenstichen, die schlecht abheilen oder sich sogar zur Entzündung auswachsen? SI Family hat bei Isabelle Steiner, Chefärztin und Co-Leiterin des Notfallzentrums für Kinder und Jugendliche im Berner Inselspital nachgefragt. Im Gespräch erfahrt ihr, wie man einer Entzündung bei Mückenstichen vorbeugt und wann ein Piks zum medizinischen Problem wird. 

Frau Dr. Isabelle Steiner, können Sie den Eindruck bestätigen, dass derzeit viele entzündete Mückenstiche zu Notfallkonsultationen führen?

Derzeit verzeichnen wir sehr viele Konsultationen im Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche wegen mehr oder weniger ausgeprägten lokalen Reaktionen auf Mückenstiche. Diese Reaktionen können innerhalb der ersten 24 bis 36 Stunden zunehmen und klingen dann innerhalb von sieben bis zehn Tagen wieder ab. Der Hautbefund ist eine juckend und rötlich geschwollene, teilweise verhärtete Stelle.

«Eltern sind häufig besorgt, dass es sich um eine bakterielle Superinfektion handeln könnte. Solche sehen wir jedoch im Vergleich zu den Lokalreaktionen sehr selten»

Dr. Isabelle Steiner

In der Regel handelt es sich hiermit um eine normale Immunreaktion auf Mückenstiche, die bei Kindern sehr ausgeprägt sein kann. Eltern sind häufig besorgt, dass es sich um eine bakterielle Superinfektion handeln könnte. Solche sehen wir jedoch im Vergleich zu den Lokalreaktionen sehr selten, und sie treten in der Regel erst mehrere Tage nach dem Stich auf.

Wo sehen Sie die Ursache für die Häufung?

Das feuchtwarme Wetter im Sommer begünstigt die Vermehrung von Mücken, während die Menschen vermehrt in leichter Kleidung draussen sind oder nachts so schlafen, und so öfter gestochen werden. Die Hauptursache von sekundären Infektionen von Mückenstichen kann am vermehrten Kratzen an den Stichen liegen, was die Hautbarriere verletzt und Bakterien den Eintritt ermöglicht. Alle kleinen Wunden wie Schürf- oder Platzwunden können sich entzünden, insbesondere wenn sie nicht richtig gereinigt und versorgt werden. Dies ist jedoch wie erwähnt sehr viel seltener der Fall. 

Wie kann man der Entzündung eines Mückenstichs vorbeugen?

Diese ausgeprägte Lokalreaktion im Sinne einer Immunreaktion ist bei Kindern sehr häufig und kann in dem Sinne nicht vorgebeugt werden. Sinnvoll ist es, darauf zu achten, dass die Kinder gar nicht erst gestochen werden. Zum Beispiel, indem man sie durch lange Kleidung oder Moskito-Sprays schützt. Um eine bakterielle Superinfektion zu vermeiden, ist es wichtig, nicht an den Stichen zu kratzen. Hingegen können sie gekühlt und mit juckreizlindernden Salben versorgt werden. Falls sich eine offene Wundstelle bildet, sollte diese desinfiziert und gegebenenfalls mit einem Pflaster abgedeckt werden. Regelmässiges Händewaschen kann das Risiko einer Infektion ebenfalls verringern.

Hilfreiches Wissen rund um Mückenstiche

Im feuchtwarmen Hochsommer haben Mücken ihre Hochsaison. Aber nicht alle Kinder werden oft gestochen. Warum lieben Mücken gewisse Kinder mehr als andere? Und was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen oder das Jucken von Mückenstichen zu lindern? Einen kleinen Hausmittel-Guide findet ihr im Artikel: «Was Oma über Mückenstiche wusste»

Wann muss man mit einem Mückenstich zur medizinischen Kontrolle?

Bei den oben beschriebenen ausgeprägten Lokalreaktionen nach Mückenstichen braucht es in der Regel keine notfallmässige Vorstellung. Die Mückenstiche können wie erwähnt versorgt werden. Falls die Eltern den Eindruck haben, dass sich der Hautbefund wie oben beschrieben nach ein paar Tagen wieder verschlechtert, also zunehmend errötet, anschwillt und überhitzt oder wenn Eiter austritt, sollte eine ärztliche Vorstellung erfolgen. Auch Fieber oder allgemeines Unwohlsein beim Kind sind ernstzunehmende Warnsignale. Solche Symptome können Hinweise auf eine mögliche bakterielle Infektion sein, die ärztlich behandelt werden muss, um Komplikationen zu verhindern.

Dr. med. et MME Isabelle Steiner, Chefärztin, Co-Leiterin Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche, Inselspital Bern

Dr. med. et MME Isabelle Steiner ist Chefärztin und Co-Leiterin Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche am Inselspital Bern.

ZVG
Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 28. August 2024 - 07:00 Uhr