Dänemark ist das Land der glücklichen Menschen. In globalen Rankings belegt es ausnahmslos einen der vordersten Plätze. Und wo glückliche Menschen wohnen, sind natürlich auch die Babys happy. Zumindest haben dänische Kleinkinder den Ruf, viel weniger zu weinen als Babys aus anderen Ländern.
Solche Klischees über Kinder sind weit verbreitet. So sollen französische Kinder zum Beispiel viel weniger trotzen als ihre internationalen Altersgenossen. Warum das so ist, erfahrt ihr unter diesem Link. Doch stimmt auch der Mythos der glücklichen Dänen-Babys?
Das sind die durchschnittlichen Schreistunden eines Babys pro Tag
2017 hat Psychologe Dieter Wolke von der Universität Warwick einen internationalen Schreivergleich durchgeführt. Er untersuchte die Schreizeiten von Babys aus Dänemark, Deutschland, Grossbritannien, Kanada, Australien, den USA, Italien, den Niederlanden und Japan.
Sein Team verglich Schreitagebücher von Eltern während der ersten drei Monate mit ihrem Baby. So gelang es den Wissenschaftlern, Mittelwerte zu eruieren, die wohl über alle Länder hinweg gelten: Im Durchschnitt schreien Babys in den ersten vier bis fünf Lebensmonaten zwei Stunden am Tag. In der sechsten Lebenswoche erreicht die Schreidauer einen Höhepunkt von 2 Stunden und 15 Minuten am Tag, dann wird das Schreien kontinuierlich weniger.
Dänische Babys schreien tatsächlich weniger
Doch das sind nur Mittelwerte. Im Ländervergleich gab es deutliche Unterschiede. Wolke konnte beweisen, dass der Mythos der glücklichen dänischen Babys stimmt! Babys schreien in Grossbritannien, Italien, den Niederlanden und Kanada am meisten und in Dänemark am seltensten.
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Warum schreien dänische Babys weniger?
Dieter Wolke versucht, das Phänomen mit der entspannten dänischen Lebensart zu erklären. Dänische Eltern seien grundsätzlich weniger nervös. «Sie machen sich weniger schnell Sorgen, wenn ihr Kind schreit. Sie warten erst einmal ein bis zwei Minuten ab, ob es sich von selbst beruhig», so der Psychologe.
Ausserdem sei es in der dänischen Elternkultur weit verbreitet, dass Kinder viel Körperkontakt erhalten und getragen werden.
Ebenfalls könne die Populationsgenetik relevant sein, meint Wolke. Und drittens wirke sich der Stress während der Schwangerschaft auf das Schreiverhalten der Kinder aus.
Verschiedene Studien zeigen, dass Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft grösserem Stress ausgesetzt waren, nach der Geburt mehr schreien. Während Kinder, die als Fötus von Stresshormonen verschont blieben, nach der Geburt ruhiger sind. Da Dänemark eines der fortschrittlichsten Länder bezüglich sozialer Unterstützung, Elternurlaub und Mutterschutz ist, erleben Däninnen wohl tatsächlich im Durchschnitt weniger Stress und Existenzängste während der Schwangerschaft.
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