Der Znüni gehört zur Schule wie das Amen zur Kirche. Wars früher meist etwas Simples (ein Apfel, ein Sandwich), wird mittlerweile ein richtiger Zirkus daraus gemacht: Infozettel mit Tipps rund um eine gesunde Zwischenverpflegung flattern ab dem Kindergarten in regelmässigem Abstand ins Haus. Findet heraus, welcher Znünityp ihr seid - Mischformen sind sehr erlaubt.
1. Der Klassiker
Der Pausen-Apfel gehört auch heute noch zum Klassiker unter den Znünis. Er ist meist auf Vorrat im Haus, braucht null Vorbereitung und kann auch ohne Znünibox in den Thek gelegt werden. Er zeigt: Hier schalten und walten Eltern, die es rasch und unkompliziert mögen und ihr Kind dennoch täglich mit einem gesunden Snack versorgen wollen.
Zur Erinnerung vor den Ferien: Thek unbedingt auf allfällige Restäpfel untersuchen, sonst droht der «Huch, da war ja noch ein Apfel drin»-Schimmel-Moment nach den Ferien.
Wer auf Nummer sicher gehen will, dass der Apfel auch tatsächlich gegessen wird, der schneide ihn in Stücke und lege diese fein säuberlich in eine Znünibox (Zitronensaft daraufträufeln nicht vergessen, da sonst «Wäki, brauner Apfel»-Moment beim Kind). Damit gehört Mama oder Papa aber bereits zum zweiten Znünitypen.
2. Der Helikopter-Znüni
Helikopter-Eltern begleiten ihr Kind monatelang auf dem Schulweg, rennen wegen jeder Kleinigkeit zur Lehrerin und machen sich sehr genaue Gedanken zur perfekten Ernährung ihres Nachwuchses. Der Helikopter-Znüni wird ohne Ausnahme in eine Box verpackt. Diese verfügt über mehrere Nischen, die durch Wände voneinander abgetrennt sind, so dass der umfangreiche Znüni (meist ein halbes Buffet) ja nicht durcheinander gerät.
3. Der Hipster-Znüni
Das Hippster-Kind hüpft bei jedem Wetter in skandinavischem Design und nachhaltig verpackt durch die Gegend. Die Eltern in diesem klarsichtfolienfreien Haushalt leben nach dem Zero-Waste-Prinzip (oder würden es gern) und ernähren sich vorwiegend vegetarisch oder gar vegan.
Ein selbstangebautes Bio-Rüebli reicht. Mehr Znüni braucht es nicht. Das Leben soll schliesslich aufs Wesentliche reduziert werden. Eine Plastikbox gehört selbstverständlich in die Pfui-Ecke. Der Hippster-Znüni wird daher in einem Fairtraide-Baumwoll- oder -Leinensäckli transportiert.
4. Der Verwöhnte-Bengel-Znüni
Er bekommt von seinem Mami oder Papi alles: Was er will, wann er es will und wie er es will. Rüebli und Gurken wie das Meersäuli? Sicher nicht! Minipic und Babybel dagegen sind top. Zwischendurch auch mal die gesalzenen Fischli-Chips? Grossartig!
Der verwöhnte Bengel ist häufig ein Einzelkind mit einer extrem niedrigen Impulskontrolle. Und daher nicht sonderlich beliebt bei den anderen Kindern. Darum gibts vom Znüni in der Box immer reichlich: Damit der Bengel das mit seinen Gspänli teilen kann. In der Hoffnung, den Beliebtheitsbarometer des Juniors auf diese Weise ein gutes Stück nach oben zu verlagern.
5. Der Foodblogger-Znüni
Dieser Znüni ist aufwändig, extrem gesund, durchdacht und sieht fantastisch aus. Ist ja auch kein Wunder, schliesslich arbeitet das Mami als Foodbloggerin und der Znüni bildet gleichzeitig das Fotosujet für den nächsten Blogeintrag. Gemüse und Früchte gibts je nach Saison ausgestanzt als Blume, Schmetterling, Blatt oder Stern. Mit dem farblich abestimmten Cracker dazu. Derzeit besonders beliebt sind sogenannte Overnight Oats, ein sorgfältig in Schichten angelegtes Müesli, das über Nacht seine volle Kraft entfaltet.
Das Kind schämt sich immer etwas für seinen Znüni und hätte wahnsinnig gern einfach mal etwas «Normales». Zum Glück laufen auf dem Schulhof so viele verschiedene Znünitypen herum. Selig klaubt sich das Foodblogger-Kind einen Babybel vom verwöhnten Bengel und stürzt sich ins Pausengetümmel.
6. Der Last-Minute-Znüni
Zu diesem Typen dürften viele Eltern gehören: Die Vorräte sind gähnend leer, wir haben mal wieder vergessen, uns mit reichlich Znüni-Sachen einzudecken. Was liegt gerade so herum? Glück gehabt: Es hat noch eine letzte Packung Darvida oder ein paar Nüsse oder eine angefangene Packung mit getrockneten Mangoschnitzen. Schnell in die Box schütten und ab in die Schule mit dem Kind.
7. Der verbotene Znüni
Manche Kinder schleppen immer wieder Chips, Milchschnitten, Schoggistängeli, Eistee, Guetzli und was es sonst noch alles an hochverbotenen Lebensmitteln gibt als Znüni auf den Pausenplatz. Trotz Zahntante und all der Infozettel. Es-nützt-nichts. Sie-tun-es-trotzdem. Warum? Vielleicht, weil die Eltern weder Zeit noch das sprachliche Verständnis haben, sich ernsthaft mit dem Znüni-Thema auseinanderzusetzen und stattdessen damit beschäftigt sind, das Existenzminimum zu stemmen.
Die Freude über die verbotenen Früchte ist bei ihren Pausengspänli jedenfalls gross. Nur allzu gern nehmen sie einen Bissen vom Schoggistängeli oder der Milchschnitte (allen voran die gluten- zucker- und laktosenfreie Veganerfraktion). Und so gleichen sich die Waagschalen zwischen total ungesundem und extrem gesundem Znüni ganz ohne Zutun der Erwachsenen auf wunderbare Weise wieder aus. Ein Hurra auf die Kinder!