Babys riechen unwiderstehlich gut. Vor allem die Eltern können sich oft kaum satt schnuppern am eigenen Kind. In Foren tauschen sie sich nicht selten darüber aus, dass sogar der Neugeborenen-Stuhl irgendwie nach frischen Hefebrötchen duften. Dass Eltern ihre Babys so gerne riechen, ist von der Natur kalkuliert. Es wirkt sich, das legen Studien nahe, stärkend auf die Bindung aus.
Doch spätestens, wenn die ersten Zähne durchbrechen oder die Ernährung des Babys nicht mehr nur aus Muttermilch besteht, verändert sich auch der Geruch eines kleinen Menschen. Und nicht gerade selten stellen Eltern erschrocken fest: «Hilfe, mein Kind hat Mundgeruch!»
Mundgeruch ist gar nicht so selten
Warum das so ist, weiss der Basler Mundgeruchexperte Andreas Filippi. Der Professor der Klinik für Oralchirurgie des Universitäten Zentrums für Zahnmedizin Basel UZB beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Frage, warum Menschen an Mundgeruch leiden und was sie dagegen tun können. «Nicht selten erhalte ich in meiner Sprechstunde oder per Mail auch Anfragen von Eltern, die bei ihrem Kind schlechten Atem feststellen. Manchmal schon im Alter von wenigen Monaten.»
Dass Mundgeruch generell recht häufig auftritt, belegen Studien. «Ungefähr ein Viertel aller Erwachsenen leidet zumindest teilweise unter Mundgeruch – unabhängig von ihrer Ethnie, Religion oder Kultur.» Allerdings sind ältere Menschen deutlich häufiger betroffen als Babys und Kleinkinder. «Denn mit dem Alter nimmt das Risiko für Mundtrockenheit zu. Dies ist einer der Hauptfaktoren für Mundgeruch.»
Diese Ursachen hat Mundgeruch bei Babys
Mundgeruch kann rund 200 verschiedene Ursachen haben, die einzeln oder in Kombination vorliegen. «90 Prozent davon haben ihren Ursprung im Mundraum», sagt Andreas Filippi. Wenn Eltern feststellen, dass sich der Atemgeruch ihres Babys verändert, empfiehlt er deswegen als Erstes einen Blick in den Mund- und Rachenraum. «Was bei Kindern sehr häufig vorkommt, sind geschwollene Rachenmandeln als Ursache für Mundgeruch. Das kann eine Kinderärztin oder ein Kinderarzt auf den ersten Blick erkennen und eine entsprechende Behandlung vorschlagen.»
Ebenfalls häufig steckt hinter Baby-Mundgeruch eine verstopfte Nase. «Gerade in den Wintermonaten sind kleine Kinder ja wochen- bis monatelang verschnupft. Das kann dazu führen, dass sie durch den Mund atmen müssen. Dadurch trocknet ihr Mund aus, was Mundgeruch fördert.»
Auch eine mangelnde Zahnhygiene kann schon bei kleinen Kindern Mundgeruch verursachen. «Leider kommt es immer noch häufig vor, dass kleine Kinder mit Süssgetränken beruhigt werden oder noch einen Milchschoppen im Bett kriegen. Wenn ihre Zähne bereits durchgebrochen sind, kommt es dann schnell zu Milchzahnkaries.» Auch diese könne zu schlechter Atemluft führen. Bei kleinen Kindern und Babys empfiehlt der Experte, die Kinderarztpraxis als erste Anlaufstelle für Fragen rund um Mundgeruch.