Herr, Burger, das grosse Rennen um die Lehrstellen ist seit dem 19. August in vollem Gang. Welche Branchen sind besonders begehrt?
Nationaler Spitzenreiter sind kaufmännische Berufe. Die Nummer zwei variiert je nach Region. Im Kanton Appenzell Innerrhoden etwa ist es Zimmermann. Dieser Beruf ist im Kanton Zürich viel weiter hinten im Ranking. Zu den nationalen Top Ten zählen zudem Berufe aus dem sozialen Bereich, der Gesundheit, der IT und dem Detailhandel.
Muss man seine Bewerbung jetzt sofort rauslassen?
Wenn klar ist, was und wohin man will und das Bewerbungsdossier fixfertig ist, dann auf jeden Fall. Es ist aber nicht so, dass die ausgeschriebenen Lehrstellen innert weniger Tage weg sind.
Bis wann spätestens sollte man sich denn bewerben?
Der ideale Zeitrahmen für die Lehrstellen 2020 ist ab jetzt bis spätestens zu den Herbstferien. Danach muss man damit rechnen, dass die besten Plätze bereits vergeben sind.
Wie bereiten sich Jugendliche am besten auf die Stellensuche vor?
Das wichtigste bei der Lehrstellensuche ist eine gute Berufswahl, dass man sich für einen Beruf entscheidet, der zu einem passt und bei dem man die erforderten Fähigkeiten mitbringt. Da überschätzen sich manche Jugendliche. Im Idealfall hat man im Vorfeld einige Schnupperlehren absolviert oder, falls verlangt, einen Eignungstest gemacht.
«Nichtssagende Floskeln und unklare Formulierungen liest niemand gern. Das sollte man unbedingt vermeiden.»
Was macht ein gutes Bewerbungsdossier aus?
Es gibt die formelle Ebene, die vollständig und korrekt sein muss. Also alle erforderlichen Unterlagen wie Bewerbungsschreiben, Lebenslauf, Schulzeugnisse und Schnupperlehrzeugnisse müssen eingereicht werden. Bei einer Online-Bewerbung, was sehr verbreitet ist, muss man zum Beispiel die einzelnen Zeugnisse im Vorfeld einscannen und ein PDF erstellen. Und dann gibt es die inhaltliche Ebene.
Dort spielt der Bewerbungsbrief eine tragende Rolle.
Absolut. Er ist quasi die Visitenkarte. Darin muss zwingend zum Ausdruck kommen, weshalb ich mich ausgerechnet für diese Stelle bewerbe und ich mich besonders gut dafür eigne.
Was sind dort die häufigsten Fehler?
Nichtssagende Floskeln und unklare Formulierungen liest niemand gern. Das sollte man unbedingt vermeiden. Häufig werden Bewerbungen 50 Mal verschickt, ohne dabei den Inhalt anzupassen. Der Bewerbungsbrief darf aber kein Massenbrief sein! Das ist langweilig und kommt nicht gut an.
Weitere No-Gos im Bewerbungsdossier?
Falsche Adresse, falsches Datum, fehlerhafte Orthographie, nicht richtig frankierte Post oder dass man ein Bewerbungsdossier in Papierform einfach noch einmal verwendet. Tönt alles banal, kommt aber alles vor und geht einfach gar nicht.
Wie wichtig ist ein gutes Foto für den Lebenslauf?
Sehr wichtig! Es lohnt sich, dieses bei einem Fotografen machen zu lassen. Der erste Eindruck zählt und hilft bei einer begehrten Stelle, dass man aus der Masse heraussticht.
Welche Rolle kommt den Eltern bei der Stellensuche zu?
Eltern sind eine wichtige Stütze. Die Jugendlichen lernen zwar in der Schule, wie man ein Bewerbungs-Dossier erstellt. Der zuständigen Lehrperson fehlt es aber an Zeit und Kapazität auf zwanzig Kinder individuell einzugehen. Sie können zwar die Grammatik eines Bewerbungsbriefes überprüfen, aber normalerweise nicht an den einzelnen Formulierungen herumfeilen. Dort kommen dann die Eltern ins Spiel. Sie wissen am besten, wie ihr Kind tickt. Kennen seine Stärken und Schwächen.
Sollen Eltern den Bewerbungsbrief am besten gleich selber schreiben?
Nein. Der Brief soll authentisch und vom Jugendlichen selber verfasst sein. Aber selbstverständlich dürfen Eltern inhaltliche und auch stilistische Vorschläge machen und den Text am Ende durchkämmen.
«Eltern können ihrem Kind immer wieder Mut machen, wenn etwa eine Absage kommt oder man lange nichts hört.»
Was können Eltern sonst noch tun, um ihr Kind zu unterstützen?
Sie können eine Art Pacemaker sein. Das heisst, dafür sorgen, dass der Zeitplan eingehalten wird und das Kind mit den Bewerbungen am Ball bleibt. Und ihrem Kind immer wieder Mut machen, wenn etwa eine Absage kommt oder man lange nichts hört.
Wie lange soll man da warten?
In der Regel bekommt man innert zwei Wochen eine Bestätigung. Danach muss man sich etwas gedulden. Wenn man nach einem Monat noch nichts gehört hat, würde ich nachfragen. Es ist ja menschlich, dass man wie auf Nadeln sitzt.