Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) haben heute Dienstag die Impfempfehlung für die Altersgruppe der 5 bis 11-Jährigen ausgesprochen. Gemäss dem BAG steht der zugelassen Impfstoff für Kinder von Pfizer ab Januar 2022 zur Verfügung. Die Kantone werden entscheiden und kommunizieren, ab wann und wo Eltern ihre Kinder für die Impfung anmelden können.
Die EKIF und das BAG empfehlen die Impfung mit zwei Dosen besonders für Kinder, die an einer chronischen Erkrankung leiden oder mit einer besonders gefährdeten Person in einem Haushalt leben. Kindern, die bereits an Corona erkrankt und genesen sind, wird eine Impfdosis empfohlen, wenn sie selbst besonders belastet sind oder mit gefährdeten, immungeschwächten Personen in engem Kontakt stehen. Allen anderen genesenen Kindern wird gemäss der Mitteilung des BAG aktuell keine Impfung empfohlen.
Als mögliche Impf-Standorte kommen Kinderarztpraxen und Impfzentren mit pädiatrischem Fachpersonal infrage. Sicher ist, dass die Impfungen der Kinder unter 12 Jahren nicht an den Schulen vorgenommen werden. Die Kantone werden kommunizieren, wo Eltern ihre Kinder für die Impfung anmelden können.
Swissmedic stützt die Zulassung auf vom Hersteller des Impfstoffs eingereichte Studiendaten. «Die klinischen Studienergebnisse zeigen, dass die Impfung in dieser Altersgruppe sicher und wirksam ist», so Swissmedic.
Es handelt sich um eine Untersuchung mit 2268 Kindern – also eine kleine Datenmenge, was bei Kinderstudien allerdings üblich sei, heisst es bei SRF. Der Impfschutz in dieser Altersgruppe entspreche dem von 16- bis 15-Jährigen. Primarschüler ab fünf Jahren sollten mit der Impfung also zu gut 90 Prozent gegen eine symptomatische Erkrankung geschützt sein.
In der erwähnten Zulassungsstudie wurden relativ häufig Impfreaktionen wie Kopfschmerzen, Fieber oder Schmerzen im Arm festgestellt.
Kinderinfektiologe Christoph Aebi sagt in der NZZ am Sonntag, dass sich noch zeigen müsse, dass die Impfung bei Kinder nicht zu schweren Nebenwirkungen führe. Schwere Nebenwirkungen traten innerhalb der Studie nicht auf. Sie lassen sich jedoch allein aufgrund der Zulassungsstudie nicht ausschliessen. Erfahrungswerte aus den USA zeigen ebenfalls kein Gefährdungspotential.
Zugelassen ist für Kinder ab 5 Jahren der mRNA-Impfstoff von Pizer/Biontech. Kindern erhalten davon in zwei Pieksen im Abstand von drei Wochen jeweils einen Drittel der Dosis für Jugendliche und Erwachsene.
Bereits wird fleissig an Alternativen geforscht. An der Universität Bern arbeitet Virologe Volker Thiel an einer Impfung, die per Nasenspray verabreicht werden soll. Dieser Ansatz solle Kindern und Personen mit Angst vor Nadeln helfen. Der Impfstoff soll 2022 an ersten Probanden getestet werden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Kind mit dem Coronavirus infizieren wird, ist – anders als bei anderen Krankheiten, gegen die wir Kinder impfen – sehr hoch. Hier stehen sich also das relativ geringe Risiko eines ernsthaften Verlaufs mit Folgen wie Long Covid oder Pims und eine noch relativ geringe Datenlage zu den Impfungen und möglichen Nebenwirkungen bei Kindern gegenüber. Die Nutzen und Risiken für das Kind, gilt es sorgfältig abzuwägen. «Die Impfung von Kindern soll nicht dem solidarischen Schutz von Erwachsenen dienen, sondern dem Schutz der eigenen Gesundheit», schreibt die Stiftung Kinderschutz Schweiz in ihrer Stellungnahme zur Corona-Impfung bei Kindern.
Eine ideologische Entscheidung für oder gegen die Impfung mit dem Kindeswohl zu begründen, sei falsch, so die Stiftung Kinderschutz Schweiz: «Es gilt, die möglichen kurzfristigen Symptome einer Impfung mit den möglichen gesundheitlichen Folgen einer unterlassenen Impfung abzuwägen, so dass ein Impf-Entscheid im besten Interesse des Kindes gefällt wird. Aus Sicht von Kinderschutz Schweiz ist auch der aktive Einbezug des Kindes in den Impf-Entscheid zentral, schliesslich stellt eine Impfung einen Eingriff in die körperliche Integrität des Kindes dar. Etwa ab dem Schulalter können Kinder über die positiven und negativen Folgen einer Corona-Impfung informiert und in den Impf-Entscheid einbezogen werden. Sind Kinder urteilsfähig, dürfen sie über ihre Impfung selber entscheiden.»