In der Schweiz erkranken jährlich ungefähr 350 Kinder und Jugendliche an Krebs. Darunter viele Säuglinge und Kleinkinder. Für die betroffenen Eltern und Geschwisterkinder ist nach der Diagnose nichts mehr so, wie es vorher war. Ängste, Sorgen und Unsicherheiten prägen den Alltag. Organisatorische und finanzielle Herausforderungen ebenso. Neben professioneller Unterstützung für die betroffenen Familien ist auch Hilfe aus dem Umfeld ein wichtiger Faktor dafür, wie Eltern und Geschwisterkinder nach der Diagnose Kinderkrebs ihren Alltag bewältigen können.
«Eine oft unterschätzte Unterstützungsmöglichkeit ergibt sich im Auffangen der Bedürfnisse von Geschwistern.»
Alexandra Weber, Kinderkrebs Schweiz
Mit ihrer aktuellen Kampagne «Diagnose Kinderkrebs: Wie kann ich helfen?» will die Dachorganisation Kinderkrebs Schweiz das soziale, berufliche und schulische Umfeld von betroffenen Familien dafür sensibilisieren, wie wir alle betroffene Familien in verschiedenen Bereichen des Lebens entlasten können.
Fünf hilfreiche Angebote für krebsbetroffene Familien
Im ersten Moment: Ist eine Familie im Bekanntenkreis von Kinderkrebs betroffen, kann Hilflosigkeit oder die Angst, etwas Falsches zu tun, lähmend wirken. Alexandra Weber von Kinderkrebs Schweiz empfiehlt, dies aktiv anzusprechen und ein offenes Ohr sowie Hilfe anzubieten. «Vielfach ist der erste Schritt der schwierigste, weil der Umgang mit dem Thema Krebskrankheit nicht immer einfach ist.»
Im Alltag: Eine Krebserkrankung in der Familie belastet die Geschwisterkinder in vielen Bereichen. «Eine oft unterschätzte Unterstützungsmöglichkeit ergibt sich im Auffangen der Bedürfnisse von Geschwistern. Man kann ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken, bei den Hausaufgaben helfen oder Spass haben. Und ihnen so ein Stück Normalität zurückgeben», so Weber. «Das entlastet Eltern auch auf emotionaler Ebene.»
Bei der Arbeit: Am Arbeitsplatz gelte es, sowohl als Teammitglied wie auch als vorgesetzte Person, Verständnis zu zeigen. «Bei vielen Betroffenen steht flexibles und mobiles Arbeiten im Vordergrund. Sie wünschen sich alternative Arbeitszeitmodelle, die ihnen helfen, diese schwierige Zeit bestmöglich zu überbrücken. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist gross, offene Gespräche helfen, Lösungen zu finden.»
Im Haushalt: Was Menschen in schwierigen Situationen hilft, ist individuell. Es müssen keine grosse Gesten sein, sagt Weber. «Oftmals sind es gerade Kleinigkeiten, die den Alltag erleichtern, weil neben der Pflege des Kindes alles andere zu kurz kommt.» Wichtig sei, konkrete Angebote zu machen. «Wärt ihr froh, wenn ich für euch einkaufen würde?» anstatt «Sag, wenn du Hilfe brauchst.»
In der Schule: Viele Eltern und krebskranke Kinder wünschen sich ein grösseres Engagement seitens der Schulen. «Lehrpersonen und Schulleitungen können betroffene Familien hinsichtlich der Integration sowie auch betreffend flexilber Unterrichtsformen unterstützen. Technische Hilfsmittel wie ein Tablet erlauben es einem erkrankten Kind, wenigstens stundenweise am Unterricht teilzunehmen und den sozialen Kontakt zur Klasse nicht zu verlieren.»