Anfang Monat hat die Swissmedic grünes Licht gegeben, dass künftig auch Jugendliche ab 12 Jahren gegen Covid-19 geimpft werden dürfen. Die Arzneimittelbehörde hat den Impfstoff von Pfizer/Biontech zugelassen. Hier findet ihr die wichtigsten Fragen und Antworten zum Entscheid.
Obwohl die Zulassung des Impfstoffs erfolgt ist, kann sich ein 14-Jähriger aktuell noch nicht impfen lassen, denn die Impfempfehlung des Bundesamts für Gesundheit BAG und der Eidgenössischen Impfkommission Ekif stehen noch aus.
Wie Christoph Aebi, Leiter der Kinder-Infektiologie am Inselspital Bern und Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Impffragen gegenüber SRF erklärt, könnte es Mitte Juli werden, bis Jugendliche ab 12 Jahren in der Schweiz tatsächlich die Impfung erhalten. «Die Ekif wird noch diesen Monat eine Empfehlung herausgeben, diese wird dann aber nochmals mit dem BAG abgeglichen. Wann das genau der Fall sein wird, kann ich nicht sagen. Hoffentlich noch diesen Monat, möglicherweise bis Mitte Juli.»
Nein. Kinder ab 12 Jahren dürfen sich ohne Zustimmung ihrer Eltern impfen lassen, dies bestätigte das Innendepartement in einer Stellungnahme zuhanden Nationalrätin Martina Bircher. Zwar stellt eine Impfung eine Verletzung der körperlichen Integrität dar, für die eine Einwilligung einer urteilsfähigen Person vonnöten ist, allerdings gelten Kinder ab 12 Jahren als weitgehend urteilsfähig.
Sofern die Minderjährigen bei psychischer Gesundheit und Bewusstsein sowie urteilsfähig sind, dürfen sie über Fragen betreffend ihre körperliche Integrität selber entscheiden.
Urteilsfähigkeit und Volljährigkeit werden oft verwechselt. Während die Volljährigkeit mit dem 18. Geburtstag gegeben ist, tritt die Urteilsfähigkeit individuell ein und lässt sich nicht an einer konkreten Altersgrenze festmachen.
Urteilsfähigkeit entwickelt sich bei Kindern und Jugendlichen in der Regel zwischen dem 11. und 16. Lebensjahr. Es kann davon ausgegangen werden, dass Kinder im Alter von 10 Jahren noch nicht urteilsfähig sind, während Jugendliche mit 15 die Tragweite eines medizinischen Eingriffs in der Regel einschätzen können.
Diese frühe Urteilsfähigkeit kommt auch in anderen Bereichen zum Tragen. Etwa wenn es darum geht, ob Eltern Fotos ihrer Kinder im Internet veröffentlichen dürfen. Während die Eltern in den ersten Jahren das «Recht am eigenen Bild» für ihre Kinder wahrnehmen, geht man davon aus, dass Kinder ab ca. 12 Jahren diesbezüglich selber entscheidungsmündig sind.
Einer Studie aus den USA zeigt eine hohe Wirksamkeit des Impfstoffs bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren. Diese Altersgruppe sei nach der Impfung zu 100 Prozent geschützt, so die Ergebnisse. Bei mehr als 100 Probanden sei nach der Impfung kein einziger Fall einer Covid-19-Erkrankung aufgetreten. In der ungeimpften Kontrollgruppe erkrankten 16 Kinder.
«Das ist ein wichtiger Punkt», so Christoph Aebi zu SRF. «Was man an Daten hat, ist relativ beschränkt. Man hat eine Studie, die Zulassungsstudie von Pfizer, die 2000 Jugendliche untersucht hat, wovon 1000 das Placebo erhalten haben. Bei den 1000 Probanden hat man eine hervorragende Wirksamkeit gesehen. Das Nebenwirkungs-Spektrum war dabei ungefähr wie bei jungen Erwachsenen. Es gab relativ häufig lokale Beschwerden, also Schmerzen beim Impfarm und Müdigkeit, manchmal auch Gliederschmerzen oder Fieber. Das ist alles nicht gefährlich, kann aber im Extremfall dazu führen, dass ein Jugendlicher bei der Lehrstelle für ein oder zwei Tage fehlt.»
Wie Virginie Masserey, die Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim BAG, vergangene Woche erklärte, sind in der Schweiz genügend Impfdosen vorhanden, um alle Jugendlichen, die sich für eine Impfung entscheiden, bis Ende Jahr zu impfen.