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  4. Emily Ratajkowski fragt sich: Wünschen sich werdende Eltern eher Mädchen oder Buben?
Mädchen oder Bub?

Was wünschen sich werdende Eltern?

Wirds ein Bub oder ein Mädchen? Eine Frage, die werdenden Eltern beschäftigt. Sogar das schwangere US-Model Emily Ratajkowski, die ihr Baby geschlechtsneutral aufziehen will. Wir verraten euch, was wir selbst für Gedanken dazu hatten, und wollen von euch wissen: Hattet ihr eine Präferenz bezüglich Geschlecht eurer Kinder?

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Babys

Ein Baby ist das grösste Geschenk – doch viele Eltern haben bestimmte Präferenzen, was das Geschlecht betrifft.

Getty Images

«Ein hellblaue Karte für ein Mädchen? Das kannst du nicht machen, da meinen ja alle, ihr hättet euch verirrt!», sagte die Grafikerin zu mir, als ich mit ihr die Geburtsanzeige für unsere Tochter entwerfen wollte. Und beim zweiten Kind, unserem Sohn, überreichte mir eine Freundin ein Geschenk mit den Worten: «Hier habt ihr mal ein paar Bubenspielsachen.» Und zu seinem gepunkteten Body meinte eine andere: «Ist der nicht eher für ein Mädchen?»

Welche Farben, Spielsachen und Kleidungsstücke sich eher für Mädchen oder aber nur für Buben eignen, das scheint in vielen Köpfen immer noch ziemlich klar zu sein. Doch natürlich gibt es immer mehr Eltern, die sich bewusst gegen solche Geschlechterstereotype stellen und sie möglichst fernhalten von ihren Kindern. Weil sie wissen, wie wichtig diese Vielfalt ist. Jüngstes prominentes Beispiel ist das schwangere Topmodel Emily Ratajkowski, die öffentlich darüber sprach, ihr Kind total genderneutral aufziehen zu wollen. Trotzdem verstehe sie den Wunsch vieler Eltern, das Geschlecht des Babys wissen zu wollen. «Es fühlt sich an wie die erste echte Gelegenheit, einen Blick darauf zu werfen, wer das Kind sein könnte.» Auch wenn das Geschlecht natürlich nicht allein an den Genitalien abzulesen sei.

Emily Ratajkowski wünschte sich ein Mädchen

Diese Ansicht teilt Genderexpertin Christa Binswanger in unserem Interview zum Thema: «Es gibt Menschen, die nicht in dieses Schema passen, für die eine Zuordnung zu einem Geschlecht aufgrund ihrer körperlichen Merkmale nicht stimmt.» Christa Binswanger unterstützt deshalb Ratajkowskis Idee und begrüsst es, dass sie öffentlich darüber spricht. Sie falle in ihrem Essay aber selbst immer wieder in ein Geschlechter-Denken, das nicht genderneutral sei, wenn sie sich etwa überlege, wie es für ihren Mann wäre, einen Sohn zu bekommen, oder was eine Tochter für sie selbst bedeuten würde. Und diese Gedanken beschreibt Emily Ratajkowski in ihrem Text ganz ausführlich.

Früher sei es für sie automatisch klar gewesen, dass sie einmal eine Tochter haben würde, erzählt das Model. Heute sei sie nicht sicher, ob sie wirklich ein Mädchen wolle. «Ich glaube, ich hatte einfach noch nie wirklich darüber nachgedacht, einen Jungen zu haben.»

Wie war das bei euch?

Emily Ratajkowski glaubt, dass die meisten Eltern einen gewissen Druck verspüren, was das Geschlecht ihres Kindes angehe. Zu ihrer Überzeugung beigetragen haben Videos von Gender-Reveal-Partys, an denen das Geschlecht des Baby enthüllt wird. Als sie solche anschaut, glaubt sie, ein Muster zu erkennen: «Sobald die rosa oder blauen Konfetti auf das Elternpaar flattern, umarmen sich die Eltern oft nicht sofort», schreibt die Amerikanerin. «Wenn es blau ist, scheint der Vater fast immer sofort erleichtert zu sein, während seine Frau ihm zuschaut und höflich lächelt.» Und das Model fragt sich: «Haben Männer Angst davor, eine Tochter zu bekommen?» Sehnt sich vielleicht auch ihr Mann Sebastian Bear-McClard heimlich nach einem Buben?

Nach vielen Gesprächen mit ihm glaubt sie, eine jüngere Version von ihm müsste schrecklich sein für ihren Mann, weil er als Kind und Teenager sehr schwierig gewesen sei. Andererseits findet er, ein Mädchen hätte viel zu viel Druck mit so einem berühmten und erfolgreichen Model wie ihr als Mutter.

Emily Ratajkowski

Ist überzeugt, dass sie einen Jungen erwartet: US-Model Emily Ratajkowski.

instagram/emrata
Der Druck einer Model-Mama auf ihre Tochter

Sie kennt diesen Druck offenbar von ihrer eigenen Mutter, durch die sie früh ein Verständnis dafür bekommen habe, wie Schönheit mit Macht gleichgesetzt werden kann. «Ich betete um Schönheit, drückte meine Nase fest auf beiden Seiten, bevor ich einschlief, und wollte, dass sie klein blieb.» Und heute denke sie darüber nach, wie Frauen sich ständig vergleichen. «Ich werde nie zulassen, dass das ein Problem ist», sagte sie zu ihrem Mann. Aber sie macht sich trotzdem Sorgen, und ertappt sich dabei, wie auch sie die Breite ihrer Hüften mit anderen Frauen vergleicht. «Wer weiss, ob ich meine Tochter davor schützen könnte?»

Andererseits habe sie Angst, ob es ihr gelingen würde, einen Sohn so zu erziehen, dass er sich selbst mag und seiner Privilegien bewusst ist, diese aber nicht missbraucht. Bei allen Zweifeln, Sorgen und Abwägungen ist Emily Ratajkowski dennoch überzeugt zu wissen, was für ein Geschlecht ihr Kind haben wird: «Meine beste Freundin und ich sind sicher, dass ich einen Buben erwarte.»

Unsere Gedanken zum Geschlecht unserer Babys
  • «Ich wollte mich vom Geschlecht des Babys überraschen lassen. Das hielt ich auch eine Weile aus. Bis der Frauenarzt mich in der 12. Woche fragte, ob ich wissen wolle, ob es ein Bub oder ein Mädchen wird. Statt «Nein» antwortete ich, schneller als ich denken konnte, «Ja». Seither sind zehn Jahre vergangen und mein Horizont hat sich verschoben. Würde mir der Frauenarzt heute noch einmal diese Frage stellen, ich würde antworten: «Sie meinen, ob ich wissen möchte, welche äusseren Geschlechtsmerkmale das Kind aufweist?» Welchem Geschlecht es angehört, bestimmt es selbst, wenn es soweit ist.» Sylvie, 39
     
  • «Es hört sich lächerlich an, aber ich wusste genau, dass mein erstes Kind ein Mädchen sein wird. Wieso? Das hat mir vor Jahren das Pendel prophezeit! Ich war mir so sicher, dass ich das Geschlecht während der Schwangerschaft wissen wollte – nur damit ich dann nicht «enttäuscht» bin, wenn doch ein Junge aus mir rauskommt. In den wartenden Wochen freundete ich mich aber mit dem Gedanken eines Mini-Him an, doch mein Mann wollte das Geschlecht wissen. Einig waren wir: Es spielt keine Rolle, Hauptsache gesund. Und als wir es wussten, freuten wir uns sowieso riesig. Ein Mädchen! Mittlerweile hoffe ich jedoch, dass die Pendelprognose dennoch falsch ist. Wieso? Es sagte ein zweites Mädchen und dann noch einen Jungen voraus.» Aurelia, 36
     
  • «Bei meiner ersten Schwangerschaft hatte ich mir ganz fest ein Mädchen gewünscht, einfach, weil es mir näher schien, weil ich ja selbst eine Frau bin und einst ein Mädchen war. Bei der zweiten Schwangerschaft hätte ich mich insgeheim wohl nochmals für ein Mädchen entschieden. Als wir dann jedoch unseren Sohn in den Armen hielten, war das Glücksgefühl genau so überwältigend wie bei unserer Tochter. Und jetzt bin ich soooo froh, dass wir einen Buben bekamen! Beide Geschlechter erleben zu dürfen, empfinde ich als besonderes Geschenk.» Christa, 38
     
  • «Von der ersten Minute mit positivem Schwangerschaftstest in der Hand war für mich klar, dass da ein kleiner Junge in mir heranwächst. Es war ein derart starkes Gefühl, das mich tatsächlich nicht getäuscht hat. Die Gynäkologin musste es mir mittels Ultraschall nur noch bestätigen. Als wir zwei Jahre später bereit waren für ein weiteres Kind, wollte ich schon gerne ein Mädchen. Die Vorstellung, beide Geschlechter zu haben, schien sehr toll. Also legten wir die Schäferstündchen auf kurz vor den Eisprung, da wir gehört hatten, dass weibliche Samen im Körper länger überleben. Ob da wissenschaftlich was dran ist, weiss ich nicht. Doch zehn Monate später hielt ich meine Tochter im Arm.» Edita, 35
     
Von Christa Hürlimann am 9. November 2020 - 16:47 Uhr