Auf dem Schulweg werden Freundschaften geschlossen, Geheimnisse geteilt und Pläne geschmiedet. Was aber, wenn ein Kind jeden Tag von seinen Eltern zur Schule chauffiert wird? Die Antwort liegt auf der Hand: Das alles bleibt dem oder der Kleinen verwehrt.
Trotzdem halten es immer mehr Eltern für eine gute Idee, ihren Nachwuchs jeden Morgen zum Unterricht zu fahren. Psychologen sind von diesem Trend alles andere als begeistert. Wie welt.de berichtet, liefert eine schwedische Studie Gründe für den Unmut.
Psychologin Jessica Westman und ihr Team von der Universität Karlstad haben Schüler aus 4., 6. und 8. Klassen beobachtet. Die Experten kamen zum Ergebnis: «Die Autofahrt macht Kinder müde und passiv.» Viel besser sei es, wenn Schülerinnen und Schüler zusammen mit Freunden zur Schule kommen – sei es nun zu Fuss, mit dem Velo oder dem Schulbus. Dadurch bekämen sie die Chance, ihre Umwelt zu entdecken und mit Gleichaltrigen zu interagieren. Fällt das weg, werden Kinder gemäss Westman weniger selbständig und weniger selbstsicher.
Weiter fühlen sich laut Westman Kinder, die den Schulweg nicht mit andern Kindern teilen können, oft aussen vor. In spontane Freizeit-Pläne werden sie nämlich meist nicht involviert. Die von der Psychologin befragten Kinder gaben zudem an, dass es ihnen mehr Spass mache, den Schulweg mit Gleichaltrigen zu bestreiten.
Doch weshalb lassen das immer weniger Eltern zu? Teilweise aus Bequemlichkeit, vermutet Westman. Indem die Eltern die Kinder zur Schule fahren, können nämlich morgens einige Minuten eingespart werden und alle etwas länger schlafen. Der deutsche Schulpsychologe Klaus Seifried sieht vor allem die Angst als Ursache für Elterntaxis: «Einige Eltern kümmern sich zu viel um die Kinder und wollen jede Gefahr ausschliessen, sagt er.
Seifried findet, dass man dem Nachwuchs dadurch Entwicklungsmöglichkeiten nimmt. Es sei jedoch wichtig für Kinder, dass sie etwas selbst bewältigen können: «Gehen sie allein zu Schule, schaffen sie sich ihren eigenen kleinen Lebensraum, den sie mit ihren Freunden entdecken.» Für Seifried ist klar: «Man tut Kindern keinen Gefallen, wenn man ihnen alles abnimmt. Sie müssen auch lernen, dass man sich für etwas anstrengen muss.»
Ist die Schule zu weit entfernt und eine Autofahrt unbedingt nötig, dann rät Jessica Westman zu Fahrgemeinschaften mit anderen Schülerinnen und Schülern. Ist auch das nicht möglich, weil man zu abgeschieden wohnt, sollte man darauf achten, dass der Spass auch im Elterntaxi nicht zu kurz kommt. Die Psychologin rät etwa dazu, Spiele zu spielen, das Radio aufzudrehen und gemeinsam lauthals mitzusingen.