In Luzern startete am 8. Februar die Fasnacht, in Basel geht es am 19. Februar so richtig los: Landauf, landab wird Fasnacht gefeiert. Mitten drin auch die Kleinsten, verkleidet als Frösche, Clowns oder Lamas – für letzteres haben wir hier übrigens eine Bastelanleitung.
Wieso aber verkleiden wir uns überhaupt an Fasnacht, feiern und ziehen lärmend durch die Strassen? Für die einen recht schlicht die Erklärung, «weil es Spass macht». Aber Spass machen würde es (und darf es auch) das ganze Jahr. Wieso also genau jetzt?
Fasnacht für Kinder erklärt
Die Fasnacht, wie wir sie heute kennen, ist wohl auf verschiedene Ursprünge zurückzuführen ist. So feierte man schon vor Jahrtausenden den Beginn des Frühlings oder vertrieb den Winter mit Lärm und unheimlichen Masken.
Eine weitere Erklärung für die Fasnacht geht zudem auf ein Fest der Römer zurück, die Saturnalien. Während mehreren Tagen im Dezember wurde zu Ehren des römischen Gottes Saturn gefeiert, gegessen und getrunken – und zwar mit allen! Dabei tauschen die Reichen und die Ärmeren sogar ihre Kleider und die Rollen und für einmal durften alle machen und sagen, was sie wollten.
Die dritte Herkunft für Fasnacht wird auf die christliche Fastenzeit zurückgeführt. Vor allem im Mittelalter verzichteten die Menschen in Europa während 40 Tagen vor Ostern unter anderem auf Alkohol und Fleisch. Bevor es aber losging, wollte man nochmals richtig feiern. Schliesslich mussten auch die Vorräte noch aufgebraucht werden. Also feierte man Fasnacht – sogar der Name, der sich vom alten Wort «Vastnaht» ableitet – bezieht sich darauf.
Hier ein spannendes Erklärvideo von «SRF Kids» dazu:
Wann ist Fasnacht? Und wieso dann?
Die heutige Fasnacht vereint oft Teile aus allen drei Ursprüngen, je nach Region mehr oder weniger. Der Zeitpunkt, wann Fasnacht gefeiert wird, bezieht sich aber hauptsächlich auf den dritten Ursprung mit der christlichen Fastenzeit. Denn diese Fastenzeit dauert bis Ostern und geht 40 Tage lang. Daraus erschliesst sich dann auch der Startzeitpunkt der Fasnacht. Wobei – wirklich?
Dieses Jahr startete die Fasnacht am Donnerstag, 8. Februar, und ist am Aschermittwoch, 14. Februar, zu Ende. Wer nun einmal einen Kalender in die Hand nimmt und mit den Kindern ab dem 14. Februar 40 Tage abzählt, ist beim 24. März fertig. Der Ostersonntag, der erste Tag nach der Fastenzeit, ist aber erst eine Woche später am 31. März.
Der Grund dafür: Irgendwann beschloss ein Papst (Papst Urban II. im Jahr 1091), dass an Sonntagen nicht gefastet werden muss. Und tatsächlich: Wenn man die Sonntage nicht dazuzählt, sind es vom Aschermittwoch bis und mit Ostersamstag genau 40 Tage.
Ganz alle waren aber nicht begeistert von dem Entscheid. Sie blieben lieber bei der alten Fastenzeit, inklusive der Sonntage. Deshalb beginnt zum Beispiel in Basel die Fasnacht später und ist dieses Jahr genau eine Woche nach den Luzernern fertig, also am 21. Februar. Von hier kommt übrigens auch das Sprichwort «wie die alte Fasnacht daherkommen» – also etwas verspäter dran sein.
Fastenzeit – wieso nicht?
Früher oder später aber startete im Mittelalter für praktisch alle Menschen in Europa die Fastenzeit, eine Zeit des Verzichtes, in der man sich ohne grosse Ablenkung auf den Glauben konzentrieren soll. Etwas, dass es übrigens nicht nur im Christentum gibt. Auch im Judentum gibt es Fastentage wie zum Beispiel der höchste jüdische Feiertag Jom Kippur. Und im Islam gibt es den Fastenmonat Ramadan, der dieses Jahr vom 11. März bis 10. April dauert.
Die Beweggründe für das Fasten müssen aber grundsätzlich nicht einmal unbedingt etwas mit einem Glauben zu tun haben. Auch für sich selber kann man Tage, Wochen oder Monate des Verzichtes festlegen – sei es für die Gesundheit oder um sich auf anderes zu konzentrieren. Trotzdem können solche fixen Daten wie die Fastenzeit nach der Fasnacht und vor Ostern oder der Fastenmonat Ramadan auch ideale Gelegenheiten sein, um mit seinen Kindern zu «faste».
13 Tipps für das «Fasten» mit Kindern
Fachpersonen sind sich jedoch einig, dass das Fasten im eigentlichen Sinne für Kinder nicht gut ist. Viel zu wichtig sind zum Beispiel genügend Nährstoffe in der Wachstumsphase. Kinder sind dann auch gleich wie schwangere, alte oder kranke Menschen beispielsweise vom Ramadan ausgenommen.
Verzicht muss aber nicht immer Essen sein. Und Essen ist auch nicht gleich Essen. Hier 13 Tipps zur Inspiration, wie man mit Kindern «fasten» kann:
Keine Süssigkeiten
Für die einen Kinder ist das vielleicht schwieriger, als für andere. Aber wieso nicht während der Fastenzeit auf Guetzli, Schokolade und/oder Gummibärli verzichten und dafür einen Apfel essen? Das geht natürlich auch mit dem Verzicht auf Süssgetränke. Oder wie wäre es, wenn zusätzlich zum normalen Essen täglich auch ein Salat serviert wird? Natürlich muss man da als Eltern mitmachen. Allgemein lohnt es sich aber, das Fasten als Familienprojekt anzugehen. Zum Beispiel auch:
Kein Fernsehen
Zusammen musizieren, etwas basteln, ein Spiel machen – aber für eine gewisse Zeit, zum Beispiel die gesamte Fastenzeit, sind Fernseher, Tablets & Co. tabu. Damit verbunden kann man sich auch gleich vornehmen:
Ein Buch lesen
Jeden Tag eine halbe Stunde zu lesen. Vielleicht gibt es ein Buch, dass man schon lange (zusammen) lesen wollte, aber nie die Zeit dafür gefunden hat? Jetzt kann man sich diese bewusst nehmen.
Raus in die Natur
Wer weniger am Tablet sitzt, hat plötzlich auch mehr Zeit, rauszugehen – während der Fastenzeit zum Beispiel täglich eine halbe Stunde oder eine Stunde? Oder viermal in der Woche? Denn es muss keineswegs eine tägliche «Fasten-Aufgabe» sein, die man sich für diese Zeit setzt, sondern kann auch auf eine Woche oder sogar die gesamte Fastenzeit verteilt werden.
Täglich üben
Sei es ein Instrument, ein Kunststück mit dem Hund, den Basketballkorb zu treffen – es gibt vieles, das während der Fastenzeit bewusst geübt werden kann. Vielleicht mit dem Ziel einer Vorführung an Ostern? Oder man geht gleich ein Projekt an:
Basteln und bauen
Vielleicht wollte man schon lange eine Baumhütte bauen. Oder etwas Cooles basteln? Jetzt ist die Zeit, dafür täglich oder jeden zweiten Tag zum Beispiel eine halbe Stunde zu investieren.
Autofrei leben
Auch das kann ein spannendes Familienprojekt sein – und muss keineswegs Verzicht bedeuten. Für manche kann es zwar etwas anstrengender sein, wenn man mit dem Velo zum Fussballtraining muss und die ganze Familie einkaufen geht, damit alle etwas tragen können. Aber Spass machen kann es eben auch. Und ausser für die Dinge des täglichen Bedarfs könnte man auch:
Ganz auf das Einkaufen verzichten
Zumindest auf Kleider, neue Spielzeuge, Plüschtiere usw.
Mehr Familienausflüge
Nicht nur der Wocheneinkauf, auch vieles anderes lässt sich als Familie erleben. Wieso also sich nicht fest vornehmen, dass man während der Fastenzeit zweinmal in der Woche einen Ausflug zusammen macht – sei es zum Bräteln, zu den Grosseltern, in den Zoo usw.
Rollentausch
Muss Kind 1 immer den Tisch decken, Kind 2 den Tisch abräumen, Kind 3 den Kompost leeren, Papa kochen und Mama die Wäsche machen? Wieso nicht einmal bewusst die Rollen tauschen, vielleicht sogar im Turnus? Allgemein kann es Sinn machen, direkt einen Kalender zur Hand zu nehmen und die «Fastenzeit» sichtbar zu machen, inklusive Abstreichen der Tage und Eintragen der neuen Ämtli pro Woche.
Gutes schenken
Oder man macht gleich einen «Adventskalender» für die Fastenzeit. Zum Beispiel mit täglichen Ideen für gemeinsame Aktivitäten. Oder kleinen, vielleicht selber gemachten Geschenken für die Liebsten?
Gutes tun
Wie wäre es, wenn man während der Fastenzeit jede Woche drei gute Taten macht? Für die Nachbarin einkaufen gehen, die Spiele zu Hause ausmisten und spenden, einen Freiwilligeneinsatz leisten.
Bewusst Danke sagen
Jeden Tag findet jedes Familienmitglied eine neue Gelegenheit, um bewusst Danke zu sagen. Dem Papa für das Kochen, dem Bruder für das Mitspielen, der Sonne für das schöne Wetter, den Bienen für den Honig usw.
Natürlich lassen sich alle diese Vorhaben oder Verzichte unterschiedlich umsetzen, in der Art, wie auch in der Regelmässigkeit. Zudem gilt es alles auch auf das Alter der Kinder anzupassen – und natürlich mit den Kindern zu verhandeln. Bis hin zur Frage: Sollen die Sonntage vom «Fasten» befreit werden oder nicht?