Der erste Schnee liess dieses Jahr nicht lange auf sich warten! Schon Ende November konnten auch niedrig gelegene Skigebiete die Saison eröffnen und zu Beginn der Adventszeit präsentierte sich fast die ganze Schweiz in Weiss.
Ein Land aus Puderzucker! So schön hat die Weihnachtszeit schon lange nicht mehr begonnen. Doch wird das schöne Weiss bis an Heiligabend liegen bleiben? Wir haben Kari Laimbacher gefragt, er ist einer der Wetterpropheten. Das sind Innerschweizer Meteorologen, die sich durch genaues Beobachten von Naturphänomenen und Berücksichtigung alter Bauernweisheiten jedes Jahr an eine Prognose wagen.
Darauf schauen die Wetterpropheten bei ihrer Prognose
Jeder der Wetterpropheten hat seine eigenen Methoden, um das Winterwetter zu erschnuppern. Kari Laimbacher ist Imker und schaut hauptsächlich auf seine Bienen. «Ich habe zwölf Bienenstöcke, die ich im Herbst jeweils gegen Milben behandeln muss. Dabei ist mir dieses Jahr aufgefallen, dass die Bienen Ritzen und Spalten in den Waben ganz besonders gut mit Propolis zuspachteln. Die Deckel der Wohnungen kleben stark, weil alles fest verkittet ist. Das heisst, die Bienen isolieren heuer ihr Zuhause gut. Sie wappnen sich für Kälteeinbrüche.»
Auch seine Geissen geben einen Hinweis darauf, dass es einen langen, eher kalten Winter gibt. «Wenn die Böcke erst spät beginnen, die Geissen zu decken, ist das ein Zeichen der Natur. Sie wollen nicht, dass ihre Gitzi im Frühling zu zeitig auf die Welt kommen.» Auch die Unterwolle sei dick und früh gewachsen. Ein klares Zeichen für einen langen Winter.
«Der Weihnachtstag selbst wird trocken und warm.»
Kari Laimbacher, Wetterprophet
Doch mit weissen Weihnachtstagen rechnet der Wetterprophet nicht. «Wir schreiben unsere Prognosen immer im Oktober auf. Ich habe geschrieben, dass es vom 1. bis 4. Advent immer wieder starke trockene Kälteeinbrüche gibt mit schönen Sonnentagen in höheren Lagen. Der Weihnachtstag selbst wird trocken und warm und bis zum Jahresende gibts immer wieder Föntage, die uns wärmeres Wetter bescheren.»
Die Wetterpropheten sind sich nicht einig
Also gibts dieses Jahr grüne Weihnachten, wenn es nach dem «Tobel-Kari» geht. Seine Kollegen haben andere Methoden, das Wetter vorherzusagen. Und sind sich deswegen auch nicht alle einig. «Zwar überwiegen die Prognosen für schneefreie Weihnachtstage in tieferen Lagen, wir haben aber auch zwei Wetterpropheten, die auf weisse Weihnachten tippen», verrät Kari Laimbacher.
Einer beobachtet die Waldameisen, ein anderer den Saft der Bäume. «Er kaut zum Beispiel auch Holzspäne, um festzustellen, wie hoch der Zuckergehalt im Saft ist. Daraus lässt sich schliessen, wie die Bäume sich auf den Winter vorbereiten.» Die Wetterpropheten ziehen ihre Schlüsse aus allen möglichen Zeichen der Natur: Von der Beschaffenheit der Kalkdeckel auf den Schneckenhäuschen bis hin zum Wachstum der Brennnesseln. Auch im dicken Buch der Bauernregeln finden sie Hinweise.
Am Ende wird die Natur selbst zeigen, wer von ihnen richtig lag. Laimbacher: «Jeweils im April werten wir aus, zu wie vielen Prozent unsere Prognosen eingetroffen sind. Wer gewinnt, ist der Wetterkönig. Das ist die höchste Auszeichnung überhaupt, denn sie wird praktisch von der Natur selbst verliehen.» Das PDF mit den detaillierten Prognosen findet ihr unter diesem Link.
Wann gilt Weihnachten als «weiss»?
Von «weisser Weihnacht» spricht man offiziell, wenn in den Tage zwischen 24. und 26. Dezember mindestens einmal ein Zentimeter Schnee fällt. Das tönt nach wenig, ist allerdings im Flachland eher selten. Laut Meteoschweiz lag «seit Messbeginn 1931 im zentralen und östlichen Mittelland der Schweiz in 60 % der Jahre kein Schnee an den Weihnachtstagen.»