Manche Eltern waren einfach nur froh, als die Schulen nach dem Corona-Lockdown wieder aufgingen und die Normalität langsam zurückkehrte. Doch es gibt auch viele, welche diese spezielle Zeit geniessen konnten und fast etwas wehmütig zurückdenken an die Extrazeit mit ihren Familien: Die fröhlichen – weil nicht so stressigen – Morgenstunden, das gemeinsame Kochen, die Mahlzeiten am Familientisch, die längeren Feierabende, weil für viele der Arbeitsweg wegfiel.
Auch Starkoch Andreas Caminada, 43, genoss während des Lockdowns mehr Zeit mit seinen beiden Söhnen Finn, 6, und Cla, 4, sowie seiner Frau Sarah, 42, weil sein Restaurant Schloss Schauenstein in Fürstenau GR geschlossen war. Dabei machte er sich Gedanken darüber, was ihm für die Zukunft wichtig ist: «Ganz klar meine Familie», sagt er im Interview mit der Schweizer Illustrierten. «Ich war immer unter Strom. Jetzt möchte ich mehr für meine Söhne da sein.» Er wolle sie bewusst erleben und aufwachsen sehen. «Ich will kein Papa sein, der nur alle paar Wochen präsent ist», sagt er. Deshalb sein Fazit nach dem Lockdown: «Ich werde in Zukunft auf Reisen ins Ausland verzichten.»
Auch andere berufstätige Väter und Mütter haben sich solche Ziele gesetzt, wie eine kleine Umfrage in unserem Umfeld ergab. Wie sie zu mehr Zeit mit ihren Familien kommen, verraten sie nachfolgend.
- Mehr Home Office
Die Zeit zu Hause während des Lockdowns war für mich ein spezielles und sehr schönes Erlebnis, ich könnte mich problemlos daran gewöhnen. Zwar fehlten mir die «Ganggespräche» und Pausen mit den Arbeitskolleginnen und -kollegen, und ich empfand es anstrengend, die Kinder im Homeschooling zu unterstützen. Aber es war toll, dass der Arbeitsweg wegfiel, dass ich die Arbeitszeiten noch flexibler gestalten und dadurch mehr Zeit mit der Familie verbringen konnte. Ich werde nun mein Arbeitsmodell etwas anpassen und mein Pensum an Homeoffice erhöhen. Alleine dank des wegfallenden Arbeitswegs bleibt mir viel mehr Zeit mit der Familie. Zusätzlich kann ich meine Arbeitszeiten flexibler gestalten, was das Planen der Kinderbetreuung deutlich vereinfacht.
Lukas, 40, Vater von drei Kindern zwischen drei und zehn Jahren, arbeitet 100 Prozent
- Mehr Familienzmittag
Ich konnte meine Arbeit auf dem Bau während des Lockdowns mehr oder weniger gleich weiterführen, es war einfach etwas ruhiger, weil manche Geschäftspartner den Betrieb aus verschiedenen Gründen herunterfahren mussten und es auf den Strassen viel weniger Verkehr hatte. So war der Umgang in der sonst so hektischen Baubranche allgemein ruhiger. Weil alle Restaurants geschlossen hatten, verbrachte ich die Mittagspausen meistens zu Hause, das war sehr schön, mit den Kindern konnte ich richtig abschalten. Auch wenn es mich im Tagesablauf mehr Zeit kostet, will ich das beibehalten und die Mittage nach Möglichkeit weiterhin zu Hause verbringen. Zudem möchte ich strikte auf Abendtermine verzichten.
Ralph, 51, Vater von zwei Kindern (sechs und eineinhalb Jahre), arbeitet 100 Prozent
- Tieferes Pensum
Ich habe mein Arbeitspensum von 85 auf 75 Prozent reduziert, das aber schon im Februar, also vor dem Lockdown. Ich war unsicher, ob das die richtige Entscheidung war. Jetzt weiss ich aber, dass es eine gute Entscheidung war, der Lockdown hat es mir vor Augen geführt. Ich habe es genossen mehr mit meinen Kindern und mit meinem Mann zusammen zu sein. Die ersten zehn Tage des Lockdowns waren zwar auch anstrengend und stressig, weil man noch nicht so genau wusste, wie man sich mit dem Homeoffice und dem Homeschooling organisieren muss. Keine Termine zu haben, den ganzen Tag zu Hause sein, das war sehr schön. Am Morgen etwas länger schlafen zu können. Dass nicht alles nach Stundenplan laufen musste, man konnte eine Arbeit auch mal verschieben und hatte wesentlich mehr Freiheiten.
Nathalie, 40, Mutter von drei Kindern zwischen drei und zehn Jahren, arbeitet aktuell 85, ab August 75 Prozent
Den ganzen Artikel über den Besuch bei Andreas Caminada und seiner Familie auf Schloss Schauenstein lest ihr hier.