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Plötzlich unangenehm

Wie lange soll Papa die Tochter wickeln und baden?

Das Baby wickeln gehört zu den alltäglichen Aufgaben eines emanzipierten Vaters. Was aber, wenn Papa bei seiner Tochter plötzlich Hemmungen verspürt? Wir haben auf der Redaktion und bei der Mütter- und Väterberatung nachgefragt.

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Beautiful young father taking care of his newborn baby.

Ein Baby wickeln schenkt uns die volle Palette: Von Jö bis igitt, es stinkt! 

Getty Images

Was früher in Frauenhänden lag, können emanzipierte Väter heute genauso: Ihr Baby wickeln. Und es sind an sich goldene Momente, wenn der Wonneproppen auf dem Wickeltisch liegt, selig vor sich hinbrabbelt, dazu die süssen Babyfüsschen hochstreckt und wir das Wickelprozedere mit Spiel und Spass und ganz vielen Knuddeleien in die Länge ziehen.

Okay, wir kennen auch all die Momente, wo der Wonneproppen sich in ein brüllendes Stinkmonster verwandelt, das partout nicht gewickelt werden will und sich dabei in alle unmöglichen Richtungen windet, sodass jede Raupe vor Neid erblasst. Babyalltag halt.

Was aber, wenn der Vater, ob nun beim Wonneproppen oder Stinkmonster plötzlich Hemmungen verspürt, das Geschlecht der Tochter sei es beim Wickeln oder Baden zu berühren? Wir haben die Erfahrungen der Redaktion gesammelt, bei der Mütter- und Väterberatung in Zürich nachgefragt und möchten auch euch, liebe Leserinnen und Leser dazu auffordern, bei unserer Umfrage mitzumachen.

«Das Wickeln war irgendwann unangenehm»

«Das Wickeln unserer Tochter war meinem Mann tatsächlich etwas unangenehm, und zwar von Anfang an. «Ich hoffte immer, dass sie kein grosses Geschäft gemacht hat», sagt er zurückblickend. Ob sie es gespürt hat? Irgendwann wollte sie nämlich nur noch von mir gewickelt werden. Unser zweites Kind ist ein Bub, Vater und Sohn sind beim Wickeln ganz entspannt. Und dem Kleinen ist es egal, wer ihn sauber macht.» Martina, 37

«Ich gebe zu, es gibt beim Thema Wickeln eine gewisse Unsicherheit. Mit meinem Sohn war das nie ein Problem. Aber als Vater ist es schwer einzuschätzen, wie sensibel die (schlimmstenfalls bereits gerötete) Haut meiner Tochter reagiert, wenn ich sie nach kleinem oder grossem Geschäft sauber machen muss. Ich versuche stets, besonders vorsichtig zu sein, gleichzeitig will ich es einfach hinter mich bringen. Möglicherweise putze ich deshalb auch weniger gründlich.» Robert, 36

«Kein Thema bei uns»

«Weder in unserer Familie noch im Bekanntenkreis wäre mir je aufgefallen, dass dies ein Thema sein könnte. Wenn mir ein Vater beichten würde, er habe Probleme mit der Körperpflege seiner Tochter, würde ich ihm wohl dazu raten, sich durch eine Fachperson helfen zu lassen. Nicht dass sich dieser Chnorz negativ auf das Körpergefühl und -bewusstsein seines Kindes auswirkt.» Andrea, 32

«Könnten umgekehrt, die Mütter bei den Buben auch unangenehm berührt sein? Ich habe eine Tochter und zwei Söhne. Beide Geschlechter habe ich auf dem Wickeltisch gleich geknuddelt und lustige Versli rauf- und runterrezitiert. Das Mini-Schnäbi der Buben, das aus dem Nichts heraus wie eine Sprinkleranlage losgehen kann, empfand ich dabei als so harmlos und unschuldig wie die Speckrölleli der Babyarme und -beine. Das fühlte sich auch im Kindergartenalter und in der Primarschule so unbeschwert an. Und eines schönen Tages hiess es von beiden Geschlechtern schliesslich: Türe zu, ich gehe duschen.» Gerda, 45

Das sagt die Mütter- und Väterberaterin

«In den Gesprächen mit uns bringen weder Mütter noch Väter das Thema auf. Wir erleben, dass die meisten Väter ihre Kleinkinder ganz selbstverständlich in ihrer Vaterrolle wickeln, und auch die Mütter keine unangenehmen Gefühle ihrem Partner gegenüber diesbezüglich verspüren. Wickeln wird im Alltag so häufig durchgeführt, dass es zu einer Alltagsroutine kommt, auch für die Väter. Einzelne Väter möchten nicht wickeln, weil sie denken, dass sie es nicht können oder es Aufgabe der Mutter ist. Manche Väter – und übrigens auch Mütter – ekeln sich davor, vor allem, wenn das Kind Stuhlgang hatte.» Barbara Imbach, Mütter- und Väterberaterin der Sozialen Dienste Zürich

Von Maria Ryser am 11. Februar 2020 - 07:09 Uhr