Prinz Philip, † 99, kam auf der Insel Korfu auf einem Küchentisch zur Welt. Sein jüngster Urenkel, Lucas Tindall, auf dem Badezimmerboden. Die stürmische Geburt ist nicht das Einzige, was den vergangenen Freitag verstorbenen Gemahl von Königin Elizabeth mit seinem jüngsten Urenkel verbindet. Auch Lucas' zweiter Name Philip verbindet die beiden Menschen, deren Lebensbeginn fast 100 Jahre auseinanderliegt.
Lucas durfte seinen Urgrossvater wegen der Corona-Pandemie nie kennenlernen. Auch Prinz Philips zweitjüngstes Urenkelkind, August Philip Hawke Brooksbank, der Sohn von Prinzessin Eugenie, der im Februar zur Welt kam, trägt den Namen seines Urgrossvaters, den er nie kennenlernen durfte.
Insgesamt hinterlässt Prinz Philip nach seinem Tod acht weitere Urenkelkinder, zu denen er eine liebevolle Beziehung pflegte: Savannah, 10 und Isla, 8, die Töchter des ältesten Enkels der Queen, Peter Phillips. Mia, 7, und Lena, 2, die Töchter von Queen-Enkelin Zara Phillips (und älteren Schwestern des Neugeborenen Lucas). Archie, 1, der Sohn von Prinz Harry. Sowie Prinz George, 7, Prinzessin Charlotte, 5, und Prinz Louis, 2, die Kinder von Prinz William und Herzogin Catherine.
«Ich finde Opa unglaublich ... er ist der Fels für uns alle.»
Prinzessin Eugenie über Prinz Philip
Im Leben dieser Kinder und deren Eltern spielte Prinz Philip bis zu seinem Tod eine tragende Rolle. Prinzessin Eugenie erklärte einst in einem Interview: «Ich finde Opa unglaublich. Er ist wirklich stark und konsequent. Er ist seit all den Jahren hier gewesen und ich denke, er ist der Fels für uns alle.»
Umso grösser ist die Lücke, die Prinz Philip nach seinem Tod im Leben seiner Urenkelkinder hinterlässt. Jetzt sind deren Eltern gefragt, die den Kindern hinter den Kulissen helfen, den Tod des geliebten Menschen zu verarbeiten.
Eine Situation, mit der sich alle Familien im Laufe der Zeit konfrontiert sehen. Viele Elternratgeber befassen sich mit der Frage, wie Eltern mit ihren Kindern über den Tod sprechen und ihnen helfen können, das Sterben eines angehörigen Menschen zu verarbeiten. Auch wir haben uns mit dieser Thematik befasst und beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema Trauerbewältigung von Kindern.
Viele Eltern wollen ihre Kinder vor Trauer oder negativen Gefühlen schützen. Experten raten jedoch, mit Kindern offen und ehrlich zu sprechen. Nicht nur über den Tod, sondern auch über die eigenen Gefühle.
«Wenn man nicht mit ihnen darüber spricht, können sie die Ereignisse nicht richtig einordnen und machen sich ihre eigenen Gedanken dazu. Das kann Ängste auslösen, denn ihre Interpretationen des Geschehens können viel beängstigender und belastender sein als die Wirklichkeit», heisst es im Pro-Juventute-Ratgeber zur Trauerbewältigung.
Auch beschönigende Begriffe wie «eingeschlafen» oder «weggegangen» sollten Eltern in der Kommunikation rund um den Tod eines geliebten Menschen vermeiden, diese könnten gerade bei kleineren Kindern falsche Annahmen und Ängste fördern. Es sei wichtig, die Endgültigkeit des Todes zu thematisieren. Dies helfe Kindern, den Trauerprozess zu bewältigen.
Eltern dürfen zugeben, wenn sie eine Frage nicht beantworten können. Etwa, wie und ob es nach dem Tod weitergeht und dass sie selber traurig sind. Dies hilft Kindern, ihre eigenen Gefühle als normal wahrzunehmen.
Es ist wichtig, die Trauerarbeit mit Kindern altersgerecht zu gestalten. Eine Tabelle des Grosseltern-Magazins kann dabei helfen, den Entwicklungsstand der Kinder besser einzuschätzen:
Kinder bis zwei 2 Jahre: Kleinkinder können den Tod weder begreifen noch benennen. Allerdings fühlen sie, dass ihre erwachsene Bezugsperson traurig ist. Dies kann sie unter Umständen verwirren. Eltern wird empfohlen, dafür einfache Erklärungen zu liefern. Zum Beispiel: «Urgrosspapa ist nicht mehr da», könnte also Prinz William seinem zweijährigen Louis erklären, wenn dieser fragt, warum Papa so traurig ist.
Kinder bis 5 Jahre: Der Tod ist Kindern ein Begriff, jedoch können sie dessen Endgültigkeit noch nicht erfassen. Sie reagieren mit Neugier auf alles Fragen rund um den Tod. Leiden jedoch stark unter der Trauer von nahestehenden Personen.
Kinder bis 8 Jahre: Langsam können Kinder die Endgültigkeit des Todes erfassen. Den Tod selber stellen sie sich oft personifiziert vor: Als Skelett oder böse Figur. Hier können Ängste entstehen.
Ältere Kinder sind in der Lage, den Tod vollumfänglich zu erfassen. Dies kann zu Wutausbrüchen oder sehr grosser Trauer führen. Es ist wichtig, dass Eltern sich ihren Kindern zugewendet zeigen, auch wenn diese sich eventuell in ihrer Trauer zurückziehen.
Kinder trauern anders als Erwachsene. Oft zeigen sich ihre Gefühle in Schüben. Sie können in einem Moment traurig sein, im anderen lachen. Die Trauer wird immer wieder unterbrochen von anderen Gefühlen oder Spielphasen. Der Trauerprozess kann deswegen längere Zeit in anspruch nehmen. Folgende Punkte können Kindern bei der Bewältigung der Gefühle helfen:
- Den normalen Alltag und Tagesablauf so gut wie möglich beibehalten. Gewohnte Strukturen, Grenzen und Regeln sorgen für Halt und Geborgenheit.
- Gefühle benennen. Sowohl über die eigenen Gefühle als auch dem Kind helfen, seine Gefühle in Worte zu fassen – oder ihm anbieten, seine Gefühle künstlerisch zu verarbeiten. Malen, basteln und spielen fällt Kindern manchmal einfacher, als sich verbal auszudrücken.
- Kinder mitentscheiden lassen, wie sie die Trauer bewältigen möchten. Wollen sie an der Beerdigung teilnehmen oder wünschen sie sich ein anderes Abschiedsritual? Wenn Kinder mitentscheiden dürfen, hilft es ihnen, in der Hilflosigkeit des Verlusts ein Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen. Wichtig ist, dass Kinder eine Möglichkeit erhalten, sich zu verabschieden.
Eltern können ihre Kinder altersgerecht in diese Entscheidung mit einbeziehen. Es ist aber auch möglich, ihnen ein anderes Abschiedsritual anzubieten. Zum Beispiel, einen gemeinsamen Abschiedsbrief zu schreiben und ihn mit Fotos, Zeichnungen und Erinnerungsstücken auszustatten. Oder ein Trauertagebuch zu führen.
Prinz Philip wird am Samstag in der St. George's Kapelle in Windsor beigesetzt. Die Trauerfeier ist wegen der Corona-Pandemie auf 30 Teilnehmer begrenzt, weswegen seine Urenkelkinder nicht teilnehmen werden.