Diese himmlische Ruhe! Wenn nach dem Mittagessen die Grosse die Wohnung Richtung Schule und der Kleine den Esstisch Richtung Bett verlassen hat. Einen Kaffee trinken, Mails erledigen, endlich das Fotobuch fertig stellen. Oder Haushaltsarbeiten erledigen, ohne ständig unterbrochen zu werden – es fühlt sich fast wie eine Meditation an in dieser magischen Stunde nach dem Mittagessen, nach dem ersten Teil eines wie immer trubeligen Familientags. Und: Wie von Zauberhand geladen, fühlt sich unser Akku danach wieder voll an – und bereit für Teil zwei des Tages.
Und was für uns Eltern ein Segen, ist für die Kleinen sogar essenziell: Kleinkinder brauchen dieses Schläfchen zur Mittagszeit, um all ihre Eindrücke verarbeiten zu können. Doch die meisten geben irgendwann im Alter zwischen zwei und vier Jahren mehr oder weniger deutliche Zeichen, dass sie nun mittags weniger Schlaf brauchen oder – für Mamas und Papas besonders schlimm – gar keinen mehr.
Bei unserem Jüngsten etwa war der Fall schon mit zwei Jahren klar: Damals brauchte er abends jeweils so lange, bis er endlich einschlief, dass unser Kinderarzt bei der Zweijahreskontrolle meinte, vielleicht habe er einfach nicht mehr einen so grossen Schlafbedarf. So versuchten wir ab dann wohl oder übel ohne diese für alle so wunderbare Pause am Mittag durch den Tag zu kommen.
Auch die amerikanische Pädagogin, Autorin, Bloggerin und dreifache Mutter Susie Allison war nicht begeistert, als das jüngste ihrer drei Kinder keinen Mittagsschlaf mehr machen wollte – zumal bei ihm der Übergang vom Mittagsschlaf zur Mittagsruhe offenbar nicht problemlos gelang. In ihrem Blog busytoddler auf Instagram gibt sie wertvolle Tipps, wie es klappen kann – und ihre Followerinnen teilen in den Kommentaren dazu ganz viele weitere Ideen, die uns helfen können, uns im Alltag mit kleinen Kindern auch dann eine Pause zu verschaffen, wenn wir uns eingestehen müssen, dass die Phase des Mittagsschlafs unwiderruflich vorbei ist.
- «Was mir schliesslich geholfen hat, war, die Mittagsruhe in drei kleinere Blöcke aufzuteilen», schreibt Susie Allison in ihrem Beitrag. «Den ersten Teil verbringt jedes Kind alleine in seinem Zimmer, im zweiten Teil spielen sie im Wohnbereich etwas Ruhiges zusammen, und der dritte Teil ist Bildschirmzeit.»
- «Eine Sanduhr war die magische Zutat, die es bei uns brauchte, um die Mittagsruhe als Fixpunkt in unserem Alltag zu etablieren», verrät eine Mutter in der Kommentarspalte zu Allisons Beitrag auf Instagram. «So sah unser Sohn, wie viel Zeit bereits vorüber ist und wie viel noch bleibt.» Zudem hat so ein für das Kind verständlicher Timer einen weiteren Vorteil, wie eine andere Kommentatorin schreibt: «Die Kinder fragen dann nicht alle fünf Minuten, wie lange sie noch im Zimmer bleiben müssen …»
- Eine andere Mutter mit einem Neugeborenen und einer Vierjährigen gibt ihrer «Grossen» das iPad mit Timer-Funktion, weil sie selbst den Mittagsschlaf so dringend braucht. «Sie spielt dann ein Game oder schaut Filmchen, bis das iPad herunterfährt, und kommt mich dann wecken.»
- Gleich mehrere Mütter empfehlen Hörspiele als «wunderbare Alternative» zu Bildschirmzeit.
- Auch eine bestimmte Hintergrundmusik speziell für die Mittagsruhe kann helfen, diese als eigenen Zeitblock im Tagesablauf zu etablieren, schreibt eine Mutter in der Kommentarspalte.
- Für eine andere Kommentatorin war der Schlüssel zur positiven Einstellung ihrer Kinder gegenüber der Mittagsruhe die Sprache – gespickt mit «Codewörtern für grosse Kinder»: «Ihr seid jetzt zu alt fürs Schläfchen», habe sie ihnen zum Beispiel gesagt, und ihnen die Ruhezeit schmackhaft gemacht, indem sie ihnen attestiert habe, sie seien jetzt schon gross und bereit für die Einführung der Mittagsruhe.
- Falls euer Kind sich jedesmal sträubt, für die «stille Stunde» in sein eigenes Zimmer zu gehen, könnte es auch daran liegen, dass es nicht gern allein hinter der geschlossenen Türe sein will, wie eine andere Mutter schreibt: «Im geschlossenen Zimmer wollte meine Tochter nie alleine sein. Aber wenn wir die Türe offen liessen und nur das Babyschutzgitter zumachten, war es ok für sie, alleine im Zimmer zu spielen.»
- Auch für Familien, welche die Mittagsruhe auf engem Raum etablieren müssen, hat eine Mutter einen tollen Tipp: «Stellt den Kindern ein kleines Zelt auf oder zaubert eines mit einer Decke über dem Esstisch – das gibt ihnen ihren eigenen kleinen Raum, abgeschnitten vom Rest der Welt. Dorthin können sie ihr Lieblingsspielzeug mitnehmen.»
- Und wenn es gar nicht klappen will mit dem selbstständigen Spielen im eigenen Zimmer empfiehlt eine Mutter einen Kompromiss, wie sie trotzdem zu etwas Ruhe kam: «Ich setzte mich zwar zu meinem Sohn ins Zimmer auf einen Sessel, war aber nicht für ihn zum Spielen verfügbar, sondern las dabei ein Buch für mich. Nach ein paar Tagen begann ich, das Zimmer für einen Moment zu verlassen, und verlängerte diese Zeiten immer mehr.»
Bei uns zu Hause klappte es übrigens dann irgendwie von selbst mit der Mittagsruhe: Sobald die Grosse die Wohnung Richtung Schule verlässt, begibt sich der Kleine aufs Sofa, um eine Folge seiner Lieblingsserie «Paw Patrol» zu schauen. Und weil direkt neben dem Sofa ein Korb mit seinen Lieblingsspielsachen wartet, fängt er danach jeweils selbstständig zu spielen an. Aber auch wenn diese Mittagsruhe nicht so gleichmässig ist oder so lange dauert wie einst sein Mittagsschlaf – dass er nun abends innerhalb von fünf Minuten friedlich ins Träumeland schlummert und uns einen früheren Feierabend beschert, entschädigt uns wunderbar dafür.