Die Corona-Lockerungen gehen weiter: Ab dem 8. Juni besuchen Schülerinnen und Schüler wieder zu den gewohnten Zeiten Schule und Hort. Die Kitas haben schon einen Monat vorher wieder den Regelbetrieb aufgenommen.
Eine entlastende Massnahme findet aber auch für die Kitas erst seit heute Montag statt: «Wir können in der Betreuung wieder ohne Schutzmasken arbeiten. Da sind wir sehr froh», sagt Slobodanka Ignjic, 46, Leiterin im Stadtzürcher Kinderhaus Artergut.
Gemeinsam mit ihrem Team freut sich Ignjic auf das wieder volle Haus: «Es war schon sehr gespenstisch während des Lockdowns.» Anstatt der üblichen 40 Kinder pro Tag auf drei Stockwerken nutzten zwischen dem 16. März und 11. Mai lediglich sechs bis zwölf das Notfallangebot im Erdgeschoss.
Und das obwohl die Stadt Zürich sich diesbezüglich grosszügig zeigte: «Wir haben auch externe Kinder aus städtischen Spitälern, Pflege- oder Alterszentren aufgenommen und Eltern mit akuten Betreuungsproblemen unterstützt.»
Aufgrund des Covid-19 Virus gelten in allen Betrieben strenge Schutzmassnahmen. Dazu gehört, dass Eltern die Kita nicht betreten dürfen und ihr Kind den Betreuenden vor der Kita-Türe übergeben. «Bei 40 Kindern ist das schon eine grosse Herausforderung», sagt Ignijc.
Damit sich keine allzu grossen Ansammlungen bilden, wurden die Eltern darum gebeten, die exakten Bring- und Abholzeiten anzugeben und sich auch daran zu halten. «Es braucht schon mehr Geduld von Seiten der Eltern. Wir möchten einen abrupten Übergang vermeiden und jedes Kind sanft begrüssen und verabschieden. Alle Beteiligten zeigen da aber viel Verständnis.»
Die Alterspalette in einer Kita reicht von drei Monaten bis zum Kindergarteneintritt, also bis vier oder fünf Jahre. Für Säuglinge und Kleinkinder ist die allgemein empfohlene Zwei-Meter-Abstandsregel daher nicht praktikabel.
Im Gegenteil: «Säuglinge brauchen Nähe und wollen bei Bedarf herumgetragen und gewiegt werden», so die Fachfrau. Die üblichen Hygienemassnahmen wie Händewaschen oder Oberflächen reinigen gehören seit Beginn der Coronakrise selbstverständlich zum festen Bestandteil der Kita.
Bis auf wenige Ausnahmen seien zudem alle Eltern froh, ihre Kinder wieder in der Kita abgeben zu können. «Die teilweise Vierfachbelastung von Haushalt, Homeoffice, Fernunterricht und Kinderbetreuung war sehr hoch», sagt die Kitaleiterin.
Slobodanka Ignjic: «Wir können Kindern mehr zumuten, als wir manchmal annehmen.»
Während des Lockdowns galten auch spezielle Tischregeln. So wurden die Kinder beim Essen zwar betreut, das Kitapersonal hat aber zu einem späteren Zeitpunkt separat gegessen. «Gemeinsame Mahlzeiten sind ein wichtiges Ritual. Deshalb sind wir sind froh, dass wir wieder eine gemeinsame Tischkultur pflegen dürfen.»
Das Tragen der Schutzmasken war nicht nur unbequem, es beeinträchtigte zudem die Gesichtsmimik erheblich. Mund und Nase waren bedeckt und Ausdruck nur über die Augen möglich.
Die anfänglichen Bedenken, dass die Kleinkinder mit Abneigung oder gar Angst auf die Masken reagieren könnten, trafen zum Glück nicht ein. «Wir waren wirklich positiv überrascht, wie viel man mit den Augen ausdrücken kann und wie gut die Kinder die Masken akzeptiert haben.»
Was sind für die Fachfrau weitere Erkenntnisse aus der Lockdownzeit? «Wir können Kindern mehr zumuten, als wir manchmal annehmen und das gegenseitige Vertrauen zwischen Kita, Kind und Eltern ist auch in Krisenzeiten voll da. Die Lockdown-Phase hat uns zudem ermöglicht, die Beziehungen zu den Kindern zu stärken und wir hatten Zeit, aufwändigere Experimente, zum Beispiel mit Wasser im Garten, mit ihnen zu machen.»