Wie Bundespräsident Ignazio Cassis diese Woche an der Hilfskonferenz für die Ukraine in Paris bekannt gab, beteiligt sich die Schweiz mit 100 Millionen Franken an der Nothilfe für den Winter. Doch auch die rund 70 000 Menschen, die seit Beginn des russischen Angriffkriegs im Februar 2022 aus der Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind (Stand November 2022), benötigen unsere Hilfe – genau so wie all jene Erwachsenen und Kinder aus anderen Ländern, die aus verschiedensten Gründen neu in der Schweiz leben.
Integrationsprojekte wie das Förderprogramm «ici. gemeinsam hier», das 92 Projekte mit 1,1 Millionen Franken unterstützt, sorgen dafür, dass sich diese Menschen in unserem Land besser zurecht finden – aber auch jede und jeder Einzelne von uns können dazu beitragen, dass sich diese Menschen bei uns willkommen fühlen. Zusammen mit Kindern gelingt das besonders einfach, wie die Ideen von Angela Zumbrunn zeigen. Sie ist selber in Sri Lanka geboren und im Kanton Basel-Land aufgewachsen und seit Januar 2022 Projektleiterin des erwähnten Integrationsprogramms «ici.gemeinsam hier» bei der Direktion Gesellschaft & Kultur beim Migros-Genossenschafts-Bund.
Bei der Geburtstagsparty und am Zmittagstisch
«Laden Sie doch am nächsten Kindergeburtstag auch Schulgspändli ein, die noch nicht so lange in der Schweiz leben und andere Sprachen sprechen. Gemeinsam spielen und feiern verbindet», sagt Angela Zumbrunn. Den Eltern der Kinder könnte man zudem eine halbe Stunde vor Party-Ende einen Umtrunk in der Küche bieten. Denn: «Dort finden erfahrungsgemäss die coolsten Gespräche statt und man kann sich unkompliziert kennen lernen.»
Man muss aber nicht unbedingt bis zum nächsten Geburtstag warten, um so ungezwungen Kontakte knüpfen zu können. «Wieso nicht auch einmal ein Schulgspändli eines eigenen Kindes zum Zmittag zu sich nach Hause einladen?», schlägt Zumbrunn vor. «Das erleichtert das gegenseitige Kennenlernen ausserhalb der Schule. Und in einer kleineren Gruppen fühlt man sich sicherer, auch wenn man die Sprache noch nicht so gut beherrscht. Und wer weiss, vielleicht bekommen das eigene Kind schon bald eine Gegeneinladung.»
Auf dem Sportplatz und dem Schulweg
Gerade Eltern von schulpflichtigen Kindern bieten sich immer wieder Möglichkeiten, neu zugezogenen Familien ganz nebenbei neue Kontakte bieten zu können. Zum Beispiel beim Sportverein: «Packen sie für das nächste Training ihres Juniors Kaffee und Kuchen ein und laden sie die anderen Mütter und Väter zu einem Zvieri am Spielfeldrand ein. Sie werden überrascht sein, wie schnell man sich näher kommt, und im besten Fall entsteht sogar eine neue Fahrgemeinschaft.» Auch Elternabende bieten sich an, um andere Familien besser kennenzulernen: «Machen sie den ersten Schritt und gehen sie am nächsten Infoabend in der Schule auf die Eltern der neu Zugezogenen zu. Stellen sie sich persönlich vor und tauschen sie ihre Handy-Nummern aus», empfiehlt die Fachfrau. «So signalisieren sie, dass sie am Gegenüber interessiert und offen sind.»
Ebenso bietet sich der Schulweg an, um Brücken zu bauen zwischen Kindern, die sich vielleicht noch nicht so gut kennen: «Wenn sie das nächste Mal ihre Kinder von der Schule abholen, schauen sie, wer aus der Klasse ihrer Kinder denselben Heimweg hat und fragen sie diese, ob sie sich ihnen anschliessen möchten.»
Allgemein gelte: «Erfolgreiche Integration kann nur dann stattfinden, wenn wir unserem Gegenüber offen begegnen und auch bereit sind, Neues kennen zu lernen, trotz vorhandener Vorurteile. Dies fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt», sagt Angela Zumbrunn. Natürlich brauche es aber auch die Integrationsangebote der Schule, der Behörden und anderen Fachstellen.