Einwände wie «Ui nein, habt ihr euch das gut überlegt?» oder «Findet ihr nicht, dass das viel zu früh ist?» bis zu «Was, ihr gebt euer Kind in die Kita?!» mussten wir uns noch vor der Geburt unseres Sohnes anhören, als mein Freund und ich erzählten, dass wir unser Baby mit vier Monaten für zwei Tage pro Woche in die Kinderkrippe geben.
Wir bewahrten stets Contenance. Gegen aussen traten wir voller Überzeugung auf, hatten wir uns schliesslich gut überlegt, ob, ab wann und warum unser Bub in die Kita soll.
Dennoch zogen die kritischen Stimmen nicht spurlos an mir vorbei. Ist es vielleicht wirklich zu früh? Sind wir Rabeneltern? Schieben wir den Kleinen ab, bevor er überhaupt da ist?
Nun müssen wir etwas am Zeitrad spulen. Unser Sohn ist heute elf Monate alt. Er brabbelt, zieht sich überall hoch, kriegt Zähne, lacht meistens und stopft alles in sich rein, das halbwegs essbar ist. Vor allem aber ist das Kind ein sehr offenes Kerlchen, das den Luxus hat, verschiedene Bezugspersonen zu haben.
Nebst der Grosselternbetreuung ist der Kleine, wie bereits erwähnt, also seit seinem fünften Lebensmonat jeden Montag und Dienstag in der Krippe. Die Eingewöhnung und das Abgeben war am Anfang tatsächlich sehr schwer. Für mich. Der Bub hat den riesigen Indoor-Spielplatz mit ganz vielen Gspänli ab dem ersten Tag bedingungslos geliebt.
Kein Wunder also, dass das Kind, wenn wir Richtung Krippe abbiegen, bereits vor Freude gluckst. Es ist stets dasselbe Szenario: Wir kommen an, eine Erzieherin nimmt ihn in Empfang, zieht ihm die Jacke aus und weg ist der Kleine. An manchen Tagen agiert er sofort mit anderen Kindern, an anderen sucht er sich zuerst mal eine ruhigere Ecke, in der er sich selber in ein Spiel vertiefen kann.
Das Beste aber an unserem Kita-Kind ist der Fakt, dass es nirgendwo sonst im Eiltempo so viel lernt wie in seiner Kita. Diese Woche konnte er nach zwei Tagen Krippe plötzlich alleine Brei essen, letzte Woche schaffe er es, ein paar Sekunden alleine zu stehen.
Gefühlt kann das Kind also Zackbumm jede Woche was Neues. Weil es abschauen kann. Weil es in Ruhe imitieren und üben kann. Weil es den Raum, die Zeit und das Vertrauen dafür bekommt. Vor allem in unserer Kita, wo die Förderung der Selbständigkeit oberstes Gebot ist.
So stolz wir auf Juniors erste Schrittchen und das selbständige Essen sind, die grösste Freude rund um die Krippe ist aber eine andere: Immer, bevor wir in die Kita reinspazieren, beobachten wir den kleinen Kerl einen Moment lang.
Dabei sehen wir immer das gleiche Bild: Das Kind ist zufrieden. Und spielt. Und interagiert. Es lernt den Umgang mit anderen Kindern. Es muss teilen, Kompromisse eingehen, mal einem anderen Kind den Vortritt lassen. Vor allem aber darf es einfach Kind sein. Mit ganz vielen anderen Kindern.
Schon nach sieben Monaten Kita zeichnet sich ab, welche Gspänli sein Herz besonders erobern. Es sind zwei Mädchen und ein Junge. Alles Kinder aus der Nachbarschaft. Ich weiss nicht, ob das schon Freunde fürs Leben werden, aber sicher werden sie eine Gang für den Chindsgi.
Da wir erst kurz bevor wir Eltern geworden sind, umgezogen sind, kannten wir an unserem Wohnort niemanden. Dank der Krippe bin ich schon in einer Mami-Whatsappgruppe und geniesse es, mich an Mama-Tagen mit anderen Müttern auszutauschen und Zeit mit noch mehr Kindern zu verbringen.
Last but not least: Die Erzieherinnen nehmen sich immer Zeit, wenn ich Fragen oder Unsicherheiten habe. Nur Dank ihnen getraue ich mich jetzt schon, meinen Buben feste Nahrung zu geben und ihn ganz alleine die Rutschbahn runter flitzen zu lassen!
Neulich lege ich den müden Buben nach einem Tag in der Kita ins Bett. Während er friedlich vor sich hin schlummert denke ich an die kritischen Stimmen: Ob wir wirklich sicher sind, dass wir unser Kind schon so früh in die Kita geben wollen? Ob wir das Baby wirklich in fremde Hände geben wollen?
Noch nie war meine Antwort klarer: Für uns war es keine Minute zu früh und wir sind uns sehr sicher, dass die Kita etwas vom Coolsten ist, das wir unserem Buben ermöglichen können.