Wir haben ein Juni-Kind. Unser Sohn wird also gerade mal vier Jahre und rund 2,5 Monate alt sein, wenn er in den Kindergarten kommt. Ich dachte immer, ich werde eine dieser bedingungslos stolzen Mütter, die nur Freude und Sicherheit fühlt, wenn nächste grosse Schritte anstehen.
So wie eben die Einschulung zum Beispiel.
Nun ist es so, dass meine Vorstellung gelinde gesagt nicht ganz zur Realität wurde. Wenn ich nämlich dran denke, dass unser Bub schon in wenigen Monaten in den Kindergarten kommt, fahren die Gedanken in meinem Kopf – und Herz – wilde Achterbahn.
Natürlich ist er kein Baby mehr. Er zieht sich selber an, weiss sehr genau, was er will und was nicht. Redet wie ein Grosser. Argumentiert wie ein ganz Grosser. Trotzdem: Er ist doch noch ein Baby.
Meine eigene Mutter will nicht all zu viel spoilern, aber sie nennt auch mich, ihr Jüngstes, noch ein Baby. Ich bin 44.
Und was, wenn er gehänselt wird? Kann nicht sein. Er ist doch wahnsinnig herzig, hübsch, lustig, clever, neugierig. Er ist aber auch fies. Seiner besten Freundin kündigt er die Freundschaft gerne 38 Mal. Pro Tag.
Ich will doch nur, dass sie ihr ganzes Augenmerk auf ihn richtet. Dass sie schaut, dass er nie Hunger oder Durst hat. Und nicht friert. Oder heiss hat. Und immer mit Pflästerli zur Stelle ist, wenn er sich aufschürft. Ist doch nicht zu viel verlangt.
Ich habe bei meiner Nichte schon einen ersten Kindergarten-Tag erlebt. Ich habe Rotz und Wasser geheult. Kurzfristig war das ganze Augenmerk auf mich gerichtet. War mir natürlich nicht recht. Dem Nichtenkind genau so wenig. Muss dringend an Verbesserung arbeiten. Sehr wasserfeste Mascara hab ich schon.
Mit dem Kindergarten beginnt ja der Ernst des Lebens. Dieser erfordert Pünktlichkeit. Wir sind aber Trödel-Fans. Mit wir meine ich unseren Sohn. Bis wir es aus dem Haus schaffen, wird es gerne auch mal 9.30 Uhr. Obwohl wir seit 6.30 Uhr wach sind. Fühle mich also jetzt schon massiv gestresst.
Gibts da Regeln? No-gos? Ist ein Paw-Patrol-Täschli Shit oder Hit? Und darf man ins Znüni-Böxli auch mal was Cooleres als nur Darvida und Apfelschnitze tun?
Sagt unser Sohn fast täglich. Wir kennen ihn. Gut möglich, dass er wirklich kein Enthusiast der ersten Stunde wird. Könnte streng werden. Schon mal Sorry im Vorfeld, liebe Kindergärtnerin.
Ich würde gerne bis zur Vollendung seines 30. Lebensjahres.
Alles ist möglich. Seit er aber mal belauscht hat, dass ich jemandem erzählte, dass Kinder nur in den Kindergarten dürfen, wenn sie trocken sind, sagt er jeweils mit Lausbubenlachen, dass er die Windeln «ganz einfach noch ganz laaaange» behalten wird. Sali Schweissausbrüche.
Ich schwatze gerne über Trash-TV, skandalöse Hollywood-Affären und Nachbarschaftseskapaden. Dinge, von denen ich nichts verstehe: Kochen, backen, basteln, Kindergeburtstagparty-Battles …..
In meiner Nachbarschaft gehen die Meinungen auseinander. Während die einen den Hort das Beste überhaupt finden und betonen, wie gerne ihre Kinder gehen und wie toll die Betreuungspersonen sind. Andere sagen, der Hort sei ein Unort. Die Kinder immer hungrig, nass, frierend. Und langweilig ist es da. Wir sollen, wenn möglich, unser Kind AUF KEINEN FALL schicken.
Extrem gut möglich, dass unser Sohn den Kindsgi den Hit finden wird, die Kindergärtnerin super ist, der Junge tolle neue Freunde finden wird, sehr schnell selber lernt, den Weg zu laufen, wir noch mehr tolle Eltern und Kinder kennenlernen, um dann schnell eine einzige riesige und sehr glückliche Quartier-Clique zu werden, wo alle Kinder bei allen Familien ein- und ausgehe können wie sie wollen. Doch, doch, mo-mol, aber ganz sicher wird das alles genau so. Und drum: Bring it on, Kindergarten!