Es geht ja schon vor der Reise los. Mein Sohn ist ein Reiseübelkeit-Kandidat. Also verabreiche ich ihm eine Stunde vor Take-off ein Reisezäpfli. 15 Minuten später füllt er die Windel.
Na super. Muss ich ein neues Zäpfli geben? Und wenn ja, nur ein halbes? Ich ruf die Kinderärzte-Hotline an. Die Retter in Not beruhigen mich. Ein Zäpfchen löst sich in den ersten 10, max. 15 Minuten nach Verabreichung auf. Bitte, gern geschehen.
Wer mit einem Kind in den Flieger steigt, weiss: Es braucht tausend Spielsachen, ein Gadget, Windeln, Essen, Feuchtücher, Gesichts- und Handtücher, Ersatzkleider für sich, mich, seinen Vater. Einfach, um ein paar wenige Dinge aufzuzählen. Und nun: Wohin damit, wenn alle Fächer im Flieger über den Sitzen schon voll sind?
Unser Sohn fliegt zum dritten Mal. Bis jetzt hatten wir das Glück, dass die Flugzeiten immer so waren, dass der Bub schlief. Nicht so heute. Was das heisst, wissen nur die Götter. Von sehr schlechter Laune und drei Stunden schreien bis zu absolut friedlichem Dasitzen und Büechli anschauen und ein bisschen mit dem iPad spielen, ist alles möglich. Das könnte mich nicht nervöser machen.
Kinder im Flugzeug können Eltern schon mal ziemlich nervös stimmen.
Getty ImagesProps ans Kind. Es meistert sowohl den Hin-, als auch den Rückflug heroisch. Einziger Zwischenfall: Auf dem Rückweg füllt der Sohnemann die Windel massiv. Wer schon einmal einen Dreijährigen auf einem sehr winzigen Wickeltisch in einem Flugzeug wickeln musste, versteht den XXXXL-Schweissausbruch, den sowohl ich, als auch mein Freund hatten.
Aus Erzählungen weiss ich, dass volle Kack-Windeln im Pool im wahrsten Sinn des Wortes ein Scheiss sind. Hab ich bis jetzt nicht erlebt. Mit Betonung auf bis jetzt. Jetzt kann ich sehr wohl sagen, dass volle Windeln im Pool der wohl grösste Scheiss sind, den wir in Sachen Kinderkacke in drei Jahren erlebt haben.
Versteht mich nicht falsch, ich finde sändelen, bädelen und Glacé essen super. Aber wenn der Dreijährige von 7.30 Uhr bis 21 Uhr nichts anderes in Endlosschlaufe machen will, dann mit Verlaub, dann nervts.
Wir logieren in einem sehr hübschen Hotel. Mit sehr hübschen Liegestühlen. Mit so tollen fluffigen Matratzen drauf. Auf denen ich NIE liege. Weil siehe Punkt oben.
Im Vorfeld freuen wir uns vor allem drauf, dass wir zehn Tage nicht kochen und keine Böden, Tische und Tripp Trapps schrubben müssen. In Gedanken sitzen wir draussen, während der Sonnenuntergang unser harmonisches Familienleben begleitet. You Dreamer! In Tat und Wahrheit will der Sohn nichts ausser Pommes und Ketchup essen, wenn überhaupt, und Glacé zur Vor-, Haupt-, und Nachspeise. Dazwischen rennt er rum. Oder turnnt auf dem Kinderstuhl. Oder hat Wutausbrüche. Oder will zum Strand. Oder einfach alles, ausser schön mit uns am Tisch zu sitzen und das Essen zu geniessen.
Unser Sohn ist, böse Zungen würden jetzt «typisch Einzelkind» schreien, ein Kerlchen, das seine Spielsachen gar nicht gerne teilt. Unser Sohn ist aber auch der erste, der jegliches Spielzeug, das rumliegt, in Beschlag nimmt. Jetzt stellt euch diese zwei Gegensätze an einem Sandstrand vor, wo hundert Kinder hundert Sandkasten-Spielsets dabei haben.
Die Hitze ist real und das Babyhäutchen meines Sohnes schneeweiss. Logisch also, dass wir den Guten mindestens drei Mal täglich fett eincrémen müssen. Was er notabene dermassen nicht goutiert, dass wir ihn tatsächlich mit Glacé bestechen. Und trotzdem 100 Schweissausbrüche haben.
Unser Sohn, er ist gerade mal drei Jahre und einen Monat alt, macht immer noch Mittagsschlaf. Eigentlich. In den Ferien will er alles. Ausser schlafen. Der Grund: Fomo! Wir verabschieden uns leise von den Mittagspausen, auf die wir uns so freuten und versuchen cool zu bleiben, wenn das Kind erst gegen 17 Uhr irgendwo einpennt. Und sich nach 45 Minuten so gut wie nicht wecken lässt.
Apropos fehlender Mittagsschlaf und Fomo, die auch dafür sorgt, dass unser Kind erst sehr spät am Abend schläft: Wir haben natürlich Bücher mitgenommen. Für die wir null Komma null Zeit haben. Aber immer, wenn wir sie da so auf unseren Nachttischen liegen sehen, denken wir: Hey, hoi Bücher, ihr auch da?
Witzbolde!
Hier ein Symbolbild wie Ferien mit Kleinkinder ganz sicher nicht sind.
Getty ImagesFalls ihr bis hier gelesen habt, könnte der Eindruck entstanden sein, dass wir einen Höllentrip hinter uns haben. Das Gegenteil ist der Fall. Trotz allen grösseren und kleineren Herausforderungen gibt es nichts Schöneres, als einen dauerglücklichen Dreijährigen, dessen gute Laune nicht anders kann als uns anzustecken.
Jetzt aber muss ich los. Die tausend Tonnen Sand irgendwie aus allen Dingen entfernen, die das Kind einfach überall reingestopft hat. Auch in mein Portemonnaie. Und in all seine Schuhe. Und in jedes Necessaire. Ob ich dabei bleibe, dass es die beste Zeit des Jahres war? Und wie!