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Wird es JEMALS wieder essen?

15 Gedanken, die du hast, wenn dein Kind krank ist

Disclaimer: Ich, die Autorin dieses Textes, habe einen knapp 3-jährigen Sohn, mit dem ich neulich acht Tage zuhause verbringen musste. Der gefühlt hundertste Kita-Virus hat den Jungen flachgelegt. Hier verrate ich, was sich in meinem Mama-Hirn abspielte, während ich mein Kind umsorgte.

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A little playing doctor at home

Ist das Kind krank, setzt unsere Autorin auf Anarchie.

Getty Images
1. OH GOTT! Er glüüüht!

Bei uns gehts immer gleich los: Irgendwann nachts erwacht das Kind. Und glüht. Es ist so heiss, dass ich jedes Mal panisch bin, dass das Fieber locker 42 Grad hoch ist. Panik macht sich breit, während der Vater und ich schlaftrunken Fiebermesser und Fieberzäpfli hervorkramen.

Das Fieber war bis jetzt zum Glück nie höher als 39,5. Ich werde das nächste Mal dennoch wieder sicher sein, dass wir die 42-Grad-Grenze erreichen. Muttersein ist eine emotionale Achterbahnfahrt.

 

2. Das fu**ing Medi wirkt nicht

Nach drei Minuten tut es das wirklich nicht. In der Akut-Phase aber fühlen sich Minuten wie Stunden an. Wenn das Zäpfchen also nicht nach 10 Minuten das Fieber um mindestens zwei Grad gesenkt hat, verliere ich meine Geduld.

Okay, Geduld und Kinderkrankheit. Ich lache ja selber.

Ausserdem ist mir absolut bewusst, dass ein Fieberzäpfchen 60 bis 90 Minuten braucht, um seine ganze Wirkung zu entfalten.

3. Das Kind MUSS trinken

Ab spätestens 37,5 Grad bin ich sicher, dass das Kind jeden Moment austrocknet. Was es natürlich nicht tut. Es dauert lange, bis es gefährlich wird. Und selbst dann kann man es immer noch an einen Tropf hängen und gut ist. Aber wir reden ja hier über die Akut-Phase. Und in dieser wünsche ich mir nichts sehnlicher als dass das Kind trinkt. 

Also biete ich ihm alles an. Milch, Wasser, Chrüseliwasser, Sirup, Apfelschorle, Rivella. Im Zwei-Sekunden-Takt. Trinkt es dann ein halbes Schlückli – logisch – Sirup, will ich die ganze Welt umarmen.

4. Fieber lassen? Nein! Nein! NEEEEIN!

Ja, ja. Ich habe meine Kinderärztin im Kopf, die sagt, dass wir erst fiebersenkende Medis ab 38,5 oder sogar erst ab 39 Grad Fieber geben sollen. Fieber sei schliesslich eine gute Sache. Das Immunsystem bekämpft die Viren. Bla Bla Bla.

Aber: Das Kind wimmert. Mag nichts spielen. Liegt nur rum. Wer hat da die Nerven zuzuwarten? Ich meine: die armen kleinen Würmli.

Das letzte Mal greift mein Freund durch und motiviert mich, das Fieber auszuhalten und mit den Medis runterzufahren. Obs ein Zufall ist oder nicht, weiss ich nicht: Aber das Kind wurde sehr schnell wieder gesund!

Note to myself: ein bisschen fiebern lassen ist okay.

 

5. Es ist ja sogar ein bisschen .... schön

Darf ich aussprechen, dass dieser verdammte Virus auch mindestens eine schöne Komponente mit sich bringt? Unser sonst wilder Bub ist plötzlich total liebebedürftig und anhänglich. Ich darf den ganzen Tag knuddeln, streicheln und Küssli geben. 

Mother Measuring little boy's temperature

Kranke Kinder sind meist kuschelige Kinder.

Getty Images
6. Ist Fiebersirup ein Zaubertrank?

Soeben lag der Junge noch wimmernd auf mir oben. Sein Kopf heiss, sein Energielevel null. Schon eine halbe Stunde nachdem er Fiebersirup bekommen hat, rennt er rum, spielt Feuerwehr, nimmt die Hütte auseinander. Als wäre rein gar nichts.

High five, Pharma-Industrie. Was ihr da geschafft habt, ist der krasseste Zaubertrank ever.

7. Wird das Kind jemals wieder essen?

Oh man. Tag 4 und der Bub hat immer noch nichts gegessen. Wir haben Schoggi, Glacé, Hörnli mit Käse-Schnee, Streichkäse pur und tausend andere Dinge angeboten, die er liebt. Er will nichts. Ausser die eine Rakete morgens um 2.30 Uhr. 

Ich habe Panik, dass der Bub nie mehr was essen wird. Die Ärztin winkt ab: Solange Kinder trinken, brauchen sie eine Weile nicht essen. Sie holen alles nach, wenn sie wieder gesund sind. Alles easy. Woher nehmen sie ihre Gelassenheit? Im nächsten Leben werde ich auch Kinderärztin. Ha!

8. Machen wir hier gerade was ganz Übles?

Wir zählen Tag 5 des hohen Fiebers. Das Erbrechen und der Durchfall sind zum Glück vorbei. Das Fieber aber ist immer noch. Nun ist es so, dass der Junge seit Tagen nicht spielen mag. Rausgehen? No way. Er will einfach nur den ganzen Tag auf mir oben liegen und Netflix schauen.

Wir lassen es zu. Weil: Wie soll man die Zeit sonst totschlagen? Hie und da schaffen wir es, ein Büechli anzuschauen. Immerhin.

So frage ich mich: Ist soviel Netflix zu viel Netflix?

Ach, come on. Ist es nicht. Wenn schon krank, dann soll auch mal etwas Anarchie Platz haben. Liebe Grüsse an die Rakete neulich nachts um 2.30 Uhr.

9. Weltgeschehen und Aussenwelt?

Tag 6, wir sind immer noch drin. Wir schaffen es einmal pro Tag kurz zum Einkaufen oder auf einen kurzen Spaziergang raus. Dann will der Bub aber sofort wieder heim. Und zwar auf meine Brust. Da will er nie mehr weg. Ich komme zu nichts. Und bin dennoch gelangweilt. 

Von einer Aussenwelt oder dem Weltgeschehen kriege ich absolut nichts mit. Das einzige, das mir auffällt: Genau so hat es sich damals während des ersten Corona-Lockdowns angefühlt.

UFF!

10. Hoffnung und Verzweiflung

Endlich wacht das Kind nur mit erhöhter Temperatur auf. OMG, eventuell ist das Virus bald überstanden? Yeah! Er hat auch ein bisschen mehr getrunken als gestern und vorgestern. Ich will Freudentänze tanzen. Zwei Stunden später: Zack, wir sind zurück bei über 39 Grad.

Wann hört es endlich auf? Hört es jemals auf? Ich werde mich nie, nie, nie, nie wieder darüber beklagen, dass der Bub zu wild ist. Ich will mein wildes Kind zurück.

Fieberndes Kind

Gefühlt sinkt das Fieber des kranken Kindes nie mehr. 

Getty Images/imageBROKER RF
11. Arzt ja oder nein?

Zu 99 Prozent enden Kinderärztinnen-Besuche beim fiebernden Kind gleich: Sie untersucht ihn, er schreit, sie sagt, dass alles gut ist. Der Hals etwas gerötet. Normales Virus. Man kann nichts machen ausser fiebersenkende Medis geben. Viel Ruhe und Geduld und gut ist.

Aber was, wenns doch eine Bronchitis ist? Oder Pseudokrupp? Oder eine Mittelohrentzündung? Oder? Oder?

Nochmal: Im nächsten Leben werde ich selber Kinderärztin. 

12. Medis, eine potentielle Mission Impossible

Nach vier Tagen hat unser Junge die Schnauze massiv voll von Fieberzäpfchen. Mit aller Kraft, die er noch hat, wehrt er sich und lässt uns lauthals wissen, dass er da gar nicht mehr mitmacht. Okay, Schweiss. Schiss. Aufkeimende Panik.

Sirup findet er auch blöd.

Was machen wir jetzt??? Wir verkaufen den Sirup als Zaubertrank, den nur richtige Feuerwehrmänner bekommen. Klappt super. 

13. Hallo Grosseltern ..?

ENDLICH geht es bergauf. Das Kind ist schon fast fieberfrei. Es mag auch wieder ein bisschen essen und trinkt gut. Ab wann dürfen wir die Grosseltern einspannen? Wir brauchen wirklich mal eine kleine Pause, sonst .... % &&ç*)%%*!!!!

14. Hallo Boyfriend

Ist das Kind krank, herrscht Ausnahmezustand. Ich bin eingenommen. Kann kaum alleine aufs WC. Der Papa? Komplettt nicht gefragt. Haut das Fieber rein, ist Mama gefragt. Und zwar rund um die Uhr. Erst an Tag 6 komme ich mal dazu, meinen Freund zu fragen, wie es denn ihm eigentlich so geht.

Er ist müde. Story of our Kita-Viren-life.

15. Herzlich willkommen zurück, liebe Lebensgeister

OMG, das Kind ist seit 24 Stunden fieberfrei. Es isst, trinkt, schläft und ist gut gelaunt. Es ist so gut gelaunt, dass es wieder in alter Form durch die Wohnung rennt. Mehr noch: Es klettert überall hoch, schmiert mit Fingerfarbe gefährlich nahe am hellen Sofa rum, rennt essend durch den Gang und schmeisst Spielsachen rum.

Im Normalfall würde ich hässig werden. Hier und heute bin ich einfach so dankbar über die zurückgekehrten Lebensgeister, dass ich mich NULL beklagen will. Ich will mich eigentlich NIE mehr beklagen.*

* Dieser Zustand hat knapp 30 Minuten gedauert. Haha! <3!

Von mzi am 7. August 2023 - 07:00 Uhr