Tanzen, als würde niemand zuschauen. Oder Namen tanzen. Oder einfach alle Extremitäten schütteln als gäbe es kein morgen. Macht man gerne im Tantra-Workshop. Oder nach ausgiebigem Cannabis-Konsum. Oder eben mit Kindern.
Früher trugen wir High Heels auf den Dancefloors grosser Städte. Jetzt tanzen wir Mamas barfuss über Sandkästen, Wiesen, Felder oder hundskomune Gehstege. Und sind dabei zu 100 Prozent nicht stoned. Und auch nicht betrunken.
Die ersten Tüten haben wir gerne auf Spielplätzen geraucht, um danach wohlig high zu schaukeln oder die Rutschbahn runter zu flitzen. Genau das machen wir heute wieder. Dabei ist ein kleines Detail anders: Statt Joint im Mund haben wir jetzt Kind(er) am Rockzipfel.
Grund früher: Spass, Freiheit, Gras, erste Verliebtheiten, Partys, you name it.
Grund heute: Kind macht Nacht zum Tag und kann nur im Buggy wieder in den Schlaf finden. Nuff said.
Nudeln mit Ketchup. Chips mit Schoggi. Nutella mit Salami. Guetsli mit Glacé. Liebe Grüsse an den Kiffer-Hunger. Und liebe Grüsse ins Kinderzimmer.
Ok. Das war früher eher nach dem Alkoholkonsum so. Heute aber dienen die einst so prass und schön stehenden Dinger der reinen Nahrungsaufnahme. Und zwar überall. Und immer grad sofort. Sonst krassester Baby-Schrei-Alarm!
Aus Gründen! Damals anderen als heute!
Ist heute nüchtern cooler als damals high. Weil sich Kinder in Einhorn-Onesies an uns und unsere Einhorn-Onesies kuscheln. Unschlagbar.
Gras macht müde. Und Kinder finden es lustig, wenn wir extra gaaaaaanz laaaaaaaangsam reeeeeeeeeden.
Früher Kiffer-Hunger. Heute Kinder, die halt seit 5 wach sind und Hunger auf spezifische Gerichte haben.
Früher nach dem heimlichen Joint am Abschlussabend des Klassenlagers. Heute gerne mal mit fremden Kindern auf dem Spielplatz.
Apropos fremde Kinder ….
Früher hat man mit Fremden Joints geraucht, bevor man eine Clique fürs Leben, also für 2 Stunden, wurde. Heute lernen wir auf dem Spielplatz ständig neue Kinder kennen. Die dann bis wir nach Hause gehen aller-aller-beste Freunde sind.
Und dort allen auf die Nerven gehen.
Früher weil wir stoned den Hausschlüssel verloren haben. Heute um Kinderaugen zum Leuchten zu bringen.
Und das ganz sicher nicht an der Fasnacht!
Früher du, heute das Kind. Weil es den neuen Feuerwehr-Schlafanzug so krass feiert, dass es ohne nirgends hingeht. Auch nicht in die Kita. Tü-ta-to!
Bekifft war das saulustig. Wenn wir ganz ehrlich sind, ist es immer noch ein bisschen lustig.
Früher schlichen wir uns von Familienfesten weg, um am See kiffen und knutschen zu können. Jetzt tun wir es, weil wir keinen Bock haben, dass hier alle Tanten und Onkel und Cousins und Cou-Cousinen und weiss dä Gugge wer unser Baby betatscht/küsst.
Früher weil wir kein Geld hatten. Heute aus dem gleichen Grund. Sollen wir mal vorrechnen was das Leben mit zwei Kindern kostet? Wir verzichten. Wollen ja keine Spassbremsen sein. Und hey, im Zelt schlafen ist doch lässig.
Früher waren wir high etwas unkoordiniert. Heute halten die Kinder die Telefone, während wir versuchen, mit Grosseltern zu facetimen. Mit Betonung auf «versuchen».
Wie schön es war, als wir damals bekifft in Batik-Shirt Bäume umarmten und ganz eins waren mit mother nature. Jetzt werden Emotionen wieder gelebt. Mehrheitlich vom Nachwuchs. Mehrheitlich Wut. Gerne lautstark im Supermarkt auf dem Boden.
Saure Bananen, Rakete-Glacé, Pulver-Dipps, Lollipops. Gönnten wir uns anno dazumal vor dem Kifferhunger, während des Kifferhungers und nach dem Kifferhunger. Dann jahrelang nicht mehr. Bis uns unsere Kinder endlich wieder zurück auf die süsse Seite des Lebens bringen. Wann habt ihr zuletzt ein Cola-Fröschli gegessen? Schon lange her? Na dann, ab zum Kiosk!
Ja ja, da war doch mal was in Reihe 5 mit Kerl xy. Das, nachdem wir vor der Vorstellung von «My Girl» ein paar Tüten geraucht haben. Ah ja, wildes Geknutsche. All eyes on us. Das schaffen wir heute als Eltern locker wieder. Wieso? Schon mal mit Sechsjährigen im Kino «gesessen»?
Ja, THC kann viele Emotionen intensivieren. Kinder auch. Erstes Wort? Wir heulen! Erste Schritte? Wir heulen! Erstes «Mama» oder «Papa»? Wir drehen crazy durch!
Früher Flaschendrehen in der Hoffnung, vom Klassenschnügel geküsst zu werden. Jetzt halt mehr so «Lueges nöd ume, dä Fuchs gaht ume, lueges nöd zrugg, dä Fuchs gaht über d Brugg!»
Kommt, wie das früher war, wissen wir alle. Jetzt spielen wir halt Polizei, Feuerwehr, Prinzessin, Cowboy, Einhorn, schiessmichtod.
Bis fünf Uhr kiffen und hängen und dann bis 15 Uhr pennen um dann so langsam um 18 Uhr in die Gänge zu kommen und um 22 Uhr an der nächsten Party tanzen? Das war unser Alltag früher. Heute leben wir auch einfach in den Tag. Nur gibt der Takt jetzt nicht mehr Kollege Tüte, sondern der Nachwuchs vor.