Willkommen zum grössten Klassiker, den ich als Einzelkind-Mutter ständig zu hören bekomme. Passt ja quasi immer. Will mein Kind nicht teilen, ists «typisch Einzelkind». Hats keine Lust auf irgendwas, «typisch Einzelkind». Mag es das Gegenüber gerade nicht euphorisch begrüssen, «typisch Einzelkind». Ich sehe das ja anders. Mein Kind ist einfach ein Kind. Kinder sind launisch, unberechenbar, hie und da asozial. Und das ist komplett okay.
Egal ob auf dem Spielplatz, beim Playdate daheim oder wo auch immer: Mag mein Sohn grad etwas nicht teilen, lassen die Sprüche nicht lange auf sich warten. Viele Menschen sind sich sicher, dass Einzelkinder nie lernen, zu teilen. Mit wem auch, wenn kein Geschwisterkind da ist? Das beantworte ich gerne: Unser Sohn lernt sehr wohl teilen. In der Kita. Im Umgang mit Kindern von Freunden. Innerhalb der Familie mit Cousinen und Cousins und nicht zuletzt mit seinem Vater und mir. Gar nicht so unlogisch, oder?
Logischerweise sind wir nicht immer konsequent. Und knicken hie und da ein. Ein Fakt, den das Umfeld gerne wieder auf das Einzelkind abschiebt. So wird uns oft gesagt, dass wir uns instrumentalisieren und manipulieren lassen. Bei Eltern, die mehr als ein Kind haben, ist das natürlich gaaaanz anders. Da ist man so busy, dass ältere Kinder halt selbständig werden müssen. Und da fehlt es an Kapazität, dass die Grossen den Eltern auf der Nase rumtanzen können. Wer hier die Logik findet, gewinnt ein Päckli Sugus.
Auch ein Klassiker. Wenn ich mich als Einzelkind-Mama über strenge Nächte, strenge Phasen oder den Picky Eater in meinem Sohn beklagen will, stosse ich gerne auf null Verständnis. So wiegeln Eltern, die mehr als ein Kind haben, sehr gerne mit dem Satz «Ach, hör doch auf, eins ist keins» ab. Nun, nein. So simpel ist es nicht. Ein Kind ist sehr wohl anstrengend, fordernd, und lässt und hie und da nicht schlafen. So sage ich, Freunde, 0 Kinder sind keine Kinder, 1 ist 1, 2 sind 2, u.s.w….
Und ihr müsst aufpassen, dass eure zwei, drei, vier Kinder nicht komplett nach Aufmerksamkeit schreien, rebellieren, schlechte Menschen werden? Wer hier die Ironie erkennt, gewinnt.
Wenn ich meinem Sohn beim Klettern oder Runterspringen helfen will, kommen sie ganz schön ungefragt. So sitzen Mehrfach-Eltern gerne mal gemütlich am Sandkastenrand, belächeln und lassen mich ungefragt wissen, dass ich gerade total Helikopter bin. Sie kennen das natürlich. Beim ersten Kind waren sie selber auch noch ängstlich. Hi hi. Nun, ich bin nicht ängstlich. Ich kenne einfach mein Kind und weiss, wann es Hilfe und Sicherheit braucht. Nämlich dann, wenn er es genau so formuliert.
Ich hoffe ja ehrlich, dass alle Kinder verwöhnt werden. Mit ganz viel Liebe, Verständnis, Zeit und Aufmerksamkeit. Und hie und da bitte unbedingt mit Glacé, Schoggi und Himbeersirup. Wer daran etwas Negatives erkannt, möge mich mit seiner Ansicht verschonen. Merci viel mal.
So. Nachdem ich mich nun auf- und wieder abgeregt habe, ein paar wissenschaftliche Fakten. Wissenschaftler kamen nämlich in den letzten Jahrzehnten zum Schluss, dass Einzelkinder entgegen früheren Annahmen besonders sozial sind. Eine Studie zeigt ausserdem, dass sie überdurchschnittlich oft gute Noten schreiben. Mehr dazu lest ihr hier.