Erinnert ihr euch noch an die herrliche Zeit, in der wir glaubten - Danke, Hollywood - dass die Liebe immer schön, toll, aufregend, romantisch und enorm leidenschaftlich ist? Wie wir uns nach jedem Kitsch-Film so auf unsere Zukunft als Mütter und Partnerinnen von stets wunderbaren Männern gefreut haben und sicher waren, dass unser Leben einem Werbesport gleich sein wird, der nur die schönsten und besten Seiten eines Familienlebens zeigt?
Nun, irgendwann kam der Mann wahrscheinlich. Oder die Frau. Und dann die Kinder. Alles schön, alles romantisch. Ausser Schlafentzug, Babygeschrei, keine Paarzeit mehr, nicht mal ein Zeitfenster zum Duschen hatten wir vielleicht. Kein Wunder also, dass es in Sachen Liebe turbulent werden kann, wenn aus einem Paar plötzlich Eltern werden.
Lasst uns mit einer guten Nachricht starten: Das ist völlig normal und total okay. Mehr noch: Man kann mit einfachen Übungen und Tipps gut wieder zurück in die Verliebtheit finden. Wie? Weiterlesen!
Geht mal in euch und überlegt für euch selber und dann zusammen, wie ihr miteinander kommuniziert: Worüber sprecht ihr, worüber streitet ihr und in bei welchen Themen läuft die Kommunikation zwischen euch richtig gut? Es kann gut sein, dass Absprachen und Organisation des Familienlebens gut ohne Missverständnisse besprochen werden können? Wie aber sieht es mit den eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und Grenzen aus? Nehmt ihr euch regelmässig und genug Zeit für euch? Wie geht ihr mit Konflikt-Situationen um? Werden diese ausgesprochen oder werden Streitigkeiten vermieden?
Tipp: Versucht mal, bewusst den Kontakt zueinander herzustellen. Folgende drei Grundsätze sind dabei sehr hilfreich:
1. Zuhören, um wirklich zu verstehen
2. Dem Gegenüber glauben, dass seine Perspektive seine Wahrheit ist
3. Das Gesamtbild im Blick behalten
Bevor man sich überhaupt wieder als Liebespaar annähern kann, ist es wichtig, die Beziehung zu reflektieren. Dabei soll sich das Paar Fragen stellen wie: Wo stehen wir gerade? Wie sind wir dahin gekommen? Was hat sich verändert seit die Kinder da sind? Was läuft gut, was nicht? Was sind die Gründe, dass es gerade nicht so läuft? Was wünsche ich mir? Was soll sich ändern?
Ebenfalls ganz wichtig: Was erzählt man sich selbst über die eigene Beziehung? Welche Höhen und Tiefen gab es in der Vergangenheit? Gingen diese mit Verletzungen einher, die möglicherweise noch nicht geheilt sind?
Was oft vergessen geht: Wir sind auch das Resultat unserer eigenen Kindheit. Deswegen lohnt es sich immer, sich auch mit der Beziehung der eigenen Familie auseinanderzusetzen. Wichtig ist auch, sich mit der Beziehungen der Eltern zu beschäftigen. Von ihnen übernehmen wir als Kinder unbewusst verschiedene Muster und zwar ganz unabhängig davon, ob diese funktional oder dysfunktional sind. Daher lohnt es sich, erlernte Muster zu hinterfragen: Streite ich so wie meine Eltern? Verlasse ich im Streit den Raum, werde laut…? Und was kann ich tun, um die weniger guten Verhaltensmuster zu ändern?
Hand aufs Herz: Wenn es mal nicht ganz so rund läuft in der Beziehung, neigen wir dazu, alles schlecht zu reden. Wir setzen den Fokus noch mehr auf die Fehler des Partners. Mit grösster Wahrscheinlichkeit ist aber längst nicht alles schlecht, was der Partner macht, richtig? Daher ist es ratsam, ganz bewusst die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was euer Gegenüber gut macht.
Es sollte das Normalste der Welt sein, geht im Alltag aber so schnell unter. Dabei ist es für das Glück einer Beziehung von grosser Bedeutung, dass Paare ihre Wünsche klar kommunizieren können. Was simpel klingt, kann anfänglich gewöhnungsbedürftig sein. Fühlt ihr euch ausreichend gesehen, gehört und geliebt? Wie sieht es mit der Akzeptanz und dem Respekt aus? Wie geht es dem Partner? Wie könnt ihr selbst dafür sorgen, eurem Partner ein so gutes Gefühl zu geben, wie ihr es euch selber auch wünscht?
Wenn ihr es schafft, euch offen und ehrlich über eure Wünsche auszutauschen, könnt ihr einen grossen Schritt aufeinander zugehen. Und Achtung vor falschen Erwartungen: Niemand muss die Wünsche seines Partners erahnen können.
Dass in guten Beziehungen nicht gestritten wird, ist Humbug. Wer liebt, der geratet auch mal aneinander. Das ist absolut kein Problem. Selbst dann nicht, wenn nicht ganz jeder Streit immer konstruktiv gelöst werden kann. Dennoch: Wenn es zum Konflikt kommt, muss die Situation auch nicht immer komplett eskalieren. Mit ein paar wenig Regeln lässt sich die Eskalation sowieso bestens vermeiden. Versucht es doch mal mit festen Regeln, die ihr gemeinsam festlegt – idealerweise zu einem entspannten Zeitpunkt.
Ein paar Anregungen:
• Wir lassen einander aussprechen und unterbrechen nicht
• Wir hören zu und fragen bei Unsicherheiten nach
• Wir sind offen für die Themen des Anderen
• Wir sprechen ruhig und werden nicht laut
Manchmal muss man aus der Komfortzone raus, vor allem dann, wenn es in dieser nicht mehr so gemütlich ist. Es lohnt sich, alte Muster abzulegen und Energie zu investieren, um neue Regeln und Gewohnheiten zu etablieren. Lasst euch von Rückschritten nicht unterkriegen. Es dauert eine Weile, bis sich neue Muster festigen.
Wir meinen das mit dem Alltag ausbrechen aber auch noch anders: Nehmt euch Zeit nur zu zweit. Schon klar, das steht in jedem Ratgeber, die wenigsten Paare aber machen sich wirklich die Mühe, sich Zeit freizuschaufeln. Dabei hat es die Liebe verdient, Zeit zu bekommen, in der sie bedingungslos zelebriert wird. So wie anno dazumal, als ihr ganz frisch zusammen ward. Wisst ihr noch? Drum: Los, geht in Erinnerungen schwelgen und knutschen.