Liebe Anja Zeidler
Gestern Donnerstag hast du die Bombe platzen lassen und verkündet, dass du schwanger bist. Und das bereits im fünften Monat. Was für schöne Neuigkeiten! Es sei ein Kind der Liebe, schreibst du. Einer Liebe, die du erst Ende Juli mit der Öffentlichkeit teilen wolltest: Du liebst den Fussballer Milan Anicic, 23.
Und schon scheinst du dich verteidigen zu müssen. So sagst du: «Zeit ist keine Voraussetzung für Liebe. Es stimmt, oder es stimmt nicht. Garantie kann man nie haben». Wie recht du hast! Und ich sage das nicht einfach so. Ich rede aus eigener Erfahrung. Mein Mann und ich waren seit einem Monat ein Paar, als ich schwanger wurde. Das war vor 19 Jahren. Ich war damals 22 Jahre alt. Ich sage dir, jung und frisch verliebt schwanger werden, kann eine grosse Chance sein!
Nur schon was euer Sexleben anbelangt. In der Regel wird eine Familie geplant. Meist erst nach dreissig. Das kann rasch und zügig klappen oder zum Schwangerschafts-Spiessrutenlauf mit Hormonbehandlung etc. mutieren. Ist Frau dann (endlich) schwanger, dreht sich häufig alles nur noch um diese Schwangerschaft. Das Sexleben geht dabei völlig flöten (der Zweck hat sich ja erfüllt).
Nicht so bei euch: Ihr seid jung, frisch verliebt (congrats nebenbei zu deinem Freund. Der sieht ja scharf aus!) und könnt in dieser Phase kaum die Finger voneinander lassen. Das ist so toll! Ich prophezeie euch grossartigen Sex bis zur Geburt. Freut euch gemeinsam auf deinen wandelnden Körper, die herrlichen Kurven, den Bauch mit den zwei Herzen drin, den üppigen Busen, den du jetzt schon hast.
Eine schwangere Frau ist ein so sinnliches Wesen! Du wirst zum Urweib, zur Eva. Geniesst das und schöpft aus dem Vollen.
Und es hat noch einen weiteren Vorteil: Weil ihr noch so jung seid, seid ihr weich wie Wachs. Ihr habt keine klaren Vorstellungen davon, was da auf euch zukommt. Okay, das hat niemand (zum Glück, sonst würde die Menschheit sofort aussterben). Aber im Unterschied zu den Planern Mitte Dreissig ist euch das egal. Ihr macht euch keine Sorgen deswegen. Ihr nehmts locker.
Eure Grundhaltung ist: Das kommt schon irgendwie gut. Ich sage euch, das ist die beste Haltung, die es gibt! Viel mehr braucht es nicht. Diese gesunde Naivität wird euch über manche Klippe retten. Und noch etwas: Weil ihr euch noch nicht so lange kennt, habt ihr auch keine fixen Erwartungen an den andern.
Wie wird sie als Mutter sein? Wie er als Vater? Ihr zuckt mit den Schultern. Ist doch egal, wir lernen uns ja gerade kennen. Und das ist gut so. Bleibt so offen und weich. Ein Kind stellt eure Welt so oder so auf den Kopf. Doch davon erzähle ich dir ein anderes Mal.
Herzlichst,
Deine Maria