Mutter zu sein ist eine auf vielen Ebenen fordernde Aufgabe. Oder wie Influencerin und Zweifach-Mama Anja Zeidler (30) sagt: «Mutter - der anspruchsvollste Job der Welt: 24/7 im Einsatz, volle Verantwortung & Lead, keine Ferien, keine Mittagspause – und das alles ohne Bezahlung. Mamas tun es aus Liebe.»
Doch bei aller Liebe läufts halt manchmal (oder oft?) nicht so, wie es sollte. Oder wie man es sich als Mama vorgestellt hat. Allzu oft holen einen Alltag und Realität ein und werfen Pläne für das perfekte Familienleben über den Haufen. So erlebte es Anja Zeidler gestern.
Anja Zeidler geht hart mit sich selbst ins Gericht
Gestern wollte sie sich eigentlich einen schönen Tag mit ihrer Tochter Jela (bald 4) machen, aber dann kamen, wie das bei berufstätigen Müttern manchmal ist, unerwartete und wichtige Mails und Anrufe rein. Der Tag sei schlussendlich viel hektischer verlaufen, als geplant, so die Influencerin auf Instagram. «Ich hatte, statt mich einzig und allein nur auf sie konzentrieren zu können, mal wieder die Herausforderung, die jede Mama kennt», so Zeidler weiter. Was sie meint? Multi-Tasking, alles unter einen Hut bringen.
«Ich will eine gute Mutter sein und verkacke grad hart.»
Anja Zeidler
Sie sei beim Playmobil-Spielen und Basteln nur «halbbatzig» bei der Sache gewesen, gibt Zeidler zu. Und dann habe sie auch noch den wichtigsten Termin des Tages, die Ballettstunde ihrer Tochter, verpasst. «Selbst das habe ich vermasselt, da ich das Zeitmanagement nicht hinbekommen hab und wir meinetwegen sonst schon viel zu knapp dran waren, da hatte der Kleine im letzten Moment auch noch volle Windeln und plötzlich Hunger, so dass wir massiv zu spät gekommen wären…» Aufgrund der Verspätung entschied sie sich irgendwann, den Ausflug komplett zu streichen.
Für Jela wäre der Besuch der Ballettstunde ein Highlight gewesen. Sie stand offenbar fertig eingekleidet im Ballett-Outfit und mit Dutt vor ihrer Mama, als diese die Entscheidung zum Abbruch der Aktion fällte. «Mein Herz weinte, als ich ihr sagen musste, dass wir meinetwegen zu spät sind und nicht hingegen können.»
Auf die Trauer folgte Zorn. «Ich war so wütend auf mich selbst!!!!!», schreibt Zeidler. «Ich will eine gute Mutter sein und verkacke grad hart.» Und so fragt sie auf Instagram ihre Fans: «Habe ich als Mama gestern komplett versagt?»
Die Antwort ist: Nein.
Darum ist «Mom Guilt» komplett überflüssig
Versagensängste und das schlechte Gewissen, nicht Allen und Allem gerecht zu werden, begleiten viele Mütter. Diese Gefühle fasst der englische Begriff «Mom Guilt» gut zusammen.
Doch was da passiert ist, ist kein Grund für Schuldgefühle. Es nennt sich Leben. Mütter, und ganz besonders berufstätige Mütter, finden sich immer wieder in solchen Situationen. Kein Grund zur Panik. Es gibt nämlich zahlreiche Gründe, als Eltern lieber mittelgut zu sein, als perfekt:
- Mittelgut nimmt Druck raus: Wenn mehr Mamas sich trauen, mittelgut als gut genug anzusehen, wirken sie der Überhöhung der Mutterrolle und dem damit verbundenen Druck, eine perfekte Mutter sein zu müssen, entgegen. Mittelgut zu sein, ist ein gelebter Akt der Rebellion gegen gesellschaftlichen Druck.
- Mittelgut macht lustig! Wer allzu sehr nach Perfektion strebt, dem kann in der Erziehung schon mal der Humor abhanden kommen. Lasst uns unsere kleinen Unzulänglichkeiten, Marotten und Schwachstellen als Eltern nicht ausmerzen – sondern darüber lachen.
- Kinder von mittelguten Müttern lernen Empathie: Erziehungs-Koryphäe Jesper Juul meinte zu Lebzeiten, dass immer mehr Eltern ihren Kindern die eigenen Emotionen vorenthalten, gerade wenn diese negativ konnotiert seien, wie etwa Wut oder Trauer oder Überforderung. «Doch Kinder, die nicht wissen, was es heisst, traurig oder frustriert zu sein, kennen auch kein Mitgefühl.» Wer also seine wahren Gefühle unterdrückt und den Kindern heile Welt vorspielt, enthält ihnen eine wichtige Lektion vor: die Möglichkeit, Empathie zu erlernen.
- Mittelgut macht kreativ: Kinder, die ihre Eltern hin und wieder beim Meistern einer chaotischen Situation beobachten dürfen, reagieren selbst auch kreativer und gelassener, wenn ihnen etwas Unvorhersehbares passiert. Wenn wir als Eltern also zwischendurch mit unserer Planung «versagen», fördern wir die Resilienz unserer Kinder.
- Mittelgut hat Vorbildfunktion: Berufstätige Mütter müssen zuhause nicht so tun, als hätten sie keinen Job. Kinder dürfen sehen, dass Mama auch mal was für die Arbeit erledigen muss. Denn von höheren Erfolgschancen im Erwachsenenleben bis hin zu einer ausgeprägten Sozialkompetenz: Kinder von berufstätigen Müttern geniessen viele Vorteile.
- Mittelgut macht Highlights möglich! Stellt euch eine Welt vor, in der Kinder jeden Abend in frisch gewaschene Hotelbettwäsche steigen. Dieses wunderbare Erlebnis verkäme zur Normalität! Höhepunkte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich vom Durchschnitt abheben. Und wir wollen unseren Kindern doch dieses Erlebnis nicht vorenthalten! Also geben wir uns doch damit zufrieden, im Alltag einen guten Schnitt hinzukriegen, damit noch Raum nach oben bleibt, um Highlights zu streuen.
Genau so ein Highlight hat Anja Zeidler am Ende des vermeintlich missratenen Tages für ihre Tochter Jela hingekriegt. Als sie Jela fragte, was sie an diesem Tag stattdessen noch unternehmen wollen, meinte die Kleine: «Ferien.». Spontan buchte Anja Zeidler deswegen ein Familienzimmer in einem Hotel für eine Nacht.
Das hat Anja Zeidler aus dem Vorfall gelernt
Ihr Learning: «Mamis, es passiert uns allen, dass die Tage anders als geplant ablaufen. Und auch wenn wir nicht alle Fauxpas mit einer extraordinären Aktion wie dieser retten können (es hätte bestimmt auch einen Kuchen backen gereicht, um diesen Tag für sie zu retten), sind wir trotzdem die besten Mütter für unsere Kinder.»