Jahrelang hat Bianca Sissing (44), ihrem Ex-Mann zuliebe, den Kinderwunsch verdrängt. Mit ihrem neuen Partner versucht die ehemalige Miss Schweiz seit Längerem, eine Familie zu gründen. Auch mithilfe künstlicher Befruchtung. Wie sehr sie darunter leidet, dass ihr Wunsch bislang nicht in Erfüllung ging, offenbarte sie im Frühling in der Schweizer Illustrierten.
«Wir sollten nicht im Stillen leiden und im Stillen durch das alles gehen.»
Bianca Sissing
Nicht, um Mitleid zu erhaschen. Sondern, weil sie ein Tabu brechen will: «Es ist ein Thema, über das nicht genug offen gesprochen wird. Auch nicht unter uns Frauen. Ich möchte das öffnen. Ich bin froh, dass ich das gemacht habe», sagt sie im Podcast «expectations», der sich Themen rund um geplante und ungeplante Kinderfreiheit widmet. Ihre Offenheit soll jedoch nicht nur anderen Frauen und Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch helfen. Darüber zu sprechen, sei auch Teil ihrer persönlichen Heilung, so Bianca Sissing. «Wir sollten nicht im Stillen leiden und im Stillen durch das alles gehen.»
So lange will Bianca Sissing noch probieren, schwanger zu werden
Sie befinde sich noch mitten auf ihrem «Weg des Kinderwunsches», so Sissing im Interview mit den Podcast-Macherinnen Karin Schmitter und Rahel Perrot. «Es ist ein Auf und Ab. Alle Emotionen sind durchmischt. Glück, Aufregung, Traurigkeit, Leiden, Frustration.»
Ans Aufgeben denkt sie trotz Rückschlägen noch lange nicht. Auf die Frage, wie lange sie es weiter probieren wolle, antwortet die Luzernerin: «Noch ein paar Jahre, würde ich sagen.»
Bianca Sissing visualisiert ihren Kinderwunsch
Sie habe versucht, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, was wäre, wenn ihr Kinderwunsch tatsächlich unerfüllt bliebe. Aber diese Vorstellung habe ihr viel Kraft geraubt. Deswegen habe sie sich für den Weg der Visualisierung entschieden, den sie gemeinsam mit ihrem Partner, Juan Carlos Russo (45), gehe. «Positiv zu bleiben und positive Gedanken zu haben, das war für mich mein ganzes Leben ein Thema. Auch in meiner Kindheit ging ich durch schwierige Phasen. Ich musste das immer tun.»
Positiv zu denken sei für sie mittlerweile fast wie Zähneputzen – es gehöre zum Alltag einfach dazu. Natürlich habe sie Momente, in denen sie mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch hadere und sich frage, wieso es gerade sie treffe. Sie nehme diese Gefühle ernst aber versuche, nicht darin zu versinken. «Wichtig ist, sich zu erlauben, diese schwierigen Gedanken zu haben, zu erleben und zu fühlen. Davor nicht wegzurennen. Man darf sie haben und durchfühlen aber dann nicht lange darin verweilen. Das ist der Trick.»
So versucht Bianca Sissing, ihre Fruchtbarkeit zu fördern
Für ihre Fruchtbarkeit tut Bianca Sissing Einiges. Sie färbt sich weder die Haare noch trägt sie Nagellack. Neben einer Hormonbehandlung versucht sie, durch eine Diät, ihre Fertilität zu unterstützen. Sie nimmt Nahrungsergänzungsmittel zu sich und isst seit einem Jahr wieder Fleisch. Dafür verzichtet sie auf Milchprodukte, Alkohol, Kaffee und Zucker. Dogmatisch sei sie darin jedoch nicht. «Manchmal möchte ich einfach eine normale Pizza haben oder ein normales Gebäck. Ich erlaube mir, zu zehn Prozent zu essen, was ich will.»
Der persönliche und finanzielle Aufwand lohnt sich für sie auch unabhängig des Kinderwunsches. «Ich bleibe im Gedanken, dass ich das nicht nur für den Kinderwunsch tue, sondern auch für meine allgemeine Gesundheit.»
Bianca Sissing spricht über die Beziehung zu ihrem Stiefsohn
Auch über ihre Beziehung zum sechsjährigen Sohn ihres Partners spricht Bianca Sissing im Podcast. Durch den Kleinen habe sie die Möglichkeit, eine Art Mutterrolle zu leben. «Wenn wir zusammen sind, bin ich in dieser Rolle und er sieht mich auch so.» Der Kleine lasse sich von ihr duschen, anziehen, pflegen und erziehen. «Das ist mega schön, dass ich in dieser Art meine Mutterrolle leben kann.»
«Ich muss respektieren, dass ich nicht wirklich die biologische Mutter bin – auch im Sinne von wichtigen Entscheidungen.»
Bianca Sissing
Natürlich sei es nicht dasselbe, wie ein eigenes Kind zu haben. «Ich muss respektieren, dass ich nicht wirklich die biologische Mutter bin – auch im Sinne von wichtigen Entscheidungen.» Dennoch: Die Zeit mit dem Kleinen bestätige sie in ihrem Kinderwunsch, so Sissing. «Ich merke, dass ich das mega gerne machen würde.» Sie erkenne jedoch auch den Wert ihrer persönlichen Unabhängigkeit deutlich. «Ich sehe jetzt mit dem Sohn von meinem Partner: Wenn er weg ist, hat man natürlich mehr Freiheit.»
Das wünscht sich Bianca Sissing für die Zukunft
Mit ihrem Gang an die Öffentlichkeit will Bianca Sissing vor allem Eins erreichen: Aufklärung. Ihr selbst seien weder ihre Optionen noch die Grenzen der Fruchtbarkeit vollumfänglich bewusst gewesen, so Sissing. Sie wünscht sich, dass diese Themen sowohl in der Schule, wie auch beim Hausarzt und Frauenarzt aktiv angesprochen werden, so dass man sich frühzeitig über eigene Wünsche und Möglichkeiten Gedanken machen kann. «Fruchtbarkeit ist nicht etwas, mit dem man spielen sollte. Sie ist ein Geschenk und sehr begrenzt, nicht nur vom Alter her, sondern auch im Monat.»
Dafür, dass dieses Bewusstsein in der Öffentlichkeit ankommt, kämpft Bianca Sissing mit Offenheit und Ehrlichkeit. Das ganze Gespräch gibts unter diesem Link.