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  4. Moritz Fischli aus Luzern: Interview mit dem 12-jährigen Hauptdarsteller des Schweizer Musicals «Billy Elliot»
Universaltalent Moritz Fischli aus Luzern

«Billy Elliot zu spielen, bedeutet mir viel»

Tanzen, singen, schauspielern – Moritz Fischli aus Luzern hat ganz schön was drauf. Nun ergattert er die Hauptrolle im Bühnenstück «Billy Elliot – Das Musical». Beim ersten Medientermin mit der Schweizer Illustrierten verrät der Zwölfjährige, wie er zum Ballett kam und welche Parallelen es zwischen ihm und der Figur gibt, die er spielt.

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Moritz Fischli

Moritz Fischli ist der neue «Billy Elliot».

Roger Hofstetter

Steppen, singen, schauspielern und vor allem Ballett tanzen – wer die Hauptrolle im Broadway-Hit «Billy Elliot» verkörpern will, muss einiges auf dem Kasten haben. Nach aufwändiger Talentsuche ist es den Schweizer Machern der ersten deutschsprachigen Interpretation des Musicals gelungen, ein Universalgenie zu finden: Moritz Fischli übernimmt die Rolle des kleinen Jungen aus der Arbeiterschicht, der den Wunsch äussert, Balletttänzer zu werden – zum Entsetzen seiner Familie. «Dass ich Billy Elliot spielen darf, bedeutet mir viel, weil der Film ursprünglich meine Leidenschaft fürs Tanzen geweckt hat», schwärmt der 12-Jährige. Während der Luzerner Ballett bestens beherrscht, braucht er in den anderen Bereichen noch Unterstützung – welche das sind, verrät er im Interview.

Moritz Fischli, du konntest dir deine erste grosse Hauptrolle im Musical «Billy Elliot» sichern. Was bedeutet dir das?

Ich bin stolz und kann es gleichzeitig immer noch nicht ganz glauben. Dass ich Billy Elliot spielen darf, ist besonders speziell, weil der Film ursprünglich meine Leidenschaft fürs Tanzen geweckt hat.

Inwiefern?

Ich war ein kleiner Bub, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Es gibt eine Szene im Film, in der Billy mit normalen Schuhen auf der Pflastersteinstrasse steppt. Es war so energievoll und hat mich begeistert, weshalb ich selbst damit starten wollte.

Und doch hast du mit Ballett begonnen.

Ja, mein Mami hat rasch bemerkt, dass ich eine ausgeprägte Körperspannung habe, weshalb ich beim Ballett angemeldet wurde.

Wie war das damals für dich?

Anfangs war ich kritisch, weil ich Vorurteile hatte und dachte, es sei ein Mädchensport. Damals war ich aber erst neun und noch nicht so weit. Heute bereitet es mir grossen Spass. Und ich bin in einer Tanzschule, in der ich nicht mehr der einzige Bub bin.

«Billy ist, wie ich, eigentlich immer positiv gestimmt»

Moritz Fischli

Hast du jemals ablehnende Reaktionen erlebt, wie Billy Elliot in der Geschichte?

Zum Glück nicht so extrem wie er. Aber ja, es gab in der Schule eine Zeit, in der mich einige Mitschüler aufgezogen und Ballerina genannt haben oder so. Das war mir aber immer egal. Trotzdem wäre es schön, wenn ich mal in der Klasse einen Freund hätte, mit dem ich mich über das Hobby, Figuren und Stücke austauschen könnte.

Erkennst du dich in anderen Aspekten mit deiner Rolle wieder? 

Billy ist, wie ich, eigentlich immer positiv gestimmt, gibt nicht auf und verfolgt immer seine Ziele und das, was ihm Spass macht.

Du wirst schauspielern, steppen, Ballett tanzen und singen. Wo hast du das gelernt?

Teilweise noch gar nicht. (lacht) Steppen lerne ich erst jetzt und auch in der Schauspielerei bin ich unerfahren. Einzig Ballett kann ich ziemlich gut. Beim Rest muss ich noch Gas geben und viel proben.

Was bereitet dir die grösste Schwierigkeit?

Stepptanz, weil die Füsse sehr locker sein müssen. Das ist ganz anders als im Ballett, wo Körperspannung gefragt ist.

Wie sieht nun dein Alltag mit den vielen Proben aus?

Aktuell haben wir nur Camps, also ganze Wochen, in denen wir für das Musical üben. Die richtigen Proben beginnen erst nach den Sommerferien. Aber normalerweise gehe ich sechsmal wöchentlich ins Ballett, einmal ins Contemporary und einmal noch ins Pilates.

«Manchmal hätte ich gerne wie meine Schulkollegen zwischendurch frei, aber dann muss ich ins Training.»

Moritz Fischli

Worauf verzichtest du für deine Passion im Alltag?

Freizeit. Manchmal hätte ich gerne wie meine Schulkollegen zwischendurch frei, aber dann muss ich ins Training. Gleichzeitig mache ich das für meinen Traum, Profitänzer oder Schauspieler zu werden.

Im Sommer kommst du in die Oberstufe – wie verträgt sich der happige Schulstoff nach dem Übertritt mit der Bühnenrolle?

Ich glaube, das wird kein Problem sein, da ich die Sport-Sek besuchen werde. Die Schule ist auf Kinder wie mich, die doppelte Verpflichtungen haben, ausgerichtet.

Wie unterstützt deine Familie dich in diesem Abenteuer?

Bei absolut allem. Am meisten aber bei Formularen und Büroarbeit.

Welche Rolle spielt Tanz bei euch daheim?

Eigentlich keine. Mein Grosi hat früher hobbymässig Ballett getanzt. Ansonsten bin ich der einzige.

«Billy Elliot – Das Musical»

Der Broadway-Hit «Billy Elliot» mit der Musik von Elton John kommt zum ersten Mal in einer deutschsprachigen Inszenierung durch die die MAAG Music & Arts AG auf die Bühne. 

Isabelle Flachsmann, Pasquale Aleardi, Moritz Fischli

Der Cast: Moritz Fischli mit Isabelle Flachsmann und Pasquale Aleardi. 

Roger Hofstetter

Neben Moritz Fischli übernehmen Isabelle Flachsmann (45) und Pasquale Aleardi (52) weitere Hauptrollen. Das Musical ist ab November 2024 zu sehen.

Was sind deine Eltern von Beruf und was möchtest du einmal werden?

Meine Mutter ist Lehrerin am Kurzzeitgymnasium, mein Vater ist Arzt. Ich will aber im Kunst- und Kreativbereich etwas machen. Ursprünglich, also vor dem Musical, wollte ich Balletttänzer werden. Aber ich möchte jetzt mal schauen, welche Türen sich öffnen.

Was willst du mit dem Geld machen, das du mit dieser Rolle verdienst?

Da ich selber elektronische Musik produziere, werde ich mir vielleicht ein neues Programm oder Equipment kaufen dafür. Der Rest kommt ins Sparkässeli.

Toni Rajic von Schweizer Illustrierte
Toni RajicMehr erfahren
Von Toni Rajic am 11. Mai 2024 - 12:00 Uhr