Seit dem gewaltsamen Tod George Flyods, ✝ 46, durch den Polizisten Derek Chauvin im US-Bundesstaat Minnesota Ende Mai gehen weltweit Hunderttausende Menschen auf die Strassen, um gegen Rassismus zu demonstrieren.
An den Kundgebungen unter dem Motto «Black Lives Matter» beteiligt sich auch Tennis-Legende Boris Becker, 52. Doch seit er am 6. Juni 2020 mehrere Videos auf Instagram teilte, die ihn in London an einer Demonstration zeigen, hagelt es für den vierfachen Vater auf Social Media Kritik, insbesondere aus seiner Heimat Deutschland.
Dies will Becker nicht mehr hinnehmen und geht in die Offensive. Im Gespräch mit der «Bild am Sonntag» nahm er gestern Stellung zu den Anfeindungen. «Für mich ist das Thema sehr persönlich. Meine vier Kinder sind alle mixed race», sagt er. Es spiele dabei keine Rolle, ob sein Sohn Noah eine dunklere Hautfarbe habe als Amadeus, sein Jüngster. «Auch die Mütter meiner Kinder haben eine andere Hautfarbe als ich. Wer also Vorbehalte gegenüber der schwarzen Bevölkerung hat, greift mich persönlich an.»
Für ihn sei klar, dass er sich wehren müsse. «Das Erste, was ein Vater macht, ist seine Kinder zu verteidigen. Jeder Mann würde das tun», sagt er bestimmt. Er fände es unglaublich, dass man ihn beleidige, weil er die Gleichbehandlung von Menschen verlange.
Aus seiner Ehe mit Barbara Becker, 53, hat der 49-fache Turniersieger die Söhne Noah, 26, und Elias, 20. Aus einer kurzen Liaison mit Model Angela Ermakova, 52, ging Tochter Anna, 20, hervor. Nesthäkchen Amadeus, 10, stammt aus Beckers Ehe mit Lilly Becker, 42.
Mit dem Thema Rassismus beschäftige er sich, seit er seine erste Frau kennengelernt habe: «Weil ich seither persönlich erlebe, welche Anfeindungen und Benachteiligungen Menschen mit anderer Hautfarbe ertragen müssen.» Auch seine drei grösseren Kinder hätten täglich damit zu kämpfen. Er sei in ständigem Austausch mit ihnen. Amadeus sei zum Glück noch zu jung und nicht so wie seine grossen Geschwister alleine unterwegs – «aber auch er hat sich schon damit auseinandergesetzt und vertritt ganz klare Ansicheten».
Er sehe es als seine Aufgabe, seinen Kindern Stärke zu geben, damit sie Haltung zeigen. «Ich versuche auch, ihnen klarzumachen, dass Rassismus leider immer noch in vielen Teilen der Gesellschaft normal ist und dass das nicht an ihnen liegt, sondern an der Gesellschaft», so Boris Becker im Gespräch mit der Zeitung. Weiter gebe er sich Mühe, seinem Nachwuchs die Enttäuschung und die Wut über die Ungleichbehandlung, die sie erführen, zu nehmen.
«Meine drei Grossen sind aufrichtige, starke junge Erwachsene geworden und Amadeus entwickelt sich gerade zu genau solch einem», so der stolze Vater. Dabei betont er auch den grossen Verdienst der drei Mütter. Rassismus sei ein wichtiges Thema in der Familie Becker. «Hierbei waren wir noch nie unterschiedlicher Meinung. Ganz im Gegenteil.»
Konkret rate er seinen Kindern, sich zu bilden und zu informieren. Je mehr man wisse, desto besser werde man. Er lehne es ab, auf Beleidigungen mit Beleidigungen und auf Gewalt mit Gewalt zu reagieren. «Wenn der Rassist jedoch sieht, dass du ihm beruflich und menschlich drei Längen voraus bist, ist das eine viel härtere Strafe. Das ist meine Botschaft an meine Kinder», so der ehemalige Trainer der Tennis-Weltnummer eins, Novak Djokovic, 33. Deshalb ermutige er seine vier Kinder, die Möglichkeiten, die ihre Mütter und er ihnen geben, zu nutzen und das Beste daraus zu machen. «Sie sollen ihre Art zu leben als Abwehr und gleichzeitig als Antwort auf die Anfeindungen betrachten.»
Boris Beckers Ex-Frau Barbara Becker wurde selbst auch schon rassistisch angefeindet. «Mir wurden Sachen wie ‹Geh doch dahin zurück, wo du herkommst› an den Kopf geworfen», sagt sie im Gespräch mit «Gala.de». Diese Momente seien erschreckend und schockierend gewesen und hätten sie vor allem traurig gemacht, sagt sie. Dennoch wolle sie sich nicht an Rassismus und Diskriminierung gewöhnen. «Da will ich gerne bewusst dünnhäutig bleiben.»
Barbara Becker weiss, dass auch ihre Kinder unter der Farbe ihrer Haut leiden. Vor zwei Jahren wurde Noah von AfD-Politiker Jens Maier auf Twitter als «kleiner Halbneger» diffamiert. «Noah hat Anzeige erstattet und das Schmerzensgeld gespendet.» Dass sie als Mutter stolz auf ihre Kinder ist, merkt man auch auf Instagram. So postete sie ein kraftvolles Bild ihres Ältesten mit der Tänzerin Nikeata Thompson. Die beiden ballen als Zeichen gegen Rassismus und für «Black Lives Matter» eine Hand zur Faust.