Zwillingseltern tendieren dazu, den aussergewöhnlichen Geschwisterstatus ihrer Sprösslinge durch identische Outfits hervorzuheben. Wenn zwei Knöpfe in Doppelausführung herumrennen, sieht das zauberhaft aus, keine Frage. Und so gibt es auch zahlreiche prominente Eltern, die auf den Doppeltes-Lottchen-Effekt setzen.
Tennis-Ikone Roger Federer und seine Frau Mirka scheinen sich die Outfits für ihre Zwillingspaare Myla und Charlene, 11, sowie Leo und Lennart, 6, immer in zweifacher Ausführung zu besorgen
Ex-Miss-Schweiz Christa Rigozzi und ihr Ehemann Gio Marchese lassen ihre Töchter Alissa und Zoe, 4, gerne im modischen Doppelpack auftreten
Pop-Star Mariah Carrey verpasst ihren Twins nicht nur gerne identische Outfits, sie hat auch extrem ähnliche Namen gewählt: Moroccan und Monroe, kurz Roc und Roe.
Der Vorteil der identischen Zwillingslooks liegt auf der Hand: Der Shopping-Aufwand hält sich in Grenzen. Man nimmt einfach alles doppelt, wenn man mal was findet.
Aber gibt es auch Nachteile? Wir haben diese Frage einer Fachperson gestellt. Elian Zürcher von mehrlingsmanagement.ch ist Expertin im doppelten Sinne: als Psychologin berät sie Eltern beim Mehrlingsmanagement, privat ist sie seit 2014 Mutter von Drillingen. Für SI Family hat sie sich Zeit genommen, die FAQ zur Mehrlings-Erziehung zu beantworten.
«Jein. Das Wichtigste ist, dass man sich als Eltern nicht von Vorurteilen und Klischees leiten lässt, sondern auf die Kinder eingeht. Die Faszination von Zwillingen (also bei eineiigen Zwillingen) liegt ja in ihrem nahezu identischen Aussehen. Das kann dazu verleiten, die Kinder gleich anziehen oder auch gleich behandeln zu wollen. Ebenso vermittelt das Umfeld häufig eine solche Erwartung.
Mit gleicher Kleidung werden die Zwillinge natürlich immer als solche wahrgenommen, dessen sollte man sich bewusst sein. Je jünger die Zwillinge sind, desto häufiger werden sie von ihren Eltern gleich angezogen, oder bei Junge-Mädchen-Zwillingen in passenden Outfits gekleidet. Daran ist an sich erstmal nichts Schlimmes. Viele Menschen finden es einfach süss und sind auch wirklich stolz darauf, Zwillinge zu haben. Es mag für sie ein Ausdruck ihrer Freude sein. Andere wiederum entscheiden sich bewusst von Anfang an gegen identische Kleidung, weil sie die Individualität betonen möchten.
«Wird die Integrität der Kinder übergangen, ist dies nicht vorteilhaft»
Elian Zürcher, Psychologin
Im Laufe der Kindesentwicklung wird es immer wichtiger, die Wünsche der Kinder miteinzubeziehen und ein Gespür dafür zu bekommen, was jedes einzelne möchte. Drängt man beispielsweise bei Mädchen-Zwillingen beide immer darauf, passende Kleidchen anzuziehen, obwohl das eine Mädchen lieber Hosen anhat, damit sie besser klettern kann, so übergeht man klar die Wünsche dieses Kindes. Zwillinge (auch eineiige) können völlig unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen haben und das drückt sich oft auch in Kleidung aus.
Wird die Integrität der Kinder übergangen, indem ihnen nicht zugestanden wird, anders auszusehen oder zu sein wie das Zwillings-Geschwisterkind, dann ist dies nicht vorteilhaft. Eltern sollten deswegen genau hinschauen und hinhören. Häufig ist es so, dass die Kinder selbst ihre Zeichen geben, ob sie nun dasselbe wollen, oder eben gerade nicht. Das kann auch altersabhängig und in Phasen verlaufen.
Manchmal sind von den Eltern aber einfach auch pragmatische Entscheidungen gefragt. Sei es, man braucht einen wasserfesten Schneeanzug und das Modell gibt es nur in einer Farbe, dann ist das halt so. Um Zwillinge bewusst unterscheiden zu können, zum Beispiel in der Kita, erweist sich häufig ein Farbcode oder eine etwas andere Frisur als hilfreich, damit Aussenstehende die Kinder besser unterscheiden können.»
Psychologin Elian Zürcher ist Drillingsmutter. In ihrer Praxis in Zug begleitet sie Familien, die ihre Kommunikation und Organisation verbessern wollen. Sie hilft, Beziehungskonflikte zu bearbeiten und Rollenkonflikte zu lösen.
Speziell für werdende Eltern von Zwillingen und Drillingen bietet Elian Zürcher Kurse zur Vorbereitung auf die Geburt und das Familienleben an.